Hintergrund: Bewaffnete Gruppen erobern auch letzte Militärbasis in der syrischen Provinz Idlib

(Eurasianews). Die Rebellenformation Dschaisch al-Fatah hat am 29. Mai mitgeteilt, dass sie die letzte Militärbasis der syrischen Regierung in der nordwestlichen Provinz Idlib nach heftigen Kämpfen erobert habe. In weiterer Folge könnten die Rebellen auf Latakia vorrücken.

Die Stadt Ariha, die einst 800.000 Einwohner zählte, liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Küstenprovinz Latakia am Mittelmeer, die als Hochburg des Assad-Clans gehandelt wird und die Regierung in Damaskus mit überlebenswichtigen maritimen Versorgungsrouten verbindet. Nach tagelangen Gefechten zwischen Regierungstruppen und Milizen der Opposition, deren Reihen sich mittlerweile nicht selten aus „Dschihadisten“ zusammensetzen, vermochte es Dschaisch al-Fatah (zu Deutsch: die „Eroberungsarmee“) binnen weniger Monate, die gesamte Provinz Idlib unter ihre Kontrolle zu bringen.

Syrischen Quellen zufolge, darunter Kämpfer der Gruppe Ahrar al-Scham, sollen die Kämpfe im Stadtzentrum noch andauern, obwohl wichtige Kontrollpunkte, die lange von Regierungstruppen gehalten wurden, nunmehr in den Händen der syrischen Opposition seien. Dabei sei es zu großen Verlusten auf beiden Seiten gekommen. Analysten glauben, dass Damaskus mit dem Verlust Arihas die Initiative auf eine Rückeroberung der Provinz Idlib endgültig verloren habe und die „Eroberungsarmee“ konsequent weiter auf Latakia vorrücken werde.

Unterdessen kommt es immer wieder zu heftigen Scharmützeln zwischen der al-Fatah-Armee und Milizen des selbst ernannten „Islamischen Staates“ in der Provinz Homs und östlich von Idlib. Der „Islamische Staat“ betrachtet die Präsenz einer rivalisierenden Rebellenformation in Syrien als Problem für die eigene Expansion in mehrheitlich sunnitisch bewohnten Provinzen.

Die Dschaisch al-Fatah, eine Koalition bestehend aus verschiedenen syrischen Oppositionsgruppen, darunter der salafistischen Ahrar al-Scham und des syrischen Al-Qaida-Ablegers Al-Nusra-Front, wurde Anfang 2015 von der ebenfalls jüngst gebildeten Koalition Türkei-Katar-Saudi Arabien gegründet. Die mehrheitlich sunnitischen Staaten scheinen einander wechselseitig in einem lockeren Bündnis gegen den wachsenden Einfluss des schiitischen Irans in Syrien, Irak und Jemen zu unterstützen.

Dem englischsprachigen Nachrichtenportal „Middle East Eye“ zufolge sollen allein 40 Prozent der Finanzmittel der Dschaisch al-Fatah aus Saudi Arabien und Katar stammen. Zusätzlich ist der Einfluss Ankaras auf die Rebellen alles andere als unerheblich. Die Türkei gilt als der entscheidende Koordinator der Al-Fatah-Armee. Ankara betrachtet den alawitischen Präsidenten Syriens als außenpolitisches Problem und als Ursache für die Entstehung des sunnitischen Extremismus. Unterdessen rufen Fernsehkommentatoren des in Katar betriebenen Senders Al-Jazeera offen zum Genozid an der alawitischen Minderheit in Syrien auf.

Im seit vier Jahren anhaltenden Bürgerkrieg starben rund 250.000 Menschen. Rund 9 Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen.

Dieser Artikel wurde am 29. Mai dem Fachportal Eurasianews entnommen. Das Portal widmet sich ökonomischen, geostrategischen und politischen Fragen aus dem eurasischen Raum und darüber hinaus. Die Redaktion bedankt sich für die Genehmigung zur Veröffentlichung.

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