Journalistische Arbeit in Syrien wird immer gefährlicher

Berlin (KNA). Die Berichterstattung vom Bürgerkrieg in Syrien wird nach Angaben von „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) in vielen Teilen des Landes zu einem „unkalkulierbaren Risiko“. Als Grund nannte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr am Donnerstag in Berlin, die immer häufigeren Entführungen durch militante Islamisten.

Zugleich greife das Regime neben der Repression verstärkt zu gezielten Tötungen. Ohne Berichte vor Ort drohe jedoch das Leid der Menschen in Vergessenheit zu geraten, warnte Mihr.

Laut ROG machen systematische Entführungen und ständig wechselnde Frontverläufe die journalistische Arbeit in Syrien schwieriger als in Afghanistan oder Libyen auf dem Höhepunkt der Gewalt. Insgesamt seien seit Beginn des Aufstands gegen Präsident Baschar al-Assad mindestens 110 Medienschaffende getötet worden, davon 81 Prozent von der Armee des Regimes.

Mindestens 67 Journalisten befinden sich in der Gewalt einer der Konfliktparteien oder werden vermisst. Die meisten Opfer sind den Angaben zufolge unter einheimischen Medienschaffenden zu beklagen. Vor allem Verschleppungen hätten sich so stark gehäuft und professionalisiert, dass mittlerweile kaum noch ausländische Journalisten nach Syrien reisten.

Griechenland und die Türkei haben große Differenzen wegen Moscheen und Muftis

(SETimes). Obwohl man sich nach mehreren Treffen zwischen den Staatschefs eigentlich näher gekommen war, streiten sich Griechenland und die Türkei wegen eines Vorschlages des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan zur Öffnung des Priesterseminars in Halki. Die Bedingung dafür soll die Wiederbelebung zweier Moscheen in Athen sein sowie das Recht der griechischen Muslime, ihre eigenen Muftis zu wählen.

Erdogan und der griechische Ministerpräsident, Antonis Samaras, pflegten freundschaftliche Beziehungen und einigten sich bei einigen, zuvor umstrittenen Fragen. Aber Religion und antike Feindschaften sind schwerer zu bezwingen als erwartet. Beide erklärten, sie wollten die verwirrenden Schwierigkeiten lösen, die sich aus religiösen Fragen ergäben.

Griechenland wies den Ausgleich zwischen Seminar-für-Moscheen zurück, auch wenn Samaras der erste griechische Führer ist, der eine geplante Renovierung der Athener Gebäude durchsetzen will und sich für Religionsfreiheit einsetzt. Aber das Halki-Seminar, das 1971 in Folge des Zypernkrieges von der Türkei geschlossen wurde, hat für Griechen eine besondere Bedeutung. Sie warfen der Türkei vor, sich mehrfach von einer Eröffnung zurückgezogen zu haben.

Es bestanden Hoffnungen, dass zu Erdogans kürzlich vorgestelltem Demokratisierungsprogramm auch die Wiedereröffnung von Halki gehören sollte. Die Abwesenheit des Seminars von dem Gesetzespaket war insbesondere für die nichtmuslimische Gemeinschaft eine Enttäuschung. Sie geht davon aus, dass es sich dabei um einen „Verhandlungsgegenstand“ der Regierenden handle, der unter dem Konzept der „Gegenseitigkeit“ wieder auftauchte.

Die rechtliche Basis dafür findet sich im Artikel 45 des Lausanner Vertrags, der besagt: „Die Rechte der nichtmuslimischen Minderheiten der Türkei werden gleichzeitig den muslimischen Minderheiten von Griechenland auf seinem Gebiet übertragen.“

Zusätzlich zur Eröffnung der beiden Moscheen forderte Erdogan das Recht zur Wahl von Muftis in West-Thrazien, wo mehr als 150.000 Muslime leben. „Wenn wir uns dazu entscheiden, etwas zurückzugeben, dann haben wir auch das Recht, etwas im Gegenzug zu erwarten“, erklärte Erdogan. Er beschrieb auch, dass die Türkei 18 Geistlichen die Staatsbürgerschaft verliehen hat, aber die griechischen Behörden ernennen die Muftis in West-Thrazien. „So wie ich nicht die Verwaltung des Patriarchat ernennen kann, können Sie nicht die Muftis bestimmen“, meinte er.

