Gold und Silber in den Quellen: Eine modernistische Lehre hat ­vergessen, dass es Regeln für die Tauschmittel gibt

Ausgabe 220

Abu Sa’id Al-Khudri berichtete: „Ich hörte den Gesandten Allahs sagen: ‘Wer von euch etwas Übles sieht, soll es mit seinen ­Händen ändern. Wenn er dies nicht tun kann, dann mit seiner Zunge. Und wenn er dazu nicht in der Lage ist, dann mit seinem Herzen. Und dies ist der schwächste Glaube.“ (Sahih Muslim)

Inmitten von Derivaten, Futures, Schul­den, die in Geld umgewandelt werden können und dem zeitgenössischen Versuch auf muslimischer Seite, das konven­tionelle Geldsystem zu „islamisieren“, wird eine Frage von Nichtmuslimen und Muslimen immer häufiger gestellt: Was ist Geld eigentlich? In dem knappen Abriss versuchen wir einige Antworten aus der islamischen Tradition zu geben.

Geld im Islam [das grundsätzlich der Entscheidung beider Vertragsparteien unterliegt, solange es werthaltig ist] besteht entweder aus wertvollen Metallen wie Gold und Silber, oder aber aus Substanzen wie Weizen, Gerste, Datteln und Salz, die Waren des täglichen Bedarfs, aber gleichzeitig haltbar sind. So kam es, dass bei Mangel an Gold- und Silbermünzen auf dem Markt von Medina haltbare Waren wie Datteln, die ausreichend vorhanden waren, als Zahlungsmittel verwendet wurden.

Kämen die gleichen Prinzipien auf der indonesischen Insel Java zur Anwendung, dann wäre Reis ebenso ein Zahlungsmittel für Gold- oder Silbermünzen, wenn diese knapp auf dem Markt ­wären. Auf der Insel Kuba könnte andererseits Zucker als Geld genutzt werden.

Zeitgenössische Gelehrte äußerten die Meinung, dass die Menschheit frei sei, alles als Geld zu benutzen, sogar ein Sandkorn. Daher gebe es kein Verbot für den Druck von Papier und dem Zuschreiben eines bestimmten Wertes für dieses. Wenn Gold, Silber, Weizen, ­Gerste, Datteln und Salz als Geld ­dienen, dann liegt ihr Wert als Zahlungsmittel in ihrem „Inneren“ und nicht in einem, von „außen“ bestimmten, symbolischen Wert.

Zahlungsmittel liegen in Allahs Schöpfung in Form einer Ware vor, die von Allah, dem Allerhöchsten erschaffen werden. Deren Wert wird von Allah zugewiesen. Er erklärt Sich selbst als Ar-Razzaq, der Erschaffer von Wohlstand, der Versorgende.

Wir können Geld, wie es in der prophetischen Sunna bestimmt wird, mit diesen Eigenschaften beschreiben:

• Edelmetalle oder Verbrauchsgüter, wie sie oben beschrieben sind.
• Zahlungsmittel mit einem immanenten Wert.
• Zahlungsmittel in der Schöpfung ­Allahs haben einen Wert, den der Schöpfer des Wohlstands ihnen zugewiesen hat.

Unter den zeitgenössischen Gelehrten meinen einige, dass Geld nicht in die Kate­gorie der göttlichen Rechtleitung gehöre. Als Konsequenz vertreten sie die Ansicht, dass es vollkommen in Ordnung sei, Geld zu verwenden, welches über keinen eigentlichen Wert verfügt. Diesem wird von außen ein symbolischer Wert zugeschrieben, über den die am Austausch beteiligten Parteien nicht zu entscheiden haben. Derartige Gelehrte haben die aktuelle Ordnung des symbolhaften Geldes niemals als problematisch – von „verboten“ ganz zu schweigen – betrachtet.

Sie vergessen dabei allerdings, dass die werthaltigen Tauschmittel von Allah selbst im Edlen Qur’an beschrieben wurden. Allah, der Erhabene, bezieht sich in jenen Versen der Sura Al ‘Imran auf den (Gold-)Dinar: „Und unter den Leuten der Schrift gibt es welche, die, wenn du ihnen eine große Summe anvertraust, dir diese aushändigen. Und unter ihnen gibt es auch solche, die, wenn du ihnen einen Dinar anvertraust, ihn dir nur aushändigen, wenn du stets hinter ihnen her bist. Dies geschieht deshalb, weil sie sagen: ‘Uns obliegt gegen die Unbelehrbaren keine Pflicht.’ Und sie sprechen eine Lüge gegen Allah und wissen es.“

Allah spricht im Qur’an in Sura Jusuf auch über den (Silber-)Dirham: „Und sie verkauften ihn zu einem schäbigen Preis für einige Dirham; denn (an ihm) hatten sie kein Interesse.“ In beiden Versen des Qur’an definiert Allah, der ­Allerhöchste, „Geld“ als Gold- und Silbermünzen. Ein Dinar war eine Goldmünze mit einem ihr innewohnenden Wert und ein Dirham eine Silbermünze, die auch über einen substanziellen Wert verfügte. Beide sind feste Bestandteile der Schöpfung Allahs.

Es gibt auch andere Verse im Qur’an, die sich auf Gold und Silber als Elemente des Wohlstandes beziehen. „Zum Genuss wird den Menschen die Freude gemacht an ihrem Trieb zu Frauen und Kindern und aufgespeicherten Mengen von Gold und Silber und Rassepferden und Vieh und Saatfeldern. Dies ist der Genuss des irdischen Lebens; doch bei Allah ist die schönste Heimkehr.“ (Al Imran, 14)

„Und wenn ihr eine Gattin gegen eine andere eintauschen wollt und ihr habt der Braut einen Qintar [einen Schatz in Form von Gold- und Silbermünzen] gegeben, so nehmt nichts von ihm fort. Wollt ihr es etwa in Verleumdung und offenbarer Sünde fortnehmen?“ (An-Nisa, 20)

So spielt der Golddinar in einer prophetischen Aussage (überliefert von Abu Sa’id Al-Khudri) eine sehr bedeutende Rolle am Tag des Jüngsten Gerichtes. Darin heißt es unter anderem, dass das Gewicht der Güte in einem Herzen, wenn sie gegen einen Dinar gewogen wird, das Maß sein wird, durch das Leute aus dem Höllenfeuer heraus geführt werden.

Qur’an-Verse, die Sunna und die ökonomisch-rechtliche Praxis der Muslime belegen, dass Allah Gold und Silber erschuf, damit wir beides – neben den anderen erwähnten Waren – als Geld verwenden. Geld mit einem ihm inne wohnenden Wert ist heute aus dem Finanzsystem in aller Welt verschwunden.

Die gesamte muslimische Welt hat auch eine Mitverantwortung, dass „Geld“ außer Acht gelassen wurde. Sie hat in den letzten einhundert Jahren einen erschre­ckend hohen Preis für die Aufgabe dieses „religiösen Geldes“ bezahlt und stattdessen ein vollkommen wertloses Austauschmittel angenommen.