Saarbrücken (KNA/iz). Der Islamexperte Andreas Jacobs sieht perspektivisch gute Chancen für Kooperationen muslimischer Institutionen mit dem Staat. „Ich glaube, dass irgendwann in Deutschland beheimatete und verortete Institutionen entstehen werden, die sich zwar nicht als mit theologischer Lehrautorität ausgestattet begreifen, aber durchaus in der Lage sind, Religion so zu organisieren, dass sie als Sprecher ihrer Mitglieder angesehen werden“, sagte der Islamexperte der Konrad-Adenauer-Stiftung am 8. November bei einer Online-Diskussion der Union Stiftung.
Mit Blick auf die Beziehungen zwischen Muslimen und dem Staat sowie die Frage nach Ansprechpartnern für beispielsweise Religionsunterricht, Gefängnisseelsorge, Lehramt oder Seelsorge bestehe oft auch eine problematische Erwartungshaltung. „Wir machen immer wieder den Fehler zu erwarten, dass sich eine Art Kirche konstituiert, eine Einheit von Lehrautorität und Organisation“, so der Politik- und Islamwissenschaftler. Das werde im Islam wahrscheinlich nicht funktionieren und auch nicht passen.
Zugleich betonte Jacobs: „Die Anpassung der islamischen Organisationsstrukturen an die europäischen Rechts- und Gesellschaftswirklichkeiten ist in vollem Gange.“ Einen ähnlichen Prozess hätten die Kirchen auch durchlebt.
Denkbar sei, dass es muslimischen Verbänden gelinge, sich ähnlich wie der Zentralrat der Juden in Deutschland als Interessenvertretung ihrer Mitgliedsverbände zu verstehen, als politisch-gesellschaftliche Dachorganisation. Dann habe der Staat einen Ansprechpartner, ohne dass es dafür den Status als öffentlich-rechtliche Religionsgemeinschaft brauche.
Mit Blick auf die muslimischen Dachverbände sprach Jacobs weiter von einem Lernprozess. Denn viele jüngere Muslime entkoppelten sich zunehmend von den historisch gewachsenen Bindungen zu anderen Ländern und wünschten sich, dass in ihrer Moschee Deutsch gesprochen und ihre Lebenswirklichkeit abgebildet werde.