Erdbeben: Nach dem schweren Beben in Marokko wollten Organisationen aus Deutschland helfen. Das geht trotz Schwierigkeiten über Umwege.
BONN (KNA/CARE Deutschland/iz). Auch ohne offizielles Rettungsgesuch haben Hilfsorganisationen aus Deutschland Unterstützung für Erdbebenopfer in Marokko angekündigt. Erste Maßnahmen vor Ort sind angelaufen, wie der Geschäftsführer des Aktionsbündnisses Katastrophenhilfe, Dominique Mann, auf Anfrage am 11. September mitteilte.
Hilfen für Erdbebenopfer sind angelaufen
Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe kann seine Unterstützung laut Mann über Partner vor Ort wie Caritas Marokko und Roter Halbmond organisieren. Bei ihnen handelt es sich um marokkanische Organisationen. „Wenn eine Organisation keine Partner vor Ort hat und Mitarbeiter aus Deutschland schicken müsste, ist das schwierig und derzeit nicht möglich“, so Mann.
Wesentlich sei derzeit die Versorgung von Menschen mit überlebenswichtigen Dingen wie Trinkwasser, Medizin und Notunterkünften. An der Bergung von Verschütteten seien die Organisationen aber nicht beteiligt.
Foto: Islamic Relief Canada
Andere sind über Ableger vor Ort
Die Hilfsorganisation Care ist nach eigenen Angaben über ihre marokkanischen Ableger mit Nothilfeteams aktiv. „Die letzten Nächte in Marokko waren schrecklich. Hunderte Menschen schlafen auf der Straße oder liegen mit Decken in Parks, weil sie Angst haben, nach Hause zu gehen“ sagte die Generalsekretärin von Care Marokko, Hlima Razkaoui.
„Neben den enormen physischen Verwüstungen wiegt vor allem auch der emotionale Schaden, der von dem erlebten Grauen und der ausgestandenen Angst verursacht wurde, sehr schwer.“
Das Erdbeben mit einer Stärke von 6,8 hatte das Land am späten Freitagabend getroffen und schwere Schäden angerichtet. Nach derzeitigen Angaben starben mehr als 2.100 Menschen, Hunderte weitere werden vermisst. Das Epizentrum des Bebens lag etwa 72 Kilometer südwestlich von Marrakesch im dünn besiedelten Atlas-Gebirge. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass mehr als 300.000 Menschen in Marrakesch und umliegenden Gebieten betroffen seien.
Foto: CARE Deutschland
Überlebende brauchen Kälteschutz
Tausende Familien, die aufgrund des schweren Erdbebens in Marokko alles verloren haben, harren seit Tagen im Freien aus. Die internationale Hilfsorganisation CARE ist über diese menschenunwürdige Situation äußerst besorgt und fordert, dass schnellstmöglich Unterstützung für winterfeste sichere Unterkünfte zur Verfügung gestellt wird.
„Die erste Phase der Nothilfe konzentrierte sich auf die Rettung von Menschenleben und die Versorgung der Überlebenden mit Nahrungsmitteln. Jetzt treten wir in die zweite Phase ein und in dieser ist es unerlässlich, die Überlebenden mit sicheren Unterkünften zu versorgen“, erklärt Hlima Razkaoui, Länderdirektorin von CARE Marokko.
„Die Häuser der Überlebenden sind entweder zusammengebrochen oder haben gefährliche Risse. Familien mit kleinen Kindern schlafen im Freien und haben teilweise noch nicht einmal Decken, um sich zuzudecken. Die Nächte sind bereits kalt. Angesichts des einsetzenden Regens und des nahenden Winters benötigen diese Menschen jetzt Unterstützung.“
Die Auswirkungen des Bebens waren insbesondere auf Gebäude verheerend. In der Region Tamgounssi, 52 km von Marrakesch entfernt, sind viele der aus Lehm und Holz gebauten Häuser eingestürzt. „Selbst als unser Haus noch stand, hatten wir Mühe, uns im langen Winter warm zu halten“, sagt Fatiha el Bahi, eine 36-jährige Mutter von drei Kindern.
„Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie wir den Winter jetzt überstehen sollen. Der Wetterbericht sagt schwere Regenfälle voraus und ich weiß nicht, wie wir das überstehen sollen.“
Foto: Neuköllner Begegnungsstätte e.V. – Dar Assalam
Muslime sollen am Freitag für Libyen und Marokko spenden
Muslime in Deutschland sollen sich am Freitagsgebet beteiligen und dabei für die Menschen in Libyen und Marokko spenden. Dazu hat der Koordinationsrat der Muslime (KRM) am Donnerstagabend in Köln aufgerufen.
In vielen deutschen Moscheen würden Spenden gesammelt für die Opfer von Erdbeben und Überflutungen und deren Angehörige.
Zum KRM gehören neben dem Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) und dem Islamrat die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), der Verband der Islamischen Kulturzentren, die Union der Islamisch Albanischen Zentren in Deutschland und der Zentralrat der Marokkaner in Deutschland.