Im Bürgerkrieg in Myanmar geht es nicht nur um eine Befreiung von der Junta und eine Rückkehr zu Demokratie. Es ist auch ein Kampf um Zugriff auf Gas, Öl, Wasser und Seltene Erden.
Yangon (KNA). Die wirtschaftlich bedeutsame Region Rakhine ist weiter der derzeit wichtigste Bürgerkriegsschauplatz in Myanmar. Die mächtige Rebellenmiliz Arakan Army (AA) hat bereits die Kontrolle über mehr als die Hälfte der Städte in dem westlichen Teilstaat erlangt. Mitte Mai hatte die AA die Stadt Buthidaung erobert und die Truppen der Junta vertrieben.
Große Teile von Buthidaung gingen in Flammen auf; 45.000 muslimische Rohingya mussten nach UN-Informationen fliehen. Wer für die durch Satellitenbilder belegte Brandschatzung verantwortlich war, ist auch zwei Wochen später unklar.
AA-Sprecher Khaing Thukh wies im Gespräch mit dem unabhängigen myanmarischen Exilmagazin „Irrawaddy“ eine Verantwortung für die Gewalt zurück: Anschuldigungen, die AA habe Dörfer niedergebrannt, seien haltlos.
Auch den Vorwurf der Diskriminierung von Rohingya wies der Sprecher zurück. Die AA kämpfe unabhängig von Rasse und Religion für eine Befreiung aller Menschen in Rakhine. Die überwiegend buddhistische AA gehört mit geschätzten 30.000 Kämpfern zu den mächtigsten Rebellenarmeen im Bürgerkrieg.
ls Mitglied einer Allianz von mehreren Milizen der ethnischen Minderheiten ist sie auch in den überwiegend christlichen Regionen Chin und Kachin sowie im buddhistischen Shan aktiv.
Rakhine ist reich an Rohstoffen wie Öl und Gas; zudem ist die Region Myanmars Zugang zum Indischen Ozean und Standort großer Infrastrukturvorhaben des chinesischen Mega-Projekts „Neue Seidenstraße“. Ein Sieg des Widerstands dort könnte laut politischen Beobachtern den Anfang vom Ende der Junta in Myanmar einläuten.
Um Rohstoffe geht es auch im Kampf um Kachin, im Norden Myanmars an der Grenze zu China gelegen. Die Junta hat Berichten zufolge die Prüfung der Wiederaufnahme des Baus des umstrittenen Myitsone-Wasserkraftwerks einer chinesischen Investment-Gesellschaft beschlossen.
Nach vielen Protesten der Bevölkerung stoppte 2011 Myanmars damalige Regierung den Bau. Für den laut Planung 766 Quadratkilometer großen Stausee wären 47 Dörfer sowie buddhistische Tempel und Kirchen geflutet und mehr als 10.000 Menschen der Ethnie der Jingpo vertrieben worden.
Die Nichtregierungsorganisation Global Witness schlägt unterdessen Alarm wegen des rasanten Abbaus Seltener Erden aus Kachin; eine Folge weltweit steigender Nachfrage.
Die rapide Zunahme des Bergbaus habe verheerende Umweltauswirkungen, heißt es in einem kürzlich veröffentlichten Report von Global Witness mit dem Titel: „Treibstoff für die Zukunft, Gift für die Gegenwart: Myanmars Boom bei Seltenen Erden“. Die Metalle würden hauptsächlich von chinesischen Firmen abgebaut und nach China exportiert.