Zurückweisung tut weh. In unserem langempfundenen kurzen Leben kommt es vor, dass wir Menschen begegnen, die uns nicht mögen. Wir alle erleben sie im Laufe unseres Lebens in unterschiedlichen Lebensbereichen Es kommt zur Zurückweisung, zu einem „Ich mag Dich nicht.“ oder „Ich möchte Dich nicht in meinem Leben haben.“ Da sitzt der Schlag in die Magengrube besonders tief, wir sind aufgebracht, vielleicht appetitlos, total irritiert, frustriert und vor allem: traurig. Von Kübra Böler
(iz). Trauer gehört nicht zwingend zu den angenehmsten Emotionen und Gefühlen. Niemand ist gerne lange traurig. Oftmals kommt es vor, dass wir unsere Trauer und Enttäuschung deckeln: Deckel rauf, sich ablenken, arbeiten, (nicht) darüber reden, aus Frust essen, doch auf gar keinen Fall fühlen. Auf gar keinen Fall dieser überwältigenden Trauer Raum geben. Das Deckeln bewirkt jedoch häufig das genaue Gegenteil: Die Trauer bleibt.
Wir stellen uns Fragen wie „Wie kann es sein, dass dieser eine Mensch, den ich doch so sympathisch finde, den ich so sehr mag – wie kommt es, dass dieser Mensch mich nicht mag?“ – Ganz einfach: Weil unser Gegenüber auch ein Mensch ist. Mensch sein bedeutet nicht, alles und jeden gut und sympathisch zu finden oder gar zu lieben.
Wenn wir Menschen sehr stark mögen, ob auf familiärer, freundschaftlicher oder romantischer Ebene, kann es durchaus vorkommen, dass wir uns in diesen Beziehungen oder in dem Ringen um die Aufmerksamkeit des Gegenübers selbst verlieren.
Wenn uns da nun jemand die Tür vor der Nase zuknallt, wachen wir auf und befinden uns in der oft schrecklich kalten Realität wieder: Da haben wir unsere Zeit und Energie dafür genutzt, einen uns wichtigen Menschen glücklich zu machen und unsere Verbundenheit und Zuneigung auszudrücken und dieser Mensch weist uns zurück und entfernt sich sogar! Wie kann es sein, dass ich wieder allein dastehe, obwohl ich alles dafür getan habe, dass das Gegenüber bei und mit mir bleibt?
Weil Du nicht mehr bei Dir warst. Deshalb. Auch wenn’s hart klingt: Wer sich in einem anderen Menschen verliert, verliert den Bezug zu sich selbst und somit die Grundlage für ein lebbares Leben. Dieses Maß an (nicht angeforderter) Aufopferung und Nähe kann für Außenstehende sehr abschreckend sein. Da ist plötzlich jemand, der mir seine ganze Zeit und Energie schenkt, ohne dass ich es erfragt, erbeten oder gewollt habe. Wie gehe ich jetzt damit um? Kann/Will ich die [(un)ausgesprochenen] Erwartungen erfüllen? In den meisten Fällen lautet die Antwort nein. Dieses Nein kann sich in den unterschiedlichsten Formen ausdrücken.
Doch wie wäre es, wenn wir mutig sind und Zurückweisung als den Weg zurück zu uns selbst sehen? So abgedroschen der Spruch „Rejection is redirection“ (dt. Zurückweisung leitet/lenkt um) auch ist und in den tieftraurigsten und schmerzhaftesten Momenten wenig Trost spendet – so wahr ist er, wenn wir mutig genug sind, uns der damit verbundenen Trauer zu stellen. Das ist bei weitem kein seelenruhiger und erholsamer Spaziergang.
Wir fühlen uns vielleicht hilflos oder können es kaum ertragen, dass das Gegenüber so ist, wie es ist und nicht, wie wir es in unserem Kopf haben. Manchmal wollen wir das Anderssein des anderen gar nicht hinnehmen. Doch genau dann ist die Zeit reif, um wieder zu uns selbst zurückzukehren und die Zurückweisung als das zu nehmen, was sie ist: Eine Weisung zurück, ein Hinweis darauf, in welche Richtung wir unsere Aufmerksamkeit und Energie richten sollen: Zurück zu uns selbst.
All die (gedeckelte) Trauer und der Schmerz rufen uns flüsternd zu uns selbst zurück und erinnern uns daran, dass wir wieder bei uns sein müssen. Keine Loyalität, keine Liebesbeweise – nichts. Nur Du. Wieder Du. Auch wenn dieser Prozess kein einfacher ist, so lohnt es sich allemal, sich auf ihn einzulassen.
Und wenn wir ehrlich sind: So überkrass sind die Leute nicht, deren Zurückweisung uns traurig macht(e). Es ist und bleibt letztendlich unsere Fähigkeit, Liebe, Respekt und Wertschätzung für die Person zu empfinden, die sie für uns besonders macht(e). Deshalb sollten wir weiterhin lieben, respektieren und wertschätzen. Nur halt bei uns selbst bleibend. „Geliebt zu werden ist kein Glück. Lieben, das ist Glück.“ (Hermann Hesse)
Schön geschrieben! “Keep your expectations high on your goals and low on people “