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Religionsunterricht: Zentralrat in NRW beendet Bemühungen um Kommission

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Der Zentralrat in NRW zog eine Klage zurück, mit der er eine Mitgliedschaft in der Kommission erreichen wollte.

(KNA/iz). Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) kann weiterhin keinen islamischen Religionsunterricht im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen mitgestalten.

Der Verband zog seine Klage zurück, mit der er eine Mitgliedschaft in der Kommission erreichen wollte, die in NRW über die Lehrinhalte des islamischen Religionsunterrichts und die Lehrerlaubnis für die Religionslehrkräfte entscheidet. Das teilte das Verwaltungsgericht Düsseldorf am Montag KNA mit. Für Freitag war eine mündliche Verhandlung angesetzt.

Foto: Falkschule, Hamm

Zentralrat und andere nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt

Weil die muslimischen Verbände nicht als Religionsgemeinschaften anerkannt sind, bestimmt ersatzweise eine Kommission über die Inhalte des Religionsunterrichts. In ihr sind ein halbes Dutzend muslimische Verbände vertreten. Regierung in Düsseldorf hatte die Kommission vor zwei Jahren gegründet und damit einen Beirat ersetzt, dem staatliche Vertreter und nur vier große muslimische Dachverbände angehörten, darunter der ZMD.

Die Landesregierung verweigerte dem Zentralrat die Mitarbeit in der neuen Kommission mit der Begründung, er würde Verbindungen zu Organisationen mit verfassungsfeindlichen Tendenzen pflegen. Mit der Rücknahme der Klage und der Einstellung des verwaltungsgerichtlichen Verfahrens sei diese Entscheidung nun bestandskräftig geworden, hieß es auf KNA-Nachfrage aus dem Schulministerium.

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hatte die Existenz der Kommission verteidigt. Ohne sie könne das Land den Ausbau des islamischen Religionsunterrichts nicht voranbringen. Alle teilnehmenden Verbände hätten der Landesregierung vertraglich zugesichert, dass sie eigenständig und staatsunabhängig seien und die Verfassungsprinzipien achteten, sagte sie im November im KNA-Interview.

Foto: LV Zentralrat NRW, Facebook

Dachverband will sich neu ausrichten

Als Reaktion entschied sich nun der NRW-Landesverband (LV ZMD NRW) in seiner Vorstandssitzung am 15.05.2023, das Verfahren gegen das das Bundesland nicht weiter zu betreiben. Man werde sich in Kürze zudem sowohl inhaltlich als auch personell neu ausrichten. Das Klageverfahren war ohnehin im Wesentlichen im Kontext des seinerzeit geführten Eilverfahrens (2020) angestrengt worden“.

Es „von Beginn an“ die Rechtsauffassung des Verbands gewesen, wonach das von der NRW-Regierung einsetzte Kommissionsmodell „eine unzulässige Einmischung“ in die verfassungsgemäße Zuständigkeit einer Religionsgemeinschaft darstelle. Diese Ansicht „konnte im Laufe der Entwicklungen bedauerlicherweise nicht entkräftet werden“.

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Gespräche zwischen ZMD und DFV: Stehen „solidarisch hinter der Feuerwehr“

Berlin (ZMD). Seit Jahren verfolgen der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) und der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) gemeinsame Ziele. Zur Fortsetzung des Dialogs trafen sich der DFV-Präsident Karl-Heinz Banse und der ZMD-Vorsitzende Aiman A. Mazyek zum größeren Austausch.

