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Mali zwischen Terrorgruppen und russischen Söldnern

Mali

In Mali soll der Abzug der UN-Mission bis Ende Dezember abgeschlossen sein. Gleichzeitig nehmen Angriffe auf die Bevölkerung zu. Neben Terrorgruppen steht einmal mehr die russische „Sicherheitsfirma“ Wagner in der Kritik.

Bamako (KNA). Die Vereinten Nationen warnen vor steigender Gewalt in Mali. In einem noch nicht veröffentlichten Expertenbericht heißt es nach Informationen des Senders Radio France Internationale (RFI), dass in weniger als einem Jahr die Terrororganisation „Islamischer Staat der größeren Sahara“ (EIGS) die von ihr kontrollierte Fläche praktisch verdoppelt habe.

Mali: Terrorgruppen fordern den Staat heraus

Die mit Al Kaida verbundene „Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime“ (JNIM) behaupte hingegen, „der einzige Akteur zu sein, der in der Lage ist, die Bevölkerung zu schützen“. Nichtstaatliche Organisationen wie ACLED – sie sammelt Daten zu Konflikten weltweit – teilen die Beobachtung, dass sich Terrorverbände weiter ausbreiteten.

Hoch bleibt auch das Entführungsrisiko in Mali. Zwar wurden in den den vergangenen Monaten mehrere Geiseln freigelassen, die in Sahel-Staaten gekidnappt worden waren. Doch noch immer ist unklar, wo der Afrika-Missionar Hans-Joachim Lohre festgehalten wird, der sich seit Jahrzehnten für den interreligiösen Dialog in Mali einsetzt. Er wurde im November 2022 verschleppt.

Foto: upyernoz, vie Wikimedia Commons | Lizenz: CC-BY-SA 2.0

Gewalt um Timbuktu

Aktuell ist derzeit die Gegend rund um Timbuktu, „Stadt der 333 Heiligen“, von Gewalt betroffen. Am Wochenende starb ein Kind bei einem Angriff von mutmaßlichen Terroristen; vier weitere Personen wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht. Timbuktu wurde bereits 2012 monatelang belagert, damals von der Gruppe Ansar Dine.

 Ein Ende bereitete dem im Januar 2013 die französische Militärmission Serval. Jetzt ist die Stadt erneut abgeschnitten und nicht mehr zugänglich, sagt Khader Toure, der in Gao Direktor des Senders Radio Annia ist.

Doch nicht nur in der historischen Stadt mit ihren Moscheen, Mausoleen und Bibliotheken, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehören, fühlen sich Menschen zunehmend bedroht. „Die Lage ist an vielen Orten sehr komplex. Menschen fliehen aus Angst vor Gewalt“, so Toure. Es sei fraglich, ob überhaupt noch Hilfe durchkommt.

In seiner Heimatstadt Gao war bislang die UN-Stabilisierungsmission Minusma präsent; doch die zieht bis Jahresende aus Mali ab. Das hatte die Übergangsregierung unter Assimi Goita gefordert, die seit ihrem Staatsstreich vor drei Jahren an der Macht ist. Doch der Abzug gestaltet sich schwierig und ist gefährlich, wie UN-Missionsleiter El-Ghassim Wane vor dem Weltsicherheitsrat in New York betonte.

So wurde ein Konvoi aus dem Ort Ber Richtung Timbuktu gleich zweimal von Extremisten angegriffen. Die Fahrt über die lediglich 57 Kilometer lange Strecke habe aufgrund der Regenzeit und der Unsicherheit 51 Stunden gebraucht. Vier Blauhelmsoldaten seien verletzt worden.

Mali Minusma

Foto: UN Photo, via flickr | Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Wiederholt sich ein überholter Abzug wie in Afghanistan?

Auch sei der Zeitplan überaus knapp, so Wane; denn es gehe um die Rückführung von knapp 13.000 uniformierten Personen, die Übergabe von zwölf Lagern und den Transport von rund 5.500 Containern mit Ausrüstung. Vor Kurzem ist eine neue Herausforderung hinzugekommen.

In Sozialen Medien sind zwei Fotos zu sehen, die die Hinrichtung einer Ortskraft der Bundeswehr durch den „Islamischen Staat“ zeigen soll. Über den Schutz der Ortskräfte hatte es bislang keine Debatte gegeben.

Gewalt geht auch von Wagner aus

Für die Gewalt werden aber nicht nur islamistische Gruppierungen verantwortlich gemacht. Laut UN-Experten ist „Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Mali nach wie vor allgegenwärtig“. Verantwortlich dafür seien malische Streitkräfte wie auch ihre „ausländischen Sicherheitspartner“.

Vermutlich handele es sich dabei um die russische Wagner-Gruppe, hieß es. Gemeinsam mit der malischen Armee wurden ihr immer wieder schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Mitte August beklagten zudem Ex-Tuareg-Rebellen, die sich zur Koordination der Azawad-Bewegungen (CMA) zusammengeschlossen haben, sie seien ebenfalls nahe Timbuktu von malischen Soldaten und Wagner-Söldnern angegriffen worden. Teile der Tuareg kämpften 2012 für einen unabhängigen Staat im Norden Malis.

Foto: ssu.gov.ua/VOA

Sichtbar sind die Wagner-Leute vor allem im südlich gelegenen Mopti im Zentrum des Landes, weil sich dort die islamistische JNIM festgesetzt habe. Schätzungen zufolge seien 1.000 bis 1.200 Wagner-Kämpfer im Land, sagt Ulf Laessing, Leiter des Regionalprogramms Sahel der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. Falls die Armee allerdings im Norden mehr machen wolle, müsste Wagner dort abgezogen werden.

Repräsentative Meinungsumfragen zur Zustimmung oder Ablehnung der Wagner-Präsenz gibt es nicht. Laessing sagt: In größeren Städten wie Mopti würden sie wie vorher Frankreich als Sicherheitspartner akzeptiert. Doch in Gegenden, in denen es Massaker gab, sei die Skepsis groß. Als ein Sicherheitsgewinn gälten sie vielerorts nicht.

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