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DITIB: Neuanfang oder ein bloßes „weiter so“?

Foto: DITIB.de

(iz/ots). Der deutschtürkische Moscheeverband DITIB (Türkisch-Islamische Union), dem seitens der Politik und von Medien seit geraumer Zeit eine politische Fernsteuerung aus Ankara vorgeworfen wird, hat am 4. Januar einen neuen Vorstand gewählt. Damit wolle man, so die Organisation in ihrer Stellungnahme, „die seit nahezu drei Jahren andauernden Debatten entschärfen und einen Neuanfang starten“.
Die seit 2016 abgelaufenen Entwicklungen, die selten von dem Dachverband ausgegangen seien, hätten aufgrund falscher Darstellungen zu missverständlichen Deutungen geführt. Das Ergebnis sei eine Eskalation des Austausches zwischen der DITIB und der Politik gewesen. Das werde „dem gesellschaftlichen Beitrag der DITIB“ nicht gerecht.
Eine Folge des Streites zwischen Berlin und Ankara, in dessen Einzugsbereich deutschtürkische, muslimische Communities geraten sind, war die erkennbare Verschlechterung von „Anerkennungsprozessen der Muslime in vielen Bundesländern“. Dies habe seinerseits bei den Betroffenen ein „starkes Gefühl der Ausgrenzung“ hervorgerufen.
„Die Diskussionsatmosphäre zum Thema Islam und Muslime, die auf ein ‘wir’ und ein ‘ihr’ reduziert wird, wobei die Muslime als Gegner und als ein Problem wahrgenommen werden, schadet nicht nur den deutschen Muslimen, sondern vergiftet zunehmend unsere Debatten- und Gesellschaftskultur“, heißt es. Eine Deeskalation und eine Rückbesinnung auf Sachthemen sei dringend notwendig. Sie müsse den Menschen ins Zentrum der Diskussionen und Planungen stellen, sowie den gegenseitigen Respekt zum Leitgedanken haben.
Hierbei werde, so die Ankündigung des neuen Vorstands, man seine Verantwortung als Religionsgemeinschaft in den Vordergrund der eigenen Tätigkeiten rücken, und die notwendigen Schritte einleiten, „um die Anerkennung als Religionsgemeinschaft und als weiteren Schritt auch die Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts wieder aufleben zu lassen und voranzubringen“. Mit solchen Maßnahmen, wie einem Fortschritt auf dem Gebiet der institutionellen Anerkennung von DITIB-Landesverbänden, gehe der Dachverband nach eigenen Worten wichtige Schritte, welche die institutionelle wie soziale Eingliederung von Muslimen voranzubringen. Darüber hinaus wolle man die Kooperationen mit anderen muslimischen Religionsgemeinschaften anstreben und erweitern.
Trotz aller Kritik, der in der Vergangenheit eher verhalten von den Kölnern begegnet wurde, sieht sich der deutschtürkische Dachverband immer noch als „der stärkste und wichtigste Garant für einen quellen- und vernunftsorientierte moderate Auslegung“ des Din – „im Sinne der Gesamtheit der Muslime“. Dafür wolle man zukünftig einen tieferen Austausch „mit Partnern aus Politik, Gesellschaft und Presse“ pflegen.
Volker Beck widerspricht
Der Grünen-Politiker Volker Beck, Lehrbeauftragter am CERES Centrum für Religionswissenschaftliche Studien der Ruhruniversität Bochum, nannte den Erneuerungsanspruch des gerade gewählten Ditib-Vorstands „einen Witz“.
„Von Neuorientierung und Aufarbeitung keine Spur“, sagte Beck dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er verwies darauf, dass der Vize-Vorsitzende Dilek mindestens zwischen 2014 und 2017 in Köln als Religionsattaché tätig war. Damit fiel die Übermittlung von Dossiers über Kritiker der türkischen Regierung, die von Ditib-Imamen zusammengestellt worden waren, Ankara in Dileks Zuständigkeit.