Die türkischen Çig-Köfte erinnern an den Propheten Ibrahim. Von Sami Alphan

(iz). Ein „unangenehmer“ junger Mann war dieser Ibrahim. Er stammte aus dem engeren Regierungskreis des damaligen Machthabers Nimrod; Sohn des Regierungsbeamten Aser war er. Dies hinderte ihn aber nicht daran, die heidnischen Praktiken der Bevölkerung ständig in Frage zu stellen und sie zur Rechtleitung Allahs einzuladen. Nach Überlieferungen lebte er in der heutigen südosttürkischen Stadt Urfa. Man geht davon aus, dass er die jüngeren Zeiten seines Lebens hier verbracht hat.

Er versuchte ständig, die dort lebenden Menschen davon abzuhalten, Götzen anzubeten, die weder etwas sagen konnten noch irgendwie den Menschen behilflich waren. Als seine Landsleute samt des Königs Nimrod gegen Ibrahim und seinen gottgeleiteten Scharfsinn keine Argumente zu liefern im Stande waren, „riefen sie: ‘verbrennt ihn und verteidigt eure Götter, falls ihr etwas tun wollt’“ (Al-Anbija, 68 ff.). Vorbereitungen wurden getroffen, doch Ibrahim war zuversichtlich, dass ihm die Machthaber keinen Schaden zufügen konnten, „es sei denn, Allah wollte es“ (Al-An’am, 80).

Die Hölzer wurden gesammelt, ein riesiges Feuer wurde vorbereitet und Ibrahim an ein Katapult befestigt. Es herrschte eine Feststimmung; Nimrod und sein Regierungskader, die Priester der heidnischen Religion, die Menschen dort hatten sich alle versammelt und freuten sich auf die Verbrennung Ibrahims im lodernden Feuer. Auf Befehl Nimrods wurde Ibrahim dann ins Feuer katapultiert. Das Feuer aber bekam die Anweisung Allahs, seines Schöpfers, des Schöpfers von Ibrahim, von Nimrod, von allem, was auf der Erde ist und des ganzen bekannten und unbekannten Universums: „Oh Feuer, sei kühl und unschädlich für Ibrahim“ (Al-Anbija, 69).

Das Feuer erlosch und verwandelte sich in Wasser, und die Hölzer zu Fischen, die man in Urfa heute noch in der Khalilu’r-Rahman-Moschee betrachten kann. Die Menschen waren wie paralysiert, machten sich gegenseitig Vorwürfe, dass sie doch an Ibrahim glauben sollten und er doch Recht hatte. Alle gingen zu ihren Häusern zurück und wollten das Abendessen zu sich nehmen. Es herrschte aber in allen Häusern der Stadt dasselbe Problem: Es war nicht mehr möglich, Feuer anzuzünden. Vergeblich hat man stundenlang versucht, zu kochen oder zu backen.

Dann versuchte man, mit den Vorräten aus dem Speicher eine Mahlzeit vorzubereiten, bei der man das Feuer nicht braucht. Man holte Weizengrütze, Salz, Pfeffer, scharfes Paprikapulver, Wasser, gehackte Zwiebeln, mageres Wildfleisch von Gazellen, Schnittlauch und Petersilie und knetete es zu einer Paste, die man so essen konnte.

Gerne erzählen die Bewohner von Urfa diese Geschichte zu ihrer berühmtesten Speise, „Çig-Köfte“ (sprich: Tschii-Köfte), die gerne vorbereitet wird, wenn türkische Männer zusammenkommen und wenn man es kulinarisch so angenehm wie möglich machen will. Einfach übersetzt heißt dies so viel wie „rohe Frikadelle“, da man gerne das Wort Köfte mit Frikadellen wiedergibt. Aber gemeint ist viel mehr rohe, geknetete Weizengrützenpaste mit rohem Fleisch.

