Hintergrund: Auch zwei Jahre nach Gaddafi-Sturz ist Libyen ohne Verfassung. Von Dzsihad Hadelli

Entscheidung der Verfassungsgebenden Versammlung fiel auf die „Scharia“. Diese soll nun die Bank-, Straf- und Finanzgesetze des Landes korrigieren.

(iz). Die libysche Nationalversammlung stimmte ab, die „Scharia“ als Grundlage aller Gesetze und staatlicher Institutionen zu machen. Ein Sonderausschuss des Allgemeinen Nationalkongresses soll außerdem alle Gesetze prüfen, um sicherzustellen, dass sie dem „islamischen Recht“ entsprechen. „Das islamische Recht ist die Quelle der Gesetzgebung Libyens“, so ein Mitglied aus dem Allgemeinen Nationalkongress, nach der Abstimmung. „Alle staatlichen Institutionen müssen dieser Richtlinie folgen.”

Die Entscheidung wird sich vor allem auf die Bank-, Straf- und Finanzgesetze auswirken. Der geplante Wechsel zu islamischen Finanzvorschriften würde zu einem Verbot von Zinsen und Spekulation führen.

Libyen ist seit dem Regimesturz von vor zwei Jahren, ein Land ohne Verfassung. Die Entscheidung des Allgemeinen Nationalkongress kam kurz vor der Wahl des 60-Köpfigen Komitees, welches die neue Verfassung weiter ausarbeiten soll.

Die Partei für Gerechtigkeit und Aufbau der Muslimbruderschaft, gehört auch in Libyen zu einen der bestorganisierten Kräfte, die sich für die Einführung der islamischen Rechtsprechung einsetzen. Allerdings bestehen selbst liberal-nationalistische Richtungen wie die Allianz der Nationalen Kräfte auf eine Gesetzgebung die sich im Rahmen der „Scharia“ bewegt. Im Gegensatz zu den Nachbarländern Tunesien und Ägypten, existieren in Libyen keine säkularen Parteien.

Die Scharia besteht mehr auf moralische und gesetzliche Richtlinien des Koran, der Überlieferung des Propheten Muhammad und der muslimischen Tradition.