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Reiseblog Westbalkan: Als Gast in der Tekke von Blagaj

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Fotos: Autor

IZ-Herausgeber Abu Bakr Rieger auf den Spuren von Evliya Çelebi: An der Tekke von Blagaj treffen Naturnähe und spirituelle Sinnsuche aufeinander.

(iz). Es ist einer der meistbesuchten Orte in der Herzegovina: Blagaj. Unzählige Reisende sind – unabhängig von ihrer Konfession – fasziniert von dem malerischen Bild, das die „Tekija Blagaj“und die Buna-Quelle unter dem 240 Meter hohen Bergmassiv bilden.

An diesem Ort treffen Naturnähe und spirituelle Sinnsuche seit Jahrhunderten aufeinander. Die Anlage, immer wieder von Zerstörung und Steinschlag bedroht, wurde von Muslimen zuverlässig über die Zeit gerettet.

Mir fällt hier der berühmte Satz von Friedrich Nietzsche ein: „Die Wüste wächst, weh dem, der Wüsten birgt.“ Die Mahnung erinnert daran, dass der permanente Blick in den Abgrund in unser Seelenleben einwirkt.

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Dabei ist es nicht die Lösung, die schlimmen Ereignisse, die uns in den letzten Monaten beschäftigen, zu verdrängen. Vielleicht ringen wir eher um eine Haltung, die man als einen Pessimismus mit Hoffnung umschreiben kann.

Die Motivation des Reisenden – sei es durch das Sammeln von Eindrücken an Orten, durch neue Erfahrungen auf dem Weg oder im Lernen in Gesprächen und Begegnungen – ist es, der Zuversicht ausreichend Nahrung zu verschaffen. 

Dieser Ort wirkt auf uns wie eine Oase, ein Rastplatz, eine Erinnerung in unruhiger Zeit. Die Gebetswaschung in dem eiskalten Fluss vermittelt eine belebende, beinahe schockartige Wirkung und erinnert an den Sinn dieses Rituals. „Wir haben alles Lebendige aus dem Wasser geschaffen“ (Al-Anbiya, 30) lesen wir auf einem Stein eingemeißelt.

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In dem kleinen Gebetsraum, den wir aufsuchen, hat schon Evliya Çelebi sein Gebet verrichtet. Tharik Hussain („Das Minarett in den Bergen“) erzählt in seinem lesenswerten Porträt über ein unvermutetes Europa, als der Reiseschriftsteller die Tekke 1664 besucht hat. Vermutlich hat er die Musafirhana, das Gasthaus für Reisende, genutzt.

Am Ende unseres Rundgangs lernen wir die junge Muslima Khadize kennen, die gerade die Fenster in dem Gebäude putzt. Die gebildete Frau erzählt uns von ihren Erlebnissen mit den Besuchern.

Mit einem Augenzwinkern kommentiert sie die Versuche einiger Muslime, ihr den Islam beizubringen. Dabei ist ihre muslimisch-europäische Identität so klar wie das Wasser im Fluss vor dem Haus. Sie berichtet von den negativen Erfahrungen der Vergangenheit mit religiöser Indoktrinierung aus dem Ausland. Wir verabschieden uns mit der Hoffnung auf eine gute Zukunft dieser Region im Herzen Europa.