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Rohingya: die „am meisten verfolgte Minderheit“. Burmesischer Kardinal kritisiert seine Regierung

(KNA). Die Lage auf See zwischen Myanmar und Indien gleicht der im Mittelmeer. Zahlreiche Menschen suchen als Boatpeople unter Lebensgefahr einen sicheren Zufluchtsort. Die meisten sind Rohingya, laut UN die „am meisten verfolgte Minderheit“.
Von der „moralischen Pflicht“, die Würde „aller“ Einwohner – auch die der Rohingya – zu achten, spricht der erste Kardinal in der Geschichte Myanmars, Erzbischof Charles Maung Bo SDB (66) von Rangun. Es sei unzulässig, eine Gemeinschaft zu „dämonisieren“ und ihr die Menschen- und Bürgerrechte zu verweigern, drängt der 66-jährige Salesianer, seit Februar Purpurträger. Seine Landsleute, vor allem aber die Regierung, ruft er in einem dieser Tage veröffentlichten Statement auf, sich mutig dem Rohingya-Problem zu stellen und es einer einvernehmlichen Lösung zuzuführen.
Systematische Repressalien
Sein Land sieht Kardinal Bo an einer Wegkreuzung. Er hofft, dass der moderate Reformer Thein Sein (70), ab 2007 Premier und seit 2011 Staatspräsident und Regierungschef, auch in der Minderheitenpolitik für positive Veränderungen sorgen werde. Die bis zu 1,3 Millionen muslimischen Rohingya leben vor allem im westlichen Bundesstaat Rakhaing, der an Bangladesch grenzt. Sie sind unter den 51,4 Millionen Einwohnern der buddhistisch dominierten Republik Myanmar (87 Prozent) besonders diskriminiert. Die Staatsbürgerschaft wird den Rohingya seit 1982 verwehrt, obwohl sie seit Jahrhunderten in dem südostasiatischen Land leben und sich als Einheimische verstehen.
Staatliche Stellen in Myanmar lehnen die Eigenbezeichnung Rohingya der Ethnie ab und sprechen von „Bengalis“, um auszudrücken, dass es sich bei diesen um Menschen handele, die als (illegale) Zuwanderer erst in jüngerer Zeit aus Bangladesch gekommen seien. Die Ethnie selbst verweist auf ihre lange Geschichte im Land und ihre Bekehrung zum Islam vor 1.000 Jahren. Während der britischen Kolonialzeit (19. Jh./1945-1948) bildeten die Rohingya die Bevölkerungsmehrheit im Rakhaing-Staat. Auch aufgrund der Sprache gehen die meisten Experten davon aus, dass sie ursprünglich aus der Chittagong-Region im Süden des heutigen Bangladesch nach Myanmar gekommen sind.
Bis zu 1,5 Millionen
Flüchtlinge Aufgrund der Diskriminierung ist es in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder zu Fluchtwellen unter den Rohingya gekommen. Schätzungen zufolge haben bis zu 1,5 Millionen Menschen der Ethnie Myanmar seit der Unabhängigkeit verlassen. Die Machthaber in Rangun starteten seither nicht weniger als 19 große Militäroperationen gegen die Minderheit. Seit es ab Juni 2012 zu Unruhen im Rakhaing-Staat kam, hält eine neue Fluchtwelle an. Zahlreiche Rohingya versuchen, als Boatpeople den Golf von Bengalen und das Andamanische Meer zu überqueren, um die Nachbarländer zu erreichen, wo sie allerdings nicht willkommen sind. Auf ihrer Flucht fallen viele in die Hände von Schlepperbanden und Menschenhändlern.
Kardinal Bo hat jetzt Malaysia, den Philippinen und Indonesien dafür gedankt, dass wenigstens sie vielen Rohingya Aufnahme gewährt haben. Die Staaten der Region wollten bei einem Gipfel in Bangkok/Thailand gemeinsam mit UN-Vertretern nach Lösungen suchen. Das Treffen Ende Mai brachte – abgesehen von Willensbekundungen – keine Ergebnisse; tunlichst vermieden wurde es, die Rohingya direkt zu erwähnen. Der Vertreter Myanmars erklärte, das Problem der illegalen Migration und der Boatpeople könne nicht vor allem seinem Land angelastet werden.
Dhaka will umsiedeln
Bangladesch zeigt sich unterdessen entschlossen, rund 32.000 registrierte Rohingya-Flüchtlinge, die seit Jahren in zwei Camps an der Grenze zu Myanmar leben, auf die Insel Hatiya in der Bucht von Bengalen umzusiedeln. Die Zahl der unregistrierten Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch wird auf mindestens 200.000 geschätzt. Dhaka sorge sich um negative Auswirkungen des Flüchtlingsproblems auf den Tourismus in der Region, so heißt es. Der UN-Flüchtlingskommissar (UNHCR) fordert, dass eine Umsiedlung nur auf freiwilliger Basis geschehen dürfe.
Suu Kyi reagiert nicht
Der Dalai Lama hat seit 2012 zwei Mal an Myanmars Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi appelliert, sich für die Rohingya in ihrem Land einzusetzen. Bisher hat diese nicht reagiert. Offenbar, erklären Beobachter, fürchte Suu Kyi, eine Intervention könnte sie Stimmen in der buddhistischen Bevölkerungsmehrheit bei den Wahlen im November kosten.
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