So trügen psychologische Belastungen zur Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustandes der Erdbebenopfer bei.
Bonn (KNA). Die von den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien Betroffenen müssen nach Angaben von Helfern möglichst rasch psychosoziale Unterstützung bekommen. „Die Entwicklung psychischer Erkrankungen bei von einer Katastrophe dieser Größenordnung betroffenen Menschen kann reduziert werden, wenn sie von den ersten Wochen an psychosoziale Unterstützung erhalten“, erklärte Silvia Rodriguez, die in der Türkei als psychosoziale Expertin von „Aktion gegen den Hunger“ in der Erdbebenregion vor Ort ist.
Erdbebenopfer brauche psychosoziale Hilfe
„Menschen in solchen Notlagen erleiden viele menschliche und materielle Verluste. Von einem Tag auf den nächsten liegt das komplette Leben in Scherben. Sie wissen oft nicht, ob sie essen können, wo sie schlafen werden’.“ All das habe einen enormen Einfluss auf das psychosoziale Wohlbefinden. „Wir wissen, dass der Anteil der Menschen, die langfristig spezialisierte Hilfe benötigen, relativ gering ist, wenn sie frühzeitig Unterstützung erhalten, um diese Emotionen angemessen bewältigen zu können“, betonte die Fachfrau.
In den ersten Wochen sei es eine natürliche Reaktion, wenn Betroffene intensive Reaktionen wie Symptome von Depressionen, Angstzuständen und Schlafstörungen zeigten. „Vielen Überlebenden einer solchen Katastrophe kann es schwerfallen, grundlegende Aufgaben wie die Aufrechterhaltung der eigenen Hygiene, die Zubereitung von Mahlzeiten oder die Betreuung von Minderjährigen zu erfüllen“, erklärte die Hilfsorganisation.
Psyche und Gesundheit
So trügen psychologische Belastungen zur Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustandes bei. Der Zugang zu psychologischer Ersthilfe, Selbsthilfegruppen oder Aktivitäten, bei denen Betroffene sich in die Gemeinschaft einbringen und könnten, sei wichtig, um das Erlebte zu verarbeiten und die psychische Widerstandskraft zu stärken, betonte „Aktion gegen den Hunger“.
Vor rund drei Wochen hatten die Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet mehr als 50.000 Menschen das Leben gekostet. Hinzu kommen Verletzte und obdachlos Gewordene.
Die Hilfsorganisation Handicap International betonte, dass die Gefahr durch Blindgänger nach den Erdbeben sehr hoch sei. „Nicht explodierte Sprengkörper liegen insbesondere im Nordwesten Syriens, dort, wo die gewalttätigen Konflikte seit Jahren anhalten.“ Zu befürchten sei, dass nun viele Blindgänger durch Beben, Erdrutsche und eingestürzte Bauwerke bewegt worden seien und bereits geräumte Gebiete erneut kontaminierten. Die Organisation sei mit Spezialisten im Einsatz.
IZ.tv mit einem Interview eines Helfers über das Erdbeben: