Dreitägiger ZDF-Programmschwerpunkt zum Thema Datensicherheit. Von Katharina Dockhorn

Mainz (KNA). George Orwell und Haldur Laxness hätten ihre Freude. In ihren finstersten Visionen werden sie durch den kleinen Staat Bahrein bestätigt. Die Regierung ließ in den vergangenen Monaten Dutzende Oppositionelle verhaften und foltern, die ihr Recht auf freie Meinungsäußerung in den Sozialen Netzwerken wahrnahmen. Schnell haben die Machthaber offenbar gelernt, die neuen Medien für ihre Zwecke zu missbrauchen. Der Arabische Frühling, bei dem sich Demonstranten über Twitter & Co verabredeten, soll nicht auf weitere Länder übergreifen.

Elmar Theveßen, ZDF-Geheimdienst-Experte, führt dies als Negativbeispiel für den Missbrauch von Daten aus dem World Wide Web an. Seit den Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden ist vor allem in Deutschland ein neues Bewusstsein für diese Gefahren entstanden. Zum ersten Jahrestag der erstmaligen Veröffentlichung von Dokumenten des Amerikaners durch internationale Medien hat das ZDF einen dreitägigen Programmschwerpunkt zusammengestellt, dessen Sendungen vom 26. bis 28. Mai ausgestrahlt werden. Zu den Höhepunkten gehören Theveßens zweiteilige Dokumentation „Verschwörung gegen die Freiheit“ (Teil 1: „Big Brother und seine Helfer“ am 27. Mai um 20.15 Uhr; Teil 2 „Big Brother im Weißen Haus, am 28. Mai um 22.45 Uhr), die in Kooperation mit den US-Sender CBS entstand, sowie der niederländische Spielfilm “App„ am 26. Mai um 22.15 Uhr.

Bobby Boermans Thriller “App„ bietet in seiner Vision zur künstlerischen Intelligenz und Fortschritten der Technik bereits Fernsehen der Zukunft. Die Zuschauer können sich zur Ausstrahlung des Films eine App herunterladen, auf der Videos weiterführende Informationen zur Handlung anbieten. Die App lässt sich nach Ende des Films problemlos deinstallieren. Ganz im Gegensatz zur App “IRIS„, die die Philosophie-Studentin Anna Rijnders im Film niemals auf ihrem neuen Handy installiert hat und auch nicht löschen kann. Zunehmend übernimmt das kleine Programm die Regie in ihrem Leben. An der Uni flüstert die App ihr ungefragt die Antworten ins Ohr, löst aber auch eine Reihe mysteriöser Todesfälle aus.

Sachlich und fundiert geht Theveßen mit seiner Dokumentation ans Werk. Mit seinen Kollegen hat er Fakten über die Sammelwut von Geheimdiensten und Internetsuchmaschinen für “Big Brother und seine Helfer„ (27. Mai, 20.15 Uhr) sowie “Big Brother im Weißen Haus (28. Mai, 22.45 Uhr) zusammengetragen. Sie zeigen, wie eng die Verflechtungen von Informationsauswertung, Wirtschaft und Politik bereits heute sind und welche Gefahren lauern. Der gläserne Mensch, dessen Wünsche gesteuert werden, rückt in greifbare Nähe.

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Teil 1 dokumentiert, dass die großen Internet- und Kommunikationsfirmen ebenso wie die Geheimdienste jede verfügbare Information sammeln. Sie wissen, wie ihre Nutzer ticken. Ebenso wollen Geheimdienste wissen, wie die Bürger denken. Die Auswertung der Daten dient ähnlichen Zwecken – die einen wollen Produkte gezielt entwickeln, die Auswertung von Erkenntnissen der Geheimdienste beeinflusst die Politik. Snowdens Dokumente lassen eine enge Kooperation vermuten. Geheimdienste haben bei den Internetfirmen spioniert, oder hoch sensible persönliche Daten wurden ihnen zur Verfügung gestellt.

Um die Vorteile der vernetzten Welt weiter zu nutzen, sollte sich jeder überlegen, welche Daten und Inhalte er an Dritte weitergibt, meint Theveßen. Auch eine teure Verschlüsselung sei vor Hackern und Geheimdiensten nicht ausreichend geschützt. Er plädiert zudem für eine Änderung auf politischer Ebene in der EU. Bislang müssen Nutzer der Weitergabe ihrer Daten widersprechen. Für den Verbraucher wäre es günstiger, wenn er aktiv der Weitergabe zustimmen müsste und jede illegale Nutzung zu drakonischen Strafen führen würde. Doch schon heute könne sich jeder schützen, indem er wieder mehr persönlich, von Mensch zu Mensch kommuniziert.