Zutaten
• 2 Glas Weizengrütze (je Person ein halbes Wasserglas feine Weizengrütze). Und dann eigentlich dem entsprechend so viel von den folgenden Zutaten, dass ein dunkelrotes und scharfes Gericht zustande kommen kann.
Als Richtlinie für den Anfang gilt folgendes:
• 300 g Mageres Rindergehacktes für Köfte (mehrere Male durch den Fleischwolf gehen lassen)
• 2-3 Esslöffel Tomatenmark
• 3-4 Mittelgroße Zwiebeln
• 2-3 Knoblauchzehen
• 2-3 Fleischtomaten oder 3 Esslöffel Tomatenmark
• 3-4 Esslöffel scharfes Paprikapulver
• Salz
• Ein Bund Petersilie
• 3-5 Stücke Schnittlauch
• Für die Garnitur: Salat und Gurken
• Eine Schüssel mit hohen Kanten (inzwischen gibt es speziell für Çig-Köfte entwickelte Schüsseln mit rilligem Boden)
• 2 kräftige und geduldige Hände

Zubereitung
Zuerst Tomatenmark beziehungsweise pürierte Fleischtomaten, Paprikapulver, ein paar Prisen Salz mit Zugabe von Wasser miteinander mischen, dann das Gemisch mit Weizengrütze erneut mischen und mit gehackten Zwiebeln und Knoblauch das Ganze etwa 20 Minuten lang unterkneten, sodass Grütze sich zwischen den Zähnen weich fühlen und beim Durchbeißen nicht mehr knistern.
Wenn das Gemisch beim Kneten trocken wird, die Hand ins Wasser tauchen und dies dann über das Gemisch träufeln und weiter kneten. Danach das Fleisch nehmen, in das Gemisch mischen und langsam unterkneten, sodass es sichtlich nicht mehr bemerkbar ist.
Wenn das ganze zu einer festen Paste geworden ist (prüfen kann man das unter anderem, indem man die Paste auf den Schüssel presst und danach mit ihr zusammen die Schüssel heben kann), den klein gehackten Schnittlauch und Petersilie nehmen und so unterkneten, dass sie zwar zu sehen, aber beim Essen nicht mehr mit den Zähnen in der Paste zu fühlen sind.
Man kann als Vegetarier auch zum Beispiel zu der Alternative mit Eiern greifen, indem man das Fleisch mit aus 3-4 Eiern vorbereitetem Spiegelei ersetzt, dabei aber die Eier nicht so durchmischt, dass sie nicht mehr zu erkennen sind.
Zu allerletzt kann man die Paste in der Handinnenfläche zu mittelgroßen Portionen formen und mit Salatblättern und Gurken servieren.

Zu Çig-Köfte trinkt man Ayran, der im traditionellen Geschmack auch in Deutschland verkauft wird. Die Knetarbeit ist anstrengend und schweißtreibend, daher sollte jemand dem Kneter assistieren und ihm den Schweiß von der Stirn wegtupfen, sowie ihm die Zutaten etc. reichen. Wenn man es nicht so oft macht, sollte man sich auch nicht wundern, wenn es beim ersten Mal nicht so ganz klappt.

Damit ein Geschmacksabgleich möglich ist, sollte man es zuvor einmal gegessen haben, und das am besten von einem aus Urfa Stammenden zubereitet. Obwohl Çig-Köfte inzwischen in vielen Varianten in verschiedenen türkischen Städten zubereitet wird, sind die Menschen aus Urfa wählerisch und setzen bestimmte Kriterien voraus, damit sie von fremder Hand vorbereitete Çig-Köfte überhaupt essen.

Zum Beispiel muss sie von nur einer einzigen Person geknetet werden. Ein Wechsel der knetenden Hand verderbe den Geschmack. Man soll nicht zu lauwarmem Wasser greifen, weil dadurch einfacher und schneller geknetet wird. Und es sollte frisch gegessen werden; Çig-Köfte mit rohem Fleisch, das älter ist als eine halbe Stunde ist eher nicht mehr zu genießen und gehört in die Mülltonne. Verschwendung? Nein, denn es bleibt in der Praxis meist ohnehin nichts übrig!

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