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Kommentar: nicht ohne Liebe!

Ausgabe 321

Foto: Marko Rubena, Adobe Stock

(iz). Wir leben verschwenderisch und gehen oft gedankenlos mit Geschenken wie Jugend, Gesundheit oder Lebenszeit um. Nicht zuletzt und zuvörderst sind es Worte, die wir häufig wie die sprichwörtlichen Perlen in die Welt werfen. Dabei verbinden sie uns mit dem Göttlichen und dem prophetischen Phänomen. Nicht umsonst lehrte Allah, der Erhabene, Adam „alle Namen“.

Eines davon ist „Liebe“. Man hat sich angewöhnt, sie (oder ihr Gegenteil) für die banalsten Dinge der materiellen Welt und Alltags zu benutzen. Man „liebt“ diese Sache oder das, was ein Freund beziehungsweise eine Freundin „mit dem Haar“ macht. Ähnlich freigiebig sind wir mit ihrem Gegenbegriff – dem Hass. Würde man seinen Gebrauch mit Überzeugung meinen, wäre die Welt ein deutlich brutalerer Ort.

Wenn es stimmt, dass Sprachgebrauch einen Einfluss darauf hat, wie wir uns in der Welt verhalten (ein derzeit beliebtes Argument) und wie sie aussieht, dann sollten wir ein bisschen geiziger mit unseren Worten (insbesondere solchen wie „Liebe“) sein. Wir haben nicht so viele davon wie andere Sprachen. In ihnen kann die volle Breite und Weite dieser schwer zu fassenden Sache gesagt werden.

Selbst ein oberflächliches Googeln zeigt, dass Araber beispielsweise deutlich mehr als ein Dutzend unterschiedliche Namen kennen. Sie ermöglichen es uns, verschiedenste Nuancen des Liebens auszudrücken – von der Sehnsucht nach dem Abwesenden, über Nähe bis zu einem alles verzehrenden Feuer. Das gebräuchlichste Wort (Hubb) taucht je nach Quelle mehr als 60 Mal im Qur’an auf. In seinen jeweiligen grammatikalischen Formen nutzt Allah es, um a.) die Liebe des Menschen zur diesseitigen Welt, b.) die zwischenmenschliche Zuneigung, c.) unsere Liebe Ihm gegenüber und d.) Seine für uns zu beschreiben.

Kommen wir vom Wort zur Wirklichkeit. Wir brauchen nicht nur einen sorgsamen Umgang mit ihm, sondern genauso seine Manifestation und Realität in unserem Leben. Für keinen Menschen dürfte eine lieblose Existenz erstrebenswert sein. Noch viel weniger gilt das für ein Leben in liebloser Zeit. Es ist aber nicht nur die alles überragende Liebe zu Gott sowie die unverzichtbare zwischenmenschliche in all ihren Formen. Ihr fundamentaler Charakter geht hinab bis in die Biologie. In Beobachtungen konnte nachgewiesen werden, dass Affenbabys, wenn sie vor die Wahl gestellt werden, eine Umarmung der Nahrung vorziehen.

Wir benötigen sie auch für eine sinnerfüllte Existenz – im Handeln wie im Verständnis. Von Goethe stammt die Einsicht, dass man eine Sache lieben müsse, um sie zu verstehen. Das heißt, es ist nötig, dass wir uns auf sie einlassen und für sie öffnen, um sie zu begreifen. Wir brauchen Liebe genauso, um etwas gelungen und erfüllend tun zu können. Ich habe einige erfolgreiche Menschen wie Manager getroffen, die betont haben, dass es ihnen nie um Geld, sondern um Begeisterung gegangen sei. Sie ist nicht nur unabdingbare Voraussetzung für Erfolg, sondern auch Manifestation dafür, dass wir das Richtige tun.