Laki Vingas, Beiratsmitglied der Türkischen Generalverwaltung der Stiftungen, sagte SETimes, dass die Neueröffnung von Halki von der Politik getrennt zu betrachten sei – weil es sich dabei um eine Frage der Menschenrechte handle. „Wir, als in der Türkei lebende Nichtmuslime, sind der Reden über Gegenseitigkeit müde. Wir fühlen die gleiche Traurigkeit, wenn wir sehen, dass bedeckte Damen ins Ausland reisen müssen, um ihre Universitätsbildung zu bekommen. Genauso müssen nichtmuslimische Menschen diese Gebiete verlassen, weil sie keine Ausbildung im Priesterseminar von Halki bekommen können“, meinte Ingas.

Früher wurde die orthodoxe Geistlichkeit in Halki ausgebildet, das auf einer Insel vor Istanbul liegt. Die Türkei, ein Land mit einer absolut muslimischen Bevölkerungsmehrheit, entschied sich kürzlich, die Grundstücke des Seminars zurückzugeben, die 1943 beschlagnahmt wurden.

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Die IZ-Blogger: über Deutschlands Muslime und ihr Umgang mit der Medienwelt

(iz). „Unwissende werfen Fragen auf, welche von Wissenden vor tausend Jahren schon beantwortet sind“, sagte einst Goethe. An der Stelle könnte ich den Artikel auch beenden, oder kann sich nicht […]

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Bekir Alboga erneuert Kritik am aktuellen Stand des Beiratsverfahren des ZIT Münster

Düsseldorf (KNA). Der Druck auf den Islamwissenschaftler Mouhanad Khourchide in Münster nimmt zu. Nach dem Zentralrat der Muslime (ZDM) äußerte nun auch der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime (KRM), Bekir Alboga, am Donnerstag in Düsseldorf gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) Bedenken, ob Khorchide seinen Lehrstuhl „konfessionsgebunden leiten“ könne.

Dem Koordinationsrat gehören der Zentralrat, der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland, der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) sowie die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) an. Alboga ist auch stellvertretender Generalsekretär der Ditib.

Er wirft Khorchide vor, die Mitarbeit der muslimischen Verbände in dem Beirat des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster abzulehnen. Der Beirat, der über Lehrinhalte- und -personen entscheidet, soll aus je vier Vertretern der Universität und des KRM bestehen. Jeder Verband im KRM entsendet einen Vertreter. Zwei vom Islamrat nacheinander vorgeschlagene Kandidaten wurden laut Alboga wegen offensichtlicher verfassungsrechtlicher Bedenken abgelehnt. Deshalb arbeitet der Beirat an dem mit Bundesmitteln geförderten Zentrum noch nicht. Gleichwohl läuft der Lehrbetrieb seit dem Wintersemester 2012.

Die Universität Münster hatte bei der Ernennung Khorchides im Jahre 2010 die Zustimmung des KRM eingeholt. An dem Zentrum werden islamische Religionslehrer und Imame ausgebildet. Da der Islam im Gegensatz zu den Kirchen nicht als klar definierte Religionsgemeinschaft anerkannt ist, bestimmt ersatzweise der Beirat über Lehrinhalte und -personal. Mit diesem Verfahren lehnt sich die Hochschule an das Berufungsverfahren für katholische und evangelische Theologie-Professoren an und folgt zugleich einer Empfehlung des Wissenschaftsrates.

Alboga wies Vorwürfe zurück, dass die muslimischen Verbände die Funktionsfähigkeit des Beirats blockierten. Der KRM habe sich darauf verständigt, „zum letzten Mal“ einen weiteren Kandidaten vorzuschlagen.

Muslimische Verbände kritisieren Theologie-Zentrum in Münster

Köln (KNA). Die muslimischen Verbände in Deutschland kritisieren den Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) in Münster, Mouhanad Khorchide. „In Münster werden Inhalte beschlossen und Professoren bestellt – über die Köpfe der Religionsgemeinschaften hinweg“, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, am Dienstag in Köln. Münster agiere nicht im Einklang mit verfassungsrechtlichen Vorgaben, wonach Lehrinhalt und Lehrpersonal mit den Religionsgemeinschaften abgestimmt werden sollen.

