Das Gedenken an Allah als Mittel gegen zerstörerischen Zorn

Ausgabe 238

(iz). Es gibt mehr als 40 Ahadith [prophetische Berichte], in denen von Zorn die Rede ist. Das ist eine Eigenschaft, die der Prophet, Allahs Heil und Segen auf ihm, verboten hat. Wirklich stark ist derjenige, der seinen Zorn beherrscht und nicht einer, der stark im Kampf ist. Der Kämpfer ist physisch stark, wenn man aber sein Selbst beherrscht (das heißt, bezwingt), ist man innerlich stark. Und das ist das wichtigste.
Wann gilt es, solche Geduld zu üben? In einem Hadith heißt es: „Geduld gilt es im Augenblick des ‘ersten Schlages’ zu haben.“ Wenn jemanden eine schlechte Nachricht erreicht, gewöhnt er sich nach einer Weile an diesen Umstand, passt sich an und akzeptiert die Lage. Der Mumin aber tut dies bereits im Augenblick, da ihn die Nachricht erreicht, und nicht erst später.
Es gibt eine Eigenschaft, die, wenn man sie sich aneignet, einer prophetischen gleicht. Diese Qualität, die unter den Charaktereigenschaften den Rang ihres Oberhauptes, ihres Sayyid, hat. Das ist Hilm, die Milde. Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, sagte: „Der Halim, der Milde, ist beinah ein Prophet.“ Und er sagte: „Hilm, die Milde, ist der Meister aller Eigenschaften.“
Wenn man mild ist und den Zorn meidet, denkt man ruhiger, entscheidet korrekter, bezieht eine ausgeglichene und eine gerechte Position, irrt nicht ab, ist nicht ungerecht, übertreibt nicht, missbraucht nichts und niemanden. Und wenn man jemandem eine Gegenleistung erbringt, geschieht es überlegt. Wenn man lobt oder kritisiert, geschieht es auch überlegt.
Verliert man die Kontrolle, nimmt die Nafs Überhand, dann kann alles Handeln zu einem schlechten Ende führen. Wenn man zornig ist, verwandelt man sich in einen Anderen, und hält sich an keine Denkregel, hat eine lose Zunge und auch eine lockere Hand. So kann der Zorn zu Ergebnissen führen, die einem später missfallen werden.
Es gibt Situationen, in denen man aufgrund falscher Informationen oder überschnellen Schlüssen zornig wird und später die Wahrheit erkennt und bereut. Und das ist eine schlimme Sache. Allah der Erhabene sagt in der Sure Hudschurat: „Oh ihr Muminin, wenn euch ein Fasiq eine Kunde bringt, dann schafft Klarheit darüber, damit ihr Leute nicht in Unwissenheit beschuldigt, und dann später das, was ihr getan habt, bereut.“
Daher sollte man eine negative Nachricht überprüfen und sich versichern, oder Beweise fordern. Wer an seinem Bruder etwas sieht, das offensichtlich ungewöhnlich ist, dann sollte man eine gute Meinung von ihm wahren, bis Klarheit besteht. Die gute Meinung ist eine der schönsten Eigenschaften, die man als Muslim haben kann. Möge Allah mit dem barmherzig sein, der sagte: „Es gibt zwei Eigenschaften, die keine andere gepriesene Eigenschaft überragt: Die gute Meinung über Allah, und die gute Meinung über seine Sklaven. Verkörpere diese beiden Eigenschaften und sei nicht stur und aufsässig.“
Eine der größten Tore zur Erleichterung sowie der schnellste und nützlichste Weg dahin, ist die Erinnerung an Allah (arab. Dhikru’llah). Er poliert die Herzen, ist der Schlüssel der Tür der Eingebung und der Weg, auf dem die Manifestationen zu den Herzen gelangen. Durch Dhikr geschieht Charakterbildung und -festigung. Der Muslim grämt nicht, sorgt sich nicht, oder ist nicht betrübt, außer über sein Vergessen in der Erinnerung Allahs. Ghafla, die Vergesslichkeit, jedoch ist der Schlüssel zu Trauer und Kummer.
