Neu Delhi (iz). Während US-Präsident Donald Trump Staatsbesuch in Indien das Land als „Wunder der Demokratie“, und Indiens Staatsform als eine Inspiration für die ganze Menschheit bezeichnete, hat es in der Hauptstadt Neu Delhi erneut gewaltsame Unruhen mit mehreren Toten gegeben. In nur rund 70 Jahren seit seiner Unabhängigkeit von Großbritannien sei Indien „ein wirtschaftliches Schwergewicht und die größte Demokratie, die es je gab geworden“, so Trump.
Hintergrund der erneuten Zusammenstöße ist ein vom Premierminister Narendra Modi durchgedrücktes Einbürgerungsgesetz, das nach Ansicht von Kritikern Muslime massiv diskriminiert. Das Gesetz ermöglicht vielen vor 2015 ohne gültige Papiere eingereisten Angehörigen religiöser Minderheiten aus Bangladesch, Pakistan und Afghanistan eine vereinfachte Einbürgerung. Muslime sind jedoch davon ausgeschlossen. Muslime sind Indiens größte religiöse Minderheit, sie machen mit einem Anteil von 200 Millionen Menschen rund 14 Prozent der indischen Bevölkerung aus, rund 80 Prozent sind Hindus.
Der Ministerpräsident von Neu Delhi, Arvind Kejriwal, rief die nationale Regierung dazu auf, eine Ausgangssperre zu verhängen. Kejriwal, nannte die Situation auf Twitter „besorgniserregend“. Die Polizei sei „trotz aller Bemühungen“ unfähig, die Situation zu kontrollieren und „Vertrauen herzustellen“. Bereits am Mittwoch waren in den betroffenen Stadtteilen Soldaten zu sehen, die die Straßen absicherten.
Seit Wochen gibt es in Indien wegen des im Dezember beschlossenen Gesetzes Demonstrationen gegen Modis hindunationalistische Regierung. Bei den Protesten starben seit Montag mindestens zwanzig Menschen, 190 Menschen seien verletzt worden, wie die Polizei mitteilte. Außerdem seien Fahrzeuge und Geschäfte in Brand gesetzt und dutzende Menschen unter anderem von Steinen verletzt worden, die Befürworter und Gegner warfen. Insgesamt kamen bei den Protesten bislang mehr als 35 Menschen ums Leben.
Donald Trump wollte nach Angaben aus US-Regierungskreisen bei seinem zweitägigen Besuch auch mit Nachdruck für Toleranz und Einhaltung der Religionsfreiheit in Indien werben, allerdings hinter verschlossenen Türen. Nennenswerte politische Abkommen oder Vereinbarungen neuer Geschäfte wurden bei Trumps erstem Staatsbesuch in Indien zunächst allerdings nicht erwartet.