Beide hatten sich sofort nach der Silvesternacht schockiert über die Ausschreitungen gegen Einsatzkräfte geäußert. Auch Tage nach den Ereignissen zeigte sich Mazyek betroffen: „Es ist Konsens in unserer deutschen Gesellschaft und muslimischen Communities, dass Gewalt gegen Feuerwehrleute absolut verwerflich ist, ja auch im religiösen Sinne eine Sünde darstellt.“

Banse kündigte an, die Bekämpfung von Gewalt gegen Einsatzkräfte zu einem Schwerpunktthema für 2023 zu machen und lud den ZMD ein, sich daran zu beteiligen. Der ZMD hat zudem Unterstützung bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in das Feuerwehr-Ehrenamt angeboten. „Die Türen islamischer Einrichtungen stehen den Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr offen.“

Der staatsbürgerlichen Pflicht gegenseitiger Hilfe könnten religiöse Verbände auch theologischen Rückhalt bieten. So sind in vielen Religionen Barmherzigkeit und der solidarische Schutz vor Katastrophen fest verankert. Soziale Wohltätigkeit („Zakat“) gilt als eine der fünf Säulen des Islams. Der ZMD zählt darum das „Erfolgsmodell Freiwillige Feuerwehr“ zu den deutschen „Exportschlagern“, die die international insbesondere in der muslimischen Welt vernetzte deutsche Religionsgemeinschaft in Zukunft stärker in ihr Programm einbauen wird.

Im Gespräch war auch die Beteiligung im Beirat des DFV neben der Mitgliederwerbung, in der Notfallseelsorge und bei interreligiösen Gottesdiensten. An dem Gespräch nahmen u.a. auch der DFV-Geschäftsführer Rudolf Römer und ZMD-Generalsekretär Abdassamad El Yazidi teil.

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Frankfurt: ZMD vereinbart Kooperationsabkommen mit OIC

Am 14. November 2022 fand in Dietzenbach (bei Frankfurt) ein Festakt anlässlich der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) und der Internationalen Islamischen Fiqh-Akademie (IIFA) der Organisation Islamischer Länder (OIC) statt.

Frankfurt/Berlin (ZMD). ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek hob in seiner Eröffnungsrede hervor, dass die Unterzeichnung keinen Wendepunkt oder gar Richtungswechsel des ZMD markiert, sondern ein weiterer Höhepunkt der vor Jahren begonnenen Arbeit des ZMD darstellt, „ganz nach der DNA des ZMD: Lokal handeln, global denken“.

Dabei fügte Mazyek hinzu: „Von den Möglichkeiten und Chancen als Deutsche für unser Land etwas weiter zu bauen und gleichsam vom spirituellen Reichtum der muslimischen Welt zu profitieren. Unsere Wurzeln in unserem Heimatland weiter zu festigen und dabei die Brücke der Herkunftsländer vieler unserer Vorfahren mit einem festen Band zu stärken.“ Der ZMD festigt mit diesem Schritt den weiteren Austausch deutscher Imame in der muslimischen Welt und erwartet auch Impulse für Arbeit des ZMD als Gründungsmitglied der Imam-Ausbildung des Islamkollegs in Osnabrück.

Zum Festakt hielten Grußreden der Generalsekretär der Islamischen Fiqh Academy Sheikh Sano, Daniel Höltgen, Leiter der Kommunikationsabteilung des Europarates und Sonderbeauftragter zur Bekämpfung von Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus, Nedim Sulejmanović, stellvertretender Leiter der Abteilung Religionen und Außenpolitik im Auswärtigen Amt, Eyüp Kalyon, aktueller Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime in Deutschland (KRM) und Pastor Tharwat Kadis, Präsident des Abrahamischen Forums im Nahen Osten und Nordafrika.

Sheikh Sano schloss mit einem Vortrag im Rahmen der vom ZMD vor drei Jahren ins Leben gerufene Reihe „Imam und Gesellschaft“ zum Thema „Das Konzept der Staatsbürgerschaft und die Frage der Identität“. Darauf folgte die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung, die vom ZMD der Generalsekretär Abdassamad El Yazidi vornahm und für die Akademie Generalsekretär Sheikh Sano.