Inhaltlich wirft Mazyek Khorchide vor, wie ein Orientalist und nicht wie ein Vertreter einer bekenntnisorientierten Religion zu argumentieren. Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) werde in Kürze ein theologisches Gutachten herausgeben, das „Punkt für Punkt“ Khorchides Theologie unter die Lupe nehme.

Mazyek forderte, dass das ZIT seine Arbeit solange ruhen lasse, bis sich der Beirat konstituiert hat, der über Lehrinhalte und Lehrpersonal befindet. Das Gremium besteht aus je vier Vertretern der Universität und des KRM. Weil von den Verbänden vorgeschlagene Kandidaten wegen ihrer Nähe zum Islamrat vom Bundesverfassungsschutz nicht akzeptiert werden, arbeitet der Beirat nicht. Gleichwohl läuft der Lehrbetrieb seit dem Wintersemester 2012.

Mazyek warnte davor, ohne die Religionsgemeinschaften Fakten zu schaffen. Weiter kritisierte er, dass Khorchide selbst gegen die Beiratslösung ist. Damit stelle er sich gegen die Verfassung. Es sei unhaltbar, dass das ZIT in dieser Situation Bundesgelder bekomme. Die Handlungsfähigkeit des Beirats sei so schnell wie möglich herzustellen. „Taktische Spielchen können wir uns nicht leisten, das sage ich in alle Richtungen“, so Mazyek.

Khorchide hatte in einem „Zeit“-Interview gesagt, dass er das Beiratsmodell und die damit verbundene Lehrerlaubnis am liebsten abschaffen würde. Stattdessen sei er für eine Selbstverpflichtung, in der stehe, dass man ein Leben nach islamischen Maßstäben führe. Ende November will Bundespräsident Joachim Gauck das Zentrum in Münster besuchen. Mazyek begrüßte die Visite als Würdigung der islamischen Theologie an den Hochschulen.

Interview: Muslimische Verbände kritisieren Theologie-Zentrum in Münster

(KNA). Die muslimischen Verbände sind unzufrieden mit dem Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) in Münster, Mouhanad Khorchide. Über die Gründe äußert sich der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, am Dienstag im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln.

KNA: Herr Mazyek, der Bundespräsident besucht Ende November das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) in Münster. Aber ihre Freude ist getrübt…

Mazyek: Mit dem Besuch würdigt der Bundespräsident, dass an deutschen Hochschulen neben der christlichen Theologie nun auch der islamische bekenntnisorientierte Glaube gelehrt wird. Dies rechne ich Herrn Gauck hoch an – wie seinem Amtsvorgänger, der bereits die islamische Theologie an der Uni Osnabrück besucht hat.

KNA: Dennoch sind Sie nicht einverstanden damit, wie es derzeit in Münster läuft.

Mazyek: Die vier im Koordinationsrat (KRM) zusammengeschlossenen muslimischen Religionsgemeinschaften sind besorgt über das, was da in Münster passiert. Wir bekommen täglich Briefe von unseren Gemeindemitgliedern, die sich beschweren. In Münster werden Inhalte beschlossen und Professoren bestellt – über die Köpfe der Religionsgemeinschaften hinweg. Münster agiert nicht entsprechend den verfassungsrechtlichen Vorgaben, wonach Lehrinhalt und Lehrpersonal in Abstimmung mit den Religionsgemeinschaften festgelegt werden sollten. ZIT-Leiter Mouhanad Khorchide will ja offenkundig diese Mitsprache auch noch ganz kappen. Aber sein Mandat ist explizit auf diese Zustimmung aufgebaut, weil bekenntnisorientierter Glaube vermittelt werden soll und keine Orientalistik. Khorchide redet, schreibt und handelt aber wie ein Orientalist und nicht wie ein Islamlehrer. Und das ist die Krux aller Probleme.

