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Indiens BJP instrumentalisiert den Hass auf Muslime

Foto: Manoej Pateel, Shutterstock

Faiz Akhtar (Name geändert) war muslimischer Mitarbeiter einer Telefonzentrale, die wichtige Informationen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie ausgibt. Einst sah er sich als „Krieger“ gegen die Seuche. Jetzt ist er arbeitslos, nachdem hindunationalistische Politiker ihn als Kopf eines Betrugsversuchs diffamierten. Von Mariya Salim

(IPS). Akhtar ist Opfer der steigenden Islamophobie in Indien, während das Land versucht, mit der Pandemie fertig zu werden. Es gibt wenige Hinweise, dass sich die Behörden diesem Trend widersetzen würden.

Faiz berichtet, dass er wie ein gewöhnlicher Krimineller per Lieferwagen in eine Polizeistation verfrachtet und fotografiert wurde. „Vielleicht war es mein Verbrechen, einen muslimischen Namen zu haben“, sagte er. Faiz, der allein für seine Familie sorgt, sagte, dass er noch nicht wieder in seinen Job zurückkehren konnte, obwohl es keine Beweise gegen ihn und die anderen 16 genannten Personen gibt.

Indien litt (und leidet) unter der zweiten Pandemie-Welle. Zu ihrem Höhepunkt verzeichnete man mehr als 300.000 Fälle pro Tag. Die unverhohlene Islamophobie rund um die Pandemie und die Fehlinformationen über indische Muslime und ihre Verbindung zum Virus gehen weiter. Im vergangenen Jahr wurden Muslime als „Corona-Spreader“ abgestempelt, und dieser Trend hat nicht aufgehört.

Dr. Zafarul Islam Khan, ehemaliger Vorsitzender der Minderheitenkommission von Neu Delhi, sagte in einem Gespräch, dass Mitglieder der Tablighi Jamaat nach Erlassung des nationalen Lockdowns im letzten Jahr durch die Polizei von ihrem Zentrum entfernt wurden, „als wären sie Kriminelle“. Die Zwangsräumung und Verhaftung von Mitgliedern dieser internationalen Gruppierung wurde umfassend berichtet. „Sie wurden in verschiedene ‘Quarantänezentren’ in ganz Delhi gebracht. Aber diese ‘Quarantänezentren’ waren wie Gefängnisse, in denen sie mit wenig Pflege, unzeitgemäßem Essen, ohne Medizin oder Ärzte eingesperrt wurden“, berichtet Khan.

Als Verantwortlicher für Minderheiten habe er sich bei den Lokalbehörden dafür eingesetzt, die Bedingungen der Inhaftierten zu verbessern. Später kritisierten die Gerichte, dass die Gemeinde, von der viele Ausländer waren, zum Sündenbock für die Pandemie gemacht wurde.

Das sei eine gute Gelegenheit für die „Schoßhündchen“ in den Medien gewesen, ihre Geschichte zu spinnen, wonach Muslime an einer Verschwörung beteiligt seien, den Coronavirus im Land zu verbreiten. Dafür sei der skurrile Begriff des „Corona-Jihads“ geprägt wurden.

Was einem Stereotyp Vorschub leistet, ist, wenn es scheinbar von der Regierung sanktioniert wird und wenn diejenigen, die angeblich liberal und gemeinschaftsfeindlich sind, ihre privilegierte Position nutzen, um die Hexenjagd auf eine Gemeinschaft voranzutreiben. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass dies in Indien der Fall ist.

Prateek Sinha, einer der Mitbegründer einer führenden Fact-Checking-Plattform namens Altnews, erklärte gegenüber IPS, dass kommunale Informationen die Hauptstütze der indischen Fehlinformationsszene gewesen seien, seit sie ihre Plattform ins Leben gerufen hätten. „Wir sahen einen bewussten Versuch, Muslime in ein schlechtes Licht zu rücken und zu versuchen, die Schuld für verschiedene Dinge, die im Land passieren, ihnen zuzuschreiben“, sagte Sinha.

Während der Pandemie habe es Fehlinformationen aller Art gegeben. Die Art und Weise, wie Muslime von Medien, politischen Parteien und Liberalen zum Sündenbock gemacht wurden, sei jedoch ein besorgniserregender Trend gewesen. Von der Behauptung, ein „Corona-Jihadi“ zu sein, bis zur Beschuldigung, für Betrug verantwortlich zu sein, steht Indiens größte Minderheit vor einer Pandemie der Diskriminierung und Sündenfunktion.