Tägliche Begegnung verbessert die Einstellung

Foto: IGMG Presseabteilung, 2016

Berlin (KNA). Der weitere Zuzug von Flüchtlingen und das Tragen eines Kopftuches in öffentlichen Gebäuden sind einer aktuellen Studie zufolge in Deutschland weiterhin umstritten. Generell falle das alltägliche Integrationsklima aber besser aus, als es die öffentliche Diskussion vermuten lasse, hieß es am Montag bei der Vorstellung eines aktuellen Integrationsbarometers in Berlin.
Dennoch ist eine Mehrheit der Befragten demnach dafür, den Zuzug von Flüchtlingen zu begrenzen. Warum die Menschen eine solche Obergrenze wollen, lasse sich aus der Befragung nicht erklären, schränkte der Vorsitzende des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration, Thomas Bauer, ein.
Für die Studie des Gremiums wurden zwischen Juli 2017 und Januar 2018 insgesamt 9.298 Menschen befragt. Danach sprechen sich 60 Prozent der Menschen ohne Migrationshintergrund dafür aus, weiterhin Flüchtlinge aufzunehmen.
Unter Zugewanderten wie unter Menschen ohne Migrationshintergrund herrscht der Studie zufolge insgesamt eine überwiegend positive Haltung zu Flüchtlingen vor. Die Mehrheit geht davon aus, dass Flüchtlinge das Land kulturell und wirtschaftlich bereicherten. Nur eine Minderheit der Befragten meint, dass Geflüchtete den Wohlstand bedrohten. Bei der Frage, ob der Zuzug von Flüchtlingen die Kriminalität erhöht, ist die Bevölkerung hingegen unentschieden.
Unterschiede gibt es auch bei der Haltung zum Kopftuch: Während unter muslimischen Zuwanderern die Mehrzahl laut der Erhebung befürwortet, das Tragen des Kopftuchs in Schulen und Behörden zu erlauben, sieht die Mehrheitsbevölkerung dies insbesondere an Schulen kritisch.
Das Integrationsbarometer 2018 ist die zweite bundesweit repräsentative Erhebung des Sachverständigenrates nach 2015. Sie misst das Integrationsklima in Deutschland. Im Vergleich der beiden Erhebungen zeige sich, dass die Stimmung auf beiden Seiten der Einwanderungsgesellschaft weitestgehend stabil geblieben sei, schreiben die Autoren.
Das Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft wird laut der Befragung von den Menschen in Deutschland insgesamt überwiegend positiv bewertet. Allerdings zeige sich ein deutlicher Unterschied zwischen Ost und West, heißt es. Die Autoren der Studie führen diesen Unterschied vor allem darauf zurück, wie viel Kontakt es im Alltag zu Menschen aus anderen Kulturkreisen gibt. Wo – wie im Osten Deutschlands – solche Alltagserfahrungen weitgehend fehlen, werde das Thema Integration pessimistischer gesehen.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), betonte, dass das Alltagsklima deutlich besser sei als die öffentliche Debatte. Maßgeblich sei der direkte Kontakt untereinander. Dafür müssten Gelegenheiten und Orte geschaffen werden. „Wir brauchen solche Orte der Begegnung in unseren Kommunen, im Lebensumfeld, in den Vereinen“, sagte Widmann-Mauz. Besonders müsse auch der Bildungsbereich in den Blick genommen werden. „Schulen sind geradezu Kompetenzzentren für Integration.“