
Sizilien war von 827 bis 1091 ein arabisches Emirat. In dieser Zeit herrschten drei arabische Dynastien.
(My Halal Kitchen). Ich liebe es, etwas von der Geschichte des Essens zu erfahren. Und darüber, wie Zutaten über den Ozean gereist sind, weite Strecken auf der Seidenstraße zurücklegten haben oder durch Expansion beziehungsweise Eroberung von einer fernen Kultur zur anderen gelangten.
Siziliens Küche als Erbe verschiedener Zivilisationen
Das sind faszinierende Beispiele für den kulturellen Austausch und die Faszination für Geschmacksrichtungen, Texturen und die Heilkraft kulinarischer Köstlichkeiten. Es lässt einen innehalten, wenn man darüber nachdenkt, wie unglaublich es ist, dass spezifische Lebensmittel in Form von traditionellen Rezepten und Gerichten auf unseren Tisch gelangten.
Foto: Marzia Giacobbe, Adobe Stock
Daher wandte ich mich an meine Cousine, Francesca Mignosa. Sie ist Expertin für die sizilianische Lebensweise und hat ein Buch über Geschichte und Kultur der Insel geschrieben.
Wie ihre Vorfahren wuchs sie dort auf. Nachdem sie Mitte der 190er-Jahre in die USA auswanderte, begann sie damit, über das Essen, die Kultur, Kunst und Geschichte eines Ortes nachzudenken, den sie lange ihr Zuhause nannte. Was folgt, ist einem längeren Gespräch mit ihr über die kulinarische Geschichte der Mittelmeerinsel entnommen.
Sizilien war von 827 bis 1091 ein arabisches Emirat. In dieser Zeit herrschten drei arabische Dynastien: Aghabiden, Fatimiden und Kalbiden. Die Araber wurden als Sarazenen bezeichnet. Fortschrittliche Denker, Wissenschaftler, Geographen und Gelehrte der muslimischen Welt füllten die sizilianischen Königs- und Adelspaläste.
Noch heute findet man die Fülle der Araber
Auch heute noch findet man auf unseren Tischen eine Fülle arabischer Einflüsse. Ich möchte einige wichtige Zutaten hervorheben, die die DNS der traditionellen und neuen sizilianisch-arabischen Küche ausmachen: Pistazien, Johannisbrotbaum, Zitrusfrüchte, Zuckerrohr, Reis, Couscous (it. cous-cous), Aubergine, Spinat, Artischocken und Gewürze.
Foto: Jacopo Maia, Unsplash
Cous-Cous wird vor allem an der Westküste gegessen – insbesondere in Trapani, Palermo, San Vito Lo Capo und Castellamare del Golfo. Die Hauptbeilage sind Meeresfrüchte. In San Vito Lo Capo findet jedes Jahr im September das berühmte „Cous-Cous-Festival von Sizilien“ statt. In der Gegend von Agrigento wird es in süßer Form als Dessert gegessen.
Die Cassata ist womöglich das international bekannteste sizilianische Gebäck. Es stammt ursprünglich von den Arabern, die ein süßes Käsedessert mit Honig beträufelt herstellten. Sprachlich stammt das Wort aus dem Arabischen „qashatah“.
Sizilianisches Gebäck ist in der ganzen Welt beliebt und berühmt. Einige der wichtigsten Methoden und Inhaltsstoffe verdanken sie den Arabern: Sirup, offene Früchte, Honig, Sesam oder Mandeln sind nur ein paar der zahlreichen übernommenen Zutaten.