Essay: Allah würdigte die Geschlechter in iher Einzigartigkeit

Ausgabe 216

„Gewiss, der Geehrteste von euch bei Allah ist der Gottesfürchtigste von euch.“ (At-Tauba, 13)

Als ein Gefährte des Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, die Botschaft des Islam in eine Stadt brachte, fasste er dies in sehr schöne Worte: „Ich bin gekommen, um euch vom Dienst gegenüber den Sklaven zu befreien und euch den Dienst am Herrn des Sklaven zu bringen.“ Hier ist der Schlüssel zur Ermächtigung und der einzige Weg zur Befreiung.

In dem Augenblick, in welchem wir etwas anderem als unserem Schöpfer erlau­ben, Erfolg, Scheitern, Glück oder Selbstwert zu formulieren, treten wir in eine stille, aber destruktive Form der ­Sklaverei ein. Es wird diese Sache sein, die mich kontrolliert. Sie wird zu meinem Herrn.

Im Laufe der Zeit hat dieser „Meister“, der den Wert einer Frau definiert, viele Formen angenommen. Einer der dominantesten Standards ist der Standard der Männer. Wie oft vergessen wir doch, dass Allah die Frauen geehrt hat, indem Er ihnen einen Wert in Beziehung zu Ihm zuwies – nicht in Beziehung zu Männern. Einige Ideologien haben Allah aus ihrem Weltbild verbannt, sodass kein Standard blieb als der männliche. Als Ergebnis war die Frau gezwungen, ihren Wert in Relation zu einem Mann zu ­finden. Indem sie das tat, akzeptierte sie eine falsche Annahme, wonach der Mann der Standard sei. Demnach könne eine Frau kein vollwertiger Mensch sein, bis sie wie ein Mann wird.

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Es wurde vergessen, dass Allah ­Frauen wie Männer in ihrer Unterschiedlichkeit würdigt – nicht in ihrer Eintönigkeit. Nehmen wir Männer als Standard, dann wird alles einzigartig Weibliche plötzlich per Definition zu etwas ­Minderwertigem. Sensibilität ist eine Beleidigung. Eine Vollzeitmutter zu sein wird zu einer Herabwürdigung. In der Schlacht zwischen stoischer Rationalität (die als männlich gilt) und selbstlosem Mitgefühl (die als weiblich betrachtet wird), regiert die ­Rationalität.

Wenn wir es unwidersprochen hinneh­men, dass alles, was ein Mann hat oder tut, besser ist, dann folgt nur noch eine reflexartige Reaktion: Wenn die Männer es haben, wollen wir es auch. Wenn die Männer in den vorderen Reihen beten, dann wollen wir ebenfalls dort beten. Wenn Männer das Gebet leiten, dann glauben wir, dass der Imam Allah näher sei. Also wollen wir auch das Gebet führen. Irgendwann im Verlauf dieser Entwicklung akzeptierten wir die Vorstellung, dass eine Führungsrolle ein ­Verweis auf den Rang bei Allah sei.

Aber eine muslimische Frau muss sich nicht derart herabwürdigen. Ihr Bezugs­punkt ist Allah. Er gibt einen Wert. Sie braucht keinen Mann, der dies für sie tut. Als Frauen werden wir eine wirkliche Befreiung erst dann erreichen, wenn wir damit aufhören die Männer nachzuäffen und die Schönheit unserer, von Allah verliehenen Einzigartigkeit zu ­respektieren.

Der Wert einer Frau wird nicht durch ihren Hüftumfang bemessen und auch nicht durch die Zahl der Männer, die sie mögen. Ihr Stellenwert als Mensch bemisst sich anhand eines höheren ­Maßes: Rechtschaffenheit und Furcht vor Allah. Der Sinn ihres Lebens ist – egal, was die Modemagazine sagen – ein bisschen ­verfeinerter, als nur für die Männer gut auszusehen. Unsere Vervollständigung kommt von Allah und von der Beziehung zu Ihm. Und trotzdem wird uns von klein auf vermittelt, dass wir niemals vollkommen sein werden, bis ein Mann kommt. Wie Aschenputtel wird uns gelehrt, dass wir hilflos seien, bis der Prinz zu unserer Rettung kommt. Kein Prinz kann uns vervollkommnen und kein Ritter kann uns retten. Nur Allah kann dies.

Euer Prinz ist nur ein Mensch. Allah mag ihn als Gefährten entsenden, aber nicht als Retter. Unsere Rettung und Vervollständigung finden sich in Seiner Nä­he, nicht in der Nähe zu einem geschaffenen Wesen. Nicht in der Nähe zu einem Prinzen, oder zu Mode, Schönheit oder Stil.

Bei der Beantwortung der Frage, wo und wie eine Frau Ermächtigung ­finden kann, komme ich zur Aussage des Prophetengefährten zurück. Wahre Befreiung und Ermächtigung finden sich in der Befreiung des Selbst von allen anderen Meistern und allen anderen Definitionen. Unser Wert, unsere Ehre, unser Heil und unsere Perfektion finden sich nicht bei den Sklaven.

Sondern beim Herrn der Sklaven.