Am Festakt nahmen auch Vertreter des Vorstandes und Mitglieder des ZMD, sowie eine Delegation der Internationalen Islamischen Fiqh-Akademie teil, neben seinen Generalsekretär, Sheikh Qutb Mustafa Sano, war Hajj Manta Dramai, Leiter der Abteilung Internationale Zusammenarbeit und Externe und Frau Sarah Amjad Badawi, Direktorin der Abteilung für Familie, Frauen und Kinder gekommen. Eine Vielzahl von Gelehrten, Imamen sowie religiöser und politischer Persönlichkeiten nahmen ebenfalls teil. Die Zeremonie endete mit einer Abschlussrede von Sheikh Al-Baqali El-Khammar, Mitglied des Europäischen Rates der marokkanischen Gelehrten und Leiter der Vereinigung der Imame in den Niederlanden.

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Zentralrat der Muslime verurteilt Gewalt gegen Demonstranten im Iran

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Berlin (dpa). Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) hat die Gewalt der iranischen Sicherheitskräfte gegenüber Demonstranten verurteilt. „Viele deutsche Muslime haben großen Respekt vor dem Mut der protestierenden Frauen auf iranischen Straßen“, sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). „Sie bangen um Demonstrantinnen und Demonstranten, die brutal von iranischen Sicherheitskräften niedergeknüppelt werden.“

Zugleich warnte Mazyek davor, dass die Entwicklung im Iran hier dazu genutzt werde, „um erneut das Feindbild Muslim zu schüren und so Zwietracht zwischen Muslimen und Nichtmuslimen zu säen“. Als Beispiel nannte er den Farbanschlag auf eine Moschee in Hamburg am Wochenende, bei dem ein 71-Jähriger leicht verletzt wurde.

In einer Aktuellen Stunde debattiert der Bundestag am Mittwoch über die landesweiten Proteste im Iran. Dort hatte der Tod einer jungen Frau, die wegen ihres Kleidungsstils von der „Sittenpolizei“ in Gewahrsam genommen worden war, für große Empörung in der Bevölkerung gesorgt. Die Proteste dauern seit Tagen an. Mazyek betonte, dass es aus muslimischer Sicht „weder einen Kopftuchzwang noch einen Zwang, kein Kopftuch zu tragen“ geben dürfe.

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Neunköpfiges Team: Zentralrat der Muslime wählt neuen Vorstand

Köln (ZMD/iz). Am Sonntag, den 18.09.2022, trat der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) zu seiner ordentlichen Vollversammlung in Köln zusammen. Dabei wurde der bisherige Vorsitzende, Aiman Mazyek, mit absoluter Mehrheit wiedergewählt.

Der bisherige Generalsekretär, Abdassamad El Yazidi, wurde in seiner Funktion bestätigt. Neu im Vorstand sind die Stellvertretenden Vorsitzenden, Frau Özlem Başöz und Daniel Abdin, und ebenso der Schatzmeister Mohamed Abu El-Qomsan. Als neue Beisitzer sind Samir Bouaissa und Abdelkarim Ahroba gewählt worden, sowie die ehemaligen Stellvertreter Frau Nurhan Soykan und Dr. Mohammed Khallouk, die das neunköpfige Team des ZMD-Vorstandes komplettieren.

Die Zusammenarbeit des ZMD mit den muslimischen Verbänden, mit Politik und Gesellschaft in Bund und Länder soll weiter fortgesetzt werden – so das einhellige Votum des obersten Gremium des ZMD. Zudem will der ZMD-Vorsitzende verstärkt die regionalen Strukturen und Moscheemitglieder des ZMD weiter in seine Arbeit integrieren.

Der neue Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici, steht vor zahlreichen Aufgaben. Von Malik Özkan

„Unter den Muslimen in Deutschland war Kizilkaya wegen seiner bescheidenen Art und eher stillen Amtsführung beliebt, die durchaus als Gegenmodell zur einer zu offensiven Medienarbeit verstanden wurde.“

Köln (iz). Burhan Kesici (42) ist der neue Vorsitzende des ältesten Spitzendachverbands der Muslime in Deutschland. Er löst damit Ali Kizilkaya (52) ab, der nach 13 Jahren nicht mehr kandidiert hatte. Kesici ist vor allem Berliner Muslimen ein Begriff und auch Vizepräsident der Islamischen Föderation Berlin.