KNA: Tragen die muslimischen Verbände nicht selbst Schuld an der Misere? Die Uni hat ihre vier Mitglieder für den Beirat nominiert. Der KRM hat mit der Besetzung seiner vier Kandidaten dagegen Probleme, weil der Bundesverfassungsschutz bei dem einen oder der anderen eine zu große Nähe zum Islamrat moniert.

Mazyek: Zwischenzeitlich ist eine von der Uni bestellte Person des Beirats aus Protest über das Vorgehen in Münster zurückgetreten. Es muss so schnell wie möglich Handlungsfähigkeit des Beirats hergestellt werden. Taktische Spielchen können wir uns nicht leisten, dass sage ich in alle Richtungen. Ich kann auch nicht ganz nachvollziehen, dass der Vertreter des Islamrats im nordrhein-westfälischen Beirat sitzen darf, der die Inhalte für den schulischen Religionsunterricht festlegt, in Münster aber nicht. Der Islamrat sucht jetzt aber dennoch eine neue Person. Und ich hoffe, dass bald eine verträgliche Lösung gefunden wird, mit der alle leben können.

KNA: Soll das ZIT seine Arbeit ruhen lassen, bis der Beirat steht?

Mazyek: Für Münster hätte dies den größten Vorteil. Die Uni würde auf einen Schlag den Geruch los, die Situation auszunutzen und ohne die Religionsgemeinschaften Fakten zu schaffen.

KNA: Khorchide selbst ist gegen die Beiratslösung und den Einfluss der islamischen Verbände. Aus seiner Sicht gibt es im Islam keine amtliche Lehrerlaubnis.

Mazyek: Damit stellt er sich gegen die Verfassung. Diese sieht vor, dass die Lehrerlaubnis durch die Religionsgemeinschaft begründet wird. Khorchides Vorstoß bedeutet im Umkehrschluss, dass er sich selbst diese Befähigung geben und alleiniger Master islamischer Rechtsprechung werden will. Es ist unhaltbar, dass solch ein Konsortium, das sich explizit gegen die Vorgaben des Wissenschaftsrates setzt, weiter Bundesgelder bekommt. Solche Vorstöße sind in der Öffentlichkeit vielleicht schick, weil sie gegen muslimische Verbände gerichtet sind. Sie gefährden aber nachhaltig den Standort Münster.

KNA: Was stört Sie denn so sehr an der Arbeit von Khorchide?

Mazyek: Wie gesagt, er argumentiert wie ein Orientalist und nicht wie ein Vertreter einer bekenntnisorientierten Religion. Der KRM wird in Kürze ein Gutachten herausgeben, das ausgewiesene Theologen erstellen, in dem wir sachlich Punkt für Punkt seine sogenannte Theologie vor dem Hintergrund des reichen Fundus der 1.400-jährigen islamischen Geistesgeschichte genauer unter die Lupe nehmen.

KNA: Khorchide ist dagegen, den Islam auf rechtliche Regelungen zu reduzieren und will juristische Aussagen – etwa, dass Dieben die Hand abzuhacken sei – nicht wörtlich verstehen, sondern im historischen Kontext. Ist Ihnen der Professor zu liberal?

Mazyek: Gar nicht, nur muss diese Liberalität auch mit Substanz gefüllt sein. Längst stellen zum Beispiel viele Gelehrte die drakonischen Hadd-Strafen unter ein Moratorium. Damit wird man doch nicht gleich liberal. Khorchide benutzt bekannte mutazilitsche Ansätze (eine islamische Denkrichtung, Anm. d. Red.), verwoben mit autobiografischen Erlebnisberichten. Auch manch Alttestamentarisches ist dabei, wenn man mal bestimmte Begriffe heranzieht. Wirklich Neues ist nicht zu erkennen. Daran ändert auch nichts, wenn man sich als besonders liberal oder als Reformer preist, was zugegeben hierzulande geradezu elektrisiert. Was aber hinten raus kommt, ist wichtig. Und das ist theologisch und wissenschaftlich ziemlich dünn?

KNA: Was soll Khorchide denn anders machen?

