Gedanken vor den Wahlen 2017

Foto: Levante Verlag

Berlin (iz). Ich mache mir echte Sorgen. Der Grund sind die Wahlen 2017. Ende September ist es soweit: die Bundestagswahlen. Wir, die Bürger der Bundesrepublik, wählen Politiker, die für unsere Zukunft in den kommenden vier Jahren eine enorme Verantwortung tragen.
Ob sie ihrer Verantwortung gerecht werden und diese in die Tat umsetzen oder nicht, bleibt dahingestellt. Aber wir, das Volk, geben ihnen unsere Stimme. Wir übertragen ihnen eine große Verantwortung und einen Berg an Aufgaben, viele Entscheidungen, die sie für uns und in unserem Namen treffen. Wer werden diese Politiker sein?
Wie sie heißen werden und woher sie kommen und wie sie aussehen wäre mir persönlich unwichtig, welche Haltung sie haben werden und wofür sie sich einsetzen werden bleibt mir jedoch wichtig. Aber noch mehr macht mir etwas etwas anderes Sorge: Viele Menschen glauben tatsächlich, dass die Demokratie bei uns schon immer einfach so existierte und der Wohlstand und Fortschritt uns in die Wiege gelegt wurden. Unsere deutsche Geschichte und ihre Entwicklungen vor und nach dem Krieg werden vergessen, verdrängt und von einigen neuerdings ebenso komplett ignoriert.
Wir verlieren den Bezug zur eigenen Realität, aber ebenso zur Realität andrer Menschen. Wir ziehen uns bewusst oder unbewusst in eine Welt zurück, die mit unserer tagtäglichen realen Welt wenig zu tun hat. Wir lassen uns oft von Dingen berieseln, die uns vergessen lassen, wer und wo wir sind: in der Realität. Der Bezug zu Dingen wird immer stärker, während der Bezug zu Menschen immer geringer zu werden droht. Die Empathie nimmt ab. Solange wir selbst nicht betroffen sind, halten wir uns gerne von allem am liebsten zurück. Da fühlt man sich scheinbar sicherer. Solange andere für uns sprechen, brauchen wir nichts sagen, nichts tun und am besten sehen wir uns das Ganze, was uns so unangenehm und schwer erscheint oder uns so viel Angst und Schrecken einflößt nicht an. Denn wir haben ja selbst genug Sorgen, so die Haltung vieler.
Menschenfeindlichkeit, Ausgrenzung, Rassismus und Gewalt nehmen täglich zu. Nicht nur der Sprachgebrauch wird aggressiver, sondern auch die Handlungen. Feindseligkeiten werden salonfähig – auf den Straßen, in Büros, in den medialen Netzwerken usw. Was tun wir aktiv dagegen? Hast Du dir diese Frage schon gestellt? Hast Du bereits aktiv etwas dagegen getan? Weißt Du eigentlich, wie es sich als Betroffene/r anfühlt? Spürst Du einen Hauch des Drucks?
Rassismus und die zunehmende Menschenfeindlichkeit sind nicht bloß deutsche Phänomene. Sie sind in allen Kulturen und Gesellschaften dieser Erde zu beobachten. Sie erleben momentan Hochkonjunktur und sind leider mitten in unserem Alltag; egal, wo wir uns befinden. Welche Rolle und welche Verantwortung tragen wir als einzelne dafür? Solange wir als Zuschauer und Beobachter des Geschehens um uns herum nichts hörend, nichts sagend und nichts tuend unsere kleine Welt in Deutschland weiter schweigend hinnehmen, wird sich zum einen nichts an unserer Situation ändern. Zum anderen könnte sich sogar vieles verschlimmern, ohne dass wir es selbst bemerken.
Nein, ich möchte niemandem Angst machen! Ich möchte jeden ermutigen, nicht schweigend einfach nur allem zuzusehen! Mitläufer haben einst Deutschland in den Ruin gehen lassen. Die schweigende Mehrheit hat durch ihr Schweigen Deutschland in den Untergrund getrieben. Das darf nicht nochmal passieren! Sonst sind alle mitverantwortlich. Alle!
Zusammenhalt ist der unverzichtbare und sichere Weg zum Frieden. Eine Gesellschaft, die für Unterschiede offen ist, ist die Stärke unserer Demokratie. Die Achtung gegenüber Andersdenkenden und der Respekt für einander sind ein Zeichen unserer Menschlichkeit. Daher sollten jede und jeder wählen gehen! Wählt demokratische Parteien! Setzt Nationalismus, Menschenverachtung und Menschenfeindlichkeit eine klare Grenze. Geht wählen!