Allah der Erhabene sagt sinngemäß: „Jene, die Iman haben und deren Herzen durch ­Dhikru’llah zur Ruhe kommen – und nur durch Dhikru’llah kommen die Herzen zur Ruhe.“ Imam Bukhari und Imam Muslim überlieferten, dass der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, sagte: „Allah der Erhabene spricht: ‘Ich bin der Erwartung, der Meinung meines Sklaven über Mich. Ich bin bei ihm, wenn er Meiner gedenkt. Wenn er Meiner bei sich im Stillen gedenkt, gedenke Ich seiner bei Mir, und wenn er mich in einer Versammlung erwähnt, dann erwähne Ich ihn in einer besseren ­Versammlung.’“
Und Imam At-Tirmidhi überlieferte die folgenden Worte des Propheten: „‘Soll ich euch über eine Tat informieren, die für euch die beste Tat, bei eurem König die reinste Tat und die höchste eurer Ränge ist, und besser als das Spenden von Gold und Silber, und die Begegnung mit dem Feind auf dem Schlachtfeld und dass ihr einander erschlagt?’ Sie sagten, ‘Sicher!’ Und er sagte: ‘Es ist Dhikru’llah.’“ Imam Muslim überliefert, dass der Prophet, Allahs Heil und Segen auf ihm, sagte: „Es gibt keine Versammlung von Menschen, die sich zum Dhikru’llah trifft, außer dass die Engel sie umgibt, Barmherzigkeit sie bedeckt, die Engel auf sie herabkommen und Allah sie bei jenen erwähnt, die bei Ihm sind.“
Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ermutigte zur Erinnerung an Allah sowohl laut, als auch leise.
Und die Gelehrten stimmen darin überein, dass der laute, also hörbare Dhikr, besser ist. Vorausgesetzt, es handelt sich dabei nicht um Zurschaustellung beziehungsweise man stört niemanden, der betet, Qur’an rezitiert, oder schläft. Auf diesen Vorzug des lauten Dhikr wird in mehreren Überlieferungen hingewiesen. So das Hadith Qudsi, das vorhin erwähnt wurde, in der Allah der Erhabene sagt, dass Er in der Erwartung seines Sklaven über Ihn ist und sagt: „… und wenn er mich in einer Versammlung erwähnt, dann erwähne Ich ihn in einer besseren ­Versammlung.“
Und der Dhikr in der Versammlung ist laut. Von Zaid ibn Aslam wurde überliefert: „Ibnu Adra sagte: ‘Ich ging eines Nachts mit dem Propheten, Allahs Frieden und Segen auf ihm, und er bemerkte, dass ein Mann in der Mosche laut sprach. Ich sagte, ‘Oh Gesandter Allahs, vielleicht ist das jemand, der nur angibt.’ Er antwortete: ‘Nein, er ist vielmehr ein Flehender.’“
Was die Versammlung zum Angedenken Allahs betrifft, so haben wir eine sehr klare Überlieferung darüber, aber es gibt sehr viele mehr. Hier soll nur eine erwähnt sein. Imam Muslim und Hakam überlieferten von Abu Huraira, wonach der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, sagte: „‘Allah hat Engel, die über das Land ziehen, und nach Versammlungen für den Dhikr suchen, und wenn sie so eine Versammlung finden, dann umgeben sie diese Versammlung mit ihren Flügeln, und türmen sich auf bis zum Himmel. Und Allah der Erhabene fragt sie: ‘Woher kommt ihr?’ Sie sagen: ‘Wir kommen von einer Versammlung deiner Sklaven, die mit ‘Subhanallah’, ‘Allahu Akbar’, ‘Alhamdulillah’ und ‘La ilaha illa’llah’ Deiner gedenken. Sie bitten Dich um eine Sache, und bitten Dich um Schutz vor einer Sache.’ Er fragt sie: ‘Und was ist es, worum sie bitten?’ Sie sagen: ‘Sie bitten Dich um den Garten.’ Er fragt: ‘Haben sie ihn denn gesehen?’ Sie sagen: ‘Nein, Oh Herr!’ Er sagt: ‘Und wie wäre es, wenn sie ihn gesehen hätten?’ Dann fragt er: ‘Und wovor suchen sie Schutz?’ Sie sagen: ‘Vor dem Feuer.’ Er fragt: ‘Haben sie es denn gesehen?’ Sie sagen: ‘Nein.’ Er sagt: ‘Und wie wäre es, wenn sie es gesehen hätten? Bezeugt, dass Ich ihnen vergeben habe und ihnen gebe worum sie bitten und sie vor dem beschütze, wovor sie Schutz suchen.’ Die Engel sagen: ‘Es war unter ihnen einer, der sich unter sie verirrt hatte und nicht wirklich einer von ihnen war.’ Er sagt: ‘Auch ihm habe ich vergeben, denn dies sind Leute, dass wer mit ihnen sitzt nicht unglücklich ist.’“