Experte warnt vor „Staatsislam“ an Universitäten

Berlin (KNA). Mit Blick auf die neuen Zentren für islamische Theologie hat der Osnabrücker Islamwissenschaftler Bülent Ucar vor einem „Staatsislam“ gewarnt. Wenn die Moscheegemeinden in den Beiräten der Institute nicht angemessen vertreten seien, drohe eine „Bevormundung des Staates im Gewande der Universitäten“, sagte Ucar der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch in Berlin. Der Bildungsausschuss des Bundestages debattiert am Mittwoch über Erfahrungen mit den Zentren. Im vergangenen Jahr wurden vier errichtet, Ucar leitet die Einrichtung in Osnabrück.

Für den dortigen Standort zog er ein positives Fazit. Es sei gelungen, über 90 Prozent der Moscheegemeinden in den Beirat einzubinden und damit eine „echte Vertretung“ des Islam zu organisieren. „Wir haben auch an der Universität die gleichen Rechte wie die christlichen Theologen“, so der Koran-Gelehrte.

Ucar kritisierte, dass an anderen Standorten Beiräte ohne Beteiligung der Moscheegemeinden gegründet worden seien. Bei einigen Konstruktionen habe er „erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken“, so der Wissenschaftler. Wenn die Religionsgemeinschaft nicht angemessen stark eingebunden sei oder mehrheitlich unabhängige Persönlichkeiten berufen würden, könne man nur von Religionswissenschaft sprechen, aber nicht von Theologie. Das aber sei nicht die Intention des Projekts gewesen.