
Im US-Bundesstaat Oklahoma wird einem amerikanischen Armeeangehörigen der Zugang zu einem Schießstand verwehrt – weil er Muslim ist. Der Fall geht nun vor Gericht. Mitten im Wahlkampf.
Muskogee (dpa). Als sich der muslimische US-Armeeangehörige Raja’ee Fatihah für eine Schießübung anmelden will, blickt er plötzlich in die Läufe zweier Pistolen. Ob er vorhabe, im Namen des Dschihad eine Gewalttat zu begehen, fragen ihn die Inhaber eines Schießstandes im US-Bundesstaat Oklahoma. Sie fordern ihn auf, das Gelände zu verlassen. Der Schießstand sei eine „muslimfreie Einrichtung“.
Die Diskriminierung von Muslimen habe im US-Bundesstaat Oklahoma in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, sagt einer der größten Muslimverbände der USA. Landesweit steige die Zahl der Hassverbrechen gegen Muslime. Das Council on American-Islamic Relations (CAIR) sieht eine zunehmende islamfeindliche Rhetorik als Grund. Nur etwa ein Prozent der US-Bevölkerung sind Muslime.
Im US-Präsidentschaftswahlkampf machte sich der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump die Angst vor islamistischen Terroranschlägen zunutze und forderte ein Einreiseverbot für Muslime.
Inzwischen erklärten sich immer mehr Geschäfte in den USA zu „muslimfreien Zonen“, stellt CAIR fest. Der Muslimverband forderte das US-Justizministerium auf, sich mit dem Problem zu beschäftigen.
Die Klage von Raja’ee Fatihah gegen den Schießstand könnte politische Signalwirkung entfalten in der Diskussion um die Rechte von muslimischen US-Bürgern. „Ich sollte dieselben Rechte gewährt bekommen wie alle anderen“, teilte der 29-jährige Sportschütze mit. Er ist als Ermittler für den Bundesstaat Oklahoma tätig, wenn er nicht im Militärdienst ist. Fatihah arbeitet für eine Einheit, die sich mit Zivilangelegenheiten beschäftigt.
Im Oktober 2015 wollte das Mitglied der US Army Reserve am Schießstand „Save Yourself Survival and Tactical Gun Range“ in der Nähe seines Wohnortes Tulsa den Umgang mit der Waffe trainieren. Er habe bereits vorher gewusst, dass Muslime auf der Anlage nicht willkommen sind. Mit seinem Besuch habe er dem „Etikett Muslim“ ein Gesicht geben wollen, sagt Fatihah.
Bei seiner Klage gegen die beiden Schießstand-Betreiber erhält der gebürtige US-Bürger Unterstützung von den Oklahoma-Landesverbänden des Muslimverbandes CAIR und der American Civil Liberties Union (ACLU). Die Organisationen haben eine Unterlassungsklage beim Bezirksgericht in Muskogee eingereicht.
Sie berufen sich auf einen Verstoß gegen den „Civil Rights Act“, einem wichtigen Anti-Diskriminierungsgesetz von 1964. Religiöse Diskriminierung habe in den heutigen USA genauso wenig verloren wie die Trennung aufgrund von Hautfarben, sagt Brady Henderson, Rechtsexperte der ACLU.
Die Betreiber des Schießstandes weisen den Vorwurf der religiösen Diskriminierung von sich. Fatihah habe sich streitlustig verhalten. Bei der Angelegenheit handle es sich um eine Frage öffentlicher Sicherheit, ließen sie über ihren Anwalt mitteilen.
„Das Gesetz kann von einem Schießstand nicht verlangen, den nächsten Dschihadisten zu trainieren“, heißt es in einer Stellungnahme auf der Facebookseite der Anlage. Zudem wärmen die Beschuldigten den seit Jahren unbestätigten Vorwurf wieder auf, der muslimische CAIR-Verband sei eine terroristische Organisation.
In einem ähnlichen Rechtsstreit mit einem Waffengeschäft in Florida im vergangenen Jahr war CAIR nicht erfolgreich. Wie die „Washington Times“ berichtet, konnte der Muslimverband nicht ausreichend nachweisen, dass seine Mitglieder durch den anti-islamischen Grundsatz des Ladens geschädigt wurden. Muslime dürfen dort weiterhin keine Waffen kaufen.