Der aus Berlin stammende Kesici studierte dort Politikwissenschaften. Danach wurde er Mitglied und später Vizepräsident der Islamischen Föderation Berlin. Er gehört auch dem von der nordrhein-westfälischen Landesregierung berufenen Beirat für islamischen Religionsunterricht an und unterrichtet das Fach selbst in Berlin. In verschiedenen Fernsehauftritten hat Kesici schon bewiesen, dass er sachlich und klug argumentieren kann.

Ali Kizilakya hatte über ein Jahrzehnt lang die Geschicke des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland geleitet. Unter den Muslimen in Deutschland war Kizilkaya wegen seiner bescheidenen Art und eher stillen Amtsführung beliebt, die durchaus als Gegenmodell zur einer zu offensiven Medienarbeit verstanden wurde. Seine Position war nicht immer leicht; lange Zeit war der Islamrat und sein Vorsitzender, trotz persönlich einwandfreier Integrität, wegen seiner Nähe zur oft kritisierten Milli Görüs (IGMG) in der Öffentlichkeit eher verfemt. Der Kölner Verband ist das weitaus größte Mitglied des Islamrats.

Erst in den letzten Jahren hat sich das Bild langsam verändert und Kizilkaya wurde als verlässlicher Dialogpartner stärker wahrgenommen. Er musst allerdings immer wieder gegen eine fragwürdige Assoziationslogik ankämpfen, die ihn in die Nähe eines der Milli Görüs immer wieder pauschal unterstellten Antisemitismus oder angeblicher Demokratiefeindlichkeit brachte. In der Logik von so genannten konservativ-organisierten gegen liberal-individuellen Muslime hatte er auch bei vielen Medien nicht immer einen leichten Stand.

Der Islamrat wurde 1986 gegründet und hat ein großes Potential. Ihm gehören etwa 37 Mitgliedsvereine mit schätzungsweise rund 150.000 Mitgliedern an. Viele der Mitgliedsorganisationen agieren im Umfeld des größten Mitgliedsverband, der IGMG. Der Islamrat ist auch Mitglied des im März 2007 gegründeten Koordinierungsrats der Muslime (KRM). In der öffentlichen Wahrnehmung ist der große Islamrat allerdings deutlich weniger präsent als der kleinere Zentralrat der Muslime.

Für den neuen Vorsitzenden Kesici dürften die anstehenden Aufgaben durchaus vielfältig werden. Es geht in erster Linie um ein neues, klares Profil des Verbandes. Er selbst erklärte nach seiner Wahl, für den Verband habe Priorität, den Dialog und die Einheit unter den islamischen Verbänden zu fördern. In den letzten Monaten war der Koordinationsrat allerdings nicht sehr einheitlich aufgetreten. Wie genau die künftig „Einheit der Muslime“ aussehen soll und wie er die Rolle des ZMD und der DITIB im KRM sieht, blieb noch offen.  

Der Islamrat solle sich, jedenfalls nach dem Willen Burhan Kesicis, auch künftig konstruktiv an der Deutschen Islamkonferenz beteiligen und sich der gesellschaftlichen Themen im Zusammenhang mit dem Islam annehmen. Darüber hinaus muss er sicherlich auch die ethnische Vielfalt und Offenheit des Verbandes stärken und auch dem Eindruck entgegenwirken, der Verband sei als Dachverband nicht wirklich eigenständig.

Viele Mitglieder erwarten von dem neuen Vorsitzenden einerseits eine klare Positionierung in Deutschland, ohne andererseits die traditionellen Verbindungen zur Türkei zu verleugnen.

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Auszug der neuen Ausgabe: Interview mit Ersin Özcan, Vorstandsvorsitzender des DITIB-Landesverbands Nordrhein-Westfalen zur Zukunft von Zentralvertretungen

„Das Agieren von muslimischen Vertretern reduziert sich immer mehr zu einem Selbstgespräche. In einer solchen Situation sprechen die Öffentlichkeit und die