Mazyek: Der Islam ist in Deutschland eine junge Wissenschaft. Da brauchen wir Professoren, die zunächst einmal die 1.400-jährige muslimische Geistesgeschichte aufarbeiten. Und das heißt: Monografien und analytische Bibliografien sprachlich und kulturell in den deutschen Sprachraum zu bringen. Vor dem Experiment kommt die Bestandsaufnahme, sonst bleibt das Experiment eine Luftblase. Im Bereich Monografien und Bibliografien haben bislang nur Orientalisten gearbeitet, die aber anders an die Texte herangehen als bekenntnisorientierte Wissenschaftler.

KNA: Khorchide setzt aus Ihrer Sicht die falschen Prioritäten?

Mazyek: Ich denke schon. Ich will das an einem Beispiel erklären. Vorbildlich, obwohl ohne bekenntnisorientierten Anspruch, ist das Projekt «Corpus Coranicum» der Berliner Arabistik-Professorin Angelika Neuwirth. Sie bemüht sich um eine der Überlieferung entsprechende Übersetzung des Korantextes in die heutige Zeit. Nicht alles würde ich kritiklos hinnehmen. Aber an ihrer Art erkennt man einen wissenschaftlichen Ethos und eine gewisse Demut, die ich mir bei Khorchide wünsche. Neuwirth zeigt: Man kann frei forschen, ohne die wissenschaftliche Würde zu verraten. Es geht mir gar nicht um Linientreue oder so. Aber eine Jahrhunderte alte Geistesgeschichte mit exzellenten wissenschaftlichen Arbeiten plus Glaubensvermittlung lässt sich nicht in den Kategorien liberal oder konservativ beschreiben. Das suggeriert aber Khorchide. Er macht sich so zwar populär, aber wissenschaftlich angreifbar, weil oberflächlich.

KNA: Khorchides Vorgänger, der Islamtheologe Muhammad Sven Kalisch, hat die Zustimmung der islamischen Verbände verloren, nachdem er die Existenz Mohammeds angezweifelt hatte. Droht nun auch Khorchide eine Abberufung?

Mazyek: Nochmals, es geht hier nicht um Orientalistik, sondern um die Glaubenslehre. Hier muss es ein Mindestmaß an Authentizität geben. Dieses zu beurteilen, obliegt weder dem Staat, der neutral bleiben muss, noch dem einzelnen Wissenschaftler. Was authentisch ist, müssen die Gläubigen sagen, – allerdings plausibel. Warten wir erst mal, was das Gutachten des KRM ergibt.

KNA: Spielen Sie nicht das Spiel des radikalen Salafisten Pierre Vogel? Er fordert im Internet vollmundig, Khorchide von der Universität zu vertreiben.

Mazyek: Noch schlimmer, er erklärt ihn zum Glaubensverweigerer. Diese Äußerungen sind extrem populistisch und gleichsam hochgefährlich. Jemanden kraft irgendwelcher Autorität zum Kafir, also zum Ungläubigen oder Glaubensverweigerer zu erklären, lehnen wir rundweg ab. Übrigens hat Khorchide in seinem Buch die Neo-Salafisten ebenso zu Glaubensverweigerer erklärt. Damit hat er, vielleicht ohne es zu merken, das Geschäft der Fundamentalisten bedient.

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„Rechtlich ganz unerheblich“: Endloses Tauziehen am Islam-Zentrum der Uni Münster

Münster (KNA). Politik und muslimische Verbände in Deutschland sehen es als großen Fortschritt: An vier deutschen Universitäten wird inzwischen islamische Theologie gelehrt. So auch an der Universität Münster am „Zentrum für Islamische Theologie“ (ZIT). Doch während an katholischen und evangelischen Fakultäten die Kirchen über die Inhalte, Auswahl der Professoren und Prüfungsordnungen befinden, fehlt auf muslimischer Seite eine entsprechende Instanz.

Denn die muslimischen Organisationen sind bislang nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt. Im Münster soll deshalb ersatzweise ein von der Uni zu berufender Beirat diese Funktion ausüben. Doch bei der Besetzung des aus acht Personen bestehenden Gremiums hakt es gewaltig.

Der ZIT-Leiter, der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide, wandte sich Anfang Oktober im Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“ dagegen, dass die Lehrerlaubnis für die Professoren an Hochschulen wie auch für die muslimischen Religionslehrer an Schulen von gesetzlich vorgeschriebenen Kommissionen abhängt. „Eine amtliche Beurteilung, ob jemand religiös genug ist, gibt es nicht im Islam“, so Khorchide.

