IZ-Herausgeber Abu Bakr Rieger auf den Spuren von Evliya Çelebi: Ein Blick von Bergen auf die Architektur von Sarajevo.
(iz). Immer wieder beeindruckend, vor allem wenn man sich für den Islam in Europa interessiert: Sarajevo. Blickt man von den Bergen auf die Stadt, erzählt die lokale Architekturgeschichte, mit ihren, wie an einer Perlenkette aufgereihten Manifestationen vom Leben und Schicksal der Menschen.
Hier erlebt man eine einmalige Gastfreundschaft und wird schnell Teil eines gelassenen Lebensstils. Nach den Schrecken des Bosnienkriegs in den 1990ern Jahre wahrlich keine Selbstverständlichkeit.
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Die Ghazi Husrev Beg Moschee – mit ihren für alle Besucher offenen Türen – wirkt wie eine Einladung in einen geistigen Innenraum, der das bunte Treiben der Gassen vergessen lässt.
Mich persönlich fasziniert die Konstellation von religiösen, sozialen und ökonomischen Einrichtungen rund um das ehrwürdige Gebäude; ein Zusammenspiel, das die Möglichkeit einer Balance birgt. Man erkennt ein Modell, welches Muslime und Touristen aus aller Welt daran erinnert, dass die islamische Praxis nicht auf Politik reduziert werden kann.
Auf unserer Reise geht es nicht darum, die Vergangenheit zu romantisieren, sondern eher darum, die Grundprinzipien dieses städtebaulichen Ansatzes zu verstehen. Idealerweise ist eine Moscheeanlage nicht nur ein sakraler, geschlossener Raum. Die Bedürfnisse von Menschen, die nach Sinn und Bedeutung suchen, die Nöte der Armen, die Notwendigkeiten der Reisenden und Gäste sowie der Händler werden ebenso erfüllt. Wie wir diese Aspekte im 21. Jahrhundert aktualisieren, ist eine der wichtigsten Fragen an unsere Intelligenz.
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Es ist das Phänomen der Stiftungen, die die höheren Absichten der Muslime bezeugt. Im Museum der Moschee lese ich das Testament des Ghazi-Husrev-beg aus dem Jahr 1531. Es ist ein Aufruf zur Großzügigkeit, ein Bekenntnis zum Sinn und Zweck der Stiftungen, die auf Dauer angelegt sind und ausdrücklich der politischen Einflussnahme oder Instrumentalisierung entzogen werden.
Ihr Gründer lebte in einer anderen, vergangenen Zeit, aber diese soziale Idee bleibt bestehen. Eine friedliche Gesellschaft ist nur denkbar, wenn den Armen und Bedürftigen ein würdevolles Leben und Zugang zum Wissen ermöglicht wird.