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Die islamische Kultur ist „eine Kultur des Isnad“

Ausgabe 283

Foto: Sakarya Büyükşehir Belediye

Das Gewebe aus Lehrern und Schülern über das islamische Wissen, das durch die ­Zeitalter hindurch übertragen wurde, ist ein anhaltendes Netzwerk. Es ist nicht unterbrochen. Es ist verlässlich und seine Verlässlichkeit wird durch statistische Untersuchung und eine soziale Netzwerkanalyse nachgewiesen.
Ich stellte fest, dass es Verteilungsmuster von Beziehungen gibt, die sich in jeder Generation wiederholen. Und die Menschen, die Teil dieses Gewebes sind, waren sich dieser Struktur nicht bewusst. Sie wurden in meiner Untersuchung („Narrative Social Structure“) zum ersten Mal entdeckt. Im Wesentlichen gibt es eine Kurve, die die ­Beziehungen zu früheren und späteren ­Generationen wie eine Welle zeigt. Es gibt einen Normalverteilungsgraphen – wie eine Schwingung –, der sich auf die Beziehungen zu den frühen Generationen bezieht.
Die Beziehungen werden geringer, wenn es sich um In-Layer-Verbindungen innerhalb derselben Generation handelt. Und  sie nehmen wieder zu, wenn es um die Beziehungen zu späteren Generationen geht. Dies ist wie eine Welle, die kommt und dann wieder abläuft. Dieses Muster wiederholt sich in jeder Generation.
Ich habe ein Netzwerk aus 1.376 Huffadh (jene, die den Qur’an auswendig beherrschen), führenden Hadith-Gelehrten und auch aus Juristen untersucht. Sie verfügten unter sich über rund 14.000 Verbindungen. Außerdem erzeugte ich Datensätze aus dem „Tabaqat Al-Huffadh“ von Adh-Dhabai und von As-Sujutis Buch. Dieses soziale Netzwerk kann als das langanhaltendste seiner Art in der Menschheitsgeschichte gelten. Es gibt in keiner anderen Zivilisation Auf­zeichnungen zu vergleichbaren sozialen ­Geweben.
Aus diesem Grund bezeichne ich die islamische Kultur als eine Kultur des Isnad. Muslime entwickelten dieses System. Sie nutzten es zur Sicherstellung der Verlässlichkeit der Übertragung von Qur’an und Sunna – aber auch ihrer Praxis und Interpretation. Allah, der Allerhöchste, sagt in Seinem Qur’an: „Gewiss, Wir sind es, die Wir die Ermahnung offenbart haben, und Wir werden wahrlich ihr Hüter sein.“ (Al-Hidschr, Sure 15, 9)
Der Schutz des Qur’an ist nicht nur die Bewahrung seiner Aussprache. Denn die Sunna ist der Kommentar des Qur’an, was impliziert, dass auch die Sunna beschützt ist. Ohne Kommentar lässt sich die Offenbarung nicht korrekt verstehen. Wenn man den Text aber falsch versteht, ist dies kein Schutz. Allah, der Allerhöchste, wird auch das korrekte Verständnis des Qur’an schützen. Dieses wunderbare Versprechen wurde durch das System des Isnad verwirklicht. Es dauert an. Unsere Pflicht ist seine Bewahrung und Wiederbelebung.