Zudem seien die Beiräte „überfordert“, über Lehrinhalte zu entscheiden, weil sie die theologischen Kompetenzen dafür nicht besäßen. Stattdessen schlägt Khorchide auf einem muslimischen Online-Dienst vor, dass die islamischen Lehrkräfte dem Beirat eine „Selbstverpflichtung“ vorlegen, in der sie ihre Glaubenstreue bekunden.

Diese Äußerungen veranlassten nun den Publizisten Eren Güvercin, seine Berufung in den noch gar nicht konstituierten Beirat abzulehnen. Güvercin, Autor des viel beachteten Buches „Neo-Moslems: Porträt einer deutschen Generation“, zieht aus Khorchides Vorbehalten gegen den Beirat den Schluss: „Wenn die Uni-Theologie uns nicht braucht, dann brauche ich meine Zeit dafür auch nicht zu opfern.“

Rechtsprofessor Janbernd Oebbecke, Vater des Beiratsmodells in Münster, bedauert diesen Schritt: „Die theologische Kritik von Khorchide ist rechtlich ganz unerheblich. Die Entscheidung berufener Stellen der religiösen Gemeinschaft über Religionslehrer und Hochschullehrer ist eine verfassungsrechtliche Vorgabe, an der nicht zu rütteln ist.“

Bei der christlichen Theologie sind die Bischöfe und andere kirchenleitende Beamte für die Festlegung der Inhalte und des Lehrpersonals zuständig. Entsprechend müssen sich diese Kirchenvertreter schon bei ihrem Amtsantritt zum Grundgesetz bekennen. Im Falle der Islam-Beiräte überprüft indes der Staatsschutz im Auftrag der Bundesregierung die potenziellen Mitglieder auf ihre Verfassungstreue. Und prompt fielen wiederholt Kandidaten durch, die vom Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM), dem Dachverband der vier islamischen Verbände, vorgeschlagen wurden. Deshalb war schon vor Güvercins Rücktritt eine weitere Stelle unbesetzt. Wegen dieser Vakanzen ist der Beirat seit nunmehr fast zwei Jahren noch kein einziges Mal zusammengetreten. Der KRM will sich dazu derzeit nicht näher äußern.

Obwohl sich der Beirat noch nicht konstituiert hat, läuft der Lehrbetrieb in Münster bereits – mit Millionen-Zuschüssen des Bundes. Diese Zuschüsse würden aber gestoppt, so ein Sprecher des Bundesbildungsministeriums, wenn mutmaßlich extremistische Personen im Beirat mitarbeiten würden. Er bekundete die Hoffnung, dass sich bis Ende 2013 ein akzeptabler Beirat konstituiert hat.

Die Bundesregierung fördert insgesamt vier universitäre Islam-Zentren: außer in Münster (mit der Uni Osnabrück als selbstständigem Kooperationspartner) noch in Erlangen, Tübingen und in Frankfurt/Gießen (im Aufbau). Ihre Beiräte sind ganz unterschiedlich organisiert. In Münster kommt den islamischen Verbänden die stärkste Rolle zu; ohne ihre Zustimmung kann niemand Mitglied im Beirat werden. In Osnabrück entsenden Moscheeverbände drei Mitglieder, drei weitere benennt die Uni. Ähnlich ist es in Tübingen. Dagegen besteht der Beirat in Erlangen aus verbandsunabhängigen Persönlichkeiten, die die Uni selber auswählt.

Das Nebeneinander alternativer Beirats-Konstruktionen beweist vor allem dies: Die religionsverfassungsrechtlich „beste“ Lösung für das Zusammenspiel zwischen islamischer Theologie und staatlicher Hochschule ist noch nicht gefunden – vor allem dann nicht, wenn der Berufungs-Modus wie in Münster zur Blockade führt.

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Islam in Europa – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Dieser – im Auszug vorliegende – Text wurde am 21. September vom Autor als Einführungs­vortrag auf der Jahres­tagung der European Muslim Union (EMU) in Girne (Türkische Republik Nordzypern) gehalten. Die […]

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