Kiewer Großerzbischof: Kirche steht aufseiten des Volkes

Kiew (KNA) Die griechisch-katholische Kirche sieht sich im Ukraine-Konflikt «aufseiten des Volkes». Die von der russisch-orthodoxen Kirche wiederholt erhobenen Beschuldigungen, die katholische Kirche beziehe einseitig Partei in einem «innerukrainischen» Konflikt, wies der Großerzbischof von Kiew und Halytsch, Swjatoslaw Schewtschuk, im Gespräch mit der Presseagentur Kathpress (Freitag) in Kiew entschieden zurück. Es handele sich bei dem Konflikt klar um eine «ausländische Invasion», sagte Schewtschuk. «Russische Truppen dringen auf ukrainisches Territorium vor.»

Nach seiner Einschätzung könnten die russisch-orthodoxe Kirche und ihre orthodoxe Tochterkirche in der Ukraine viel mehr zu einer friedlichen Lösung des russisch-ukrainischen Konflikts beitragen. Er wolle die Hoffnung nicht aufgeben, dass vor allem auch die Geistlichen in den umkämpften Gebieten ihre Verantwortung erkennten und wahrnähmen.

In den besetzen Gebieten von Donezk und Lugansk könne derzeit nur die zum Moskauer Patriarchat gehörende Landeskirche relativ frei tätig sein. Von der griechisch-katholischen Kirche hielten nur mehr zwei Priester die Stellung, von der römisch-katholischen sogar nur einer, berichtete der Großerzbischof. Man werde aber «die Menschen nicht im Stich lassen» und bemühe sich «auch um materielle Hilfe».

Die Situation für die rund fünf Millionen Menschen in den besetzten und umkämpften Gebieten beschrieb der Großerzbischof als katastrophal. Sie litten unter Krieg, Hunger und Kälte. 4.000 Zivilisten seien bislang bei kriegerischen Auseinandersetzungen ums Leben gekommen.

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Sehr besorgt zeigte sich Schewtschuk auch um die Zukunft der griechisch-katholischen Kirche auf der von Russland einverleibten Schwarzmeerhalbinsel Krim. Die fünf griechisch-katholischen Pfarreien dort seien derzeit noch mit Priestern besetzt. Ab 1. Januar seien sie aber «illegal» vor Ort.

Die neuen Machthaber der Krim haben veranlasst, dass sich alle Glaubensgemeinschaften bis Jahresende neu bei den Behörden registrieren lassen. Eine Genehmigung sei aber wohl für die griechisch-katholische Kirche nicht möglich, so Schewtschuk. Auf der Krim und in den besetzten Gebieten im Osten gebe es «ganz klar keine Religionsfreiheit». Der Erzbischof forderte die internationale Gemeinschaft auf, sich endlich massiv für ein Ende des Konflikts und für Religionsfreiheit in den betroffenen Gebieten einzusetzen.

Schewtschuk wörtlich: «Das ist paradox. Wir feiern gerade, dass unsere Kirche vor 25 Jahren in der Ukraine wieder legal zugelassen wurde – und jetzt droht uns in einem Teil des Landes wieder die Illegalität.» Dasselbe Schicksal drohe etwa auch der römisch-katholischen Kirche, protestantischen Kirchen oder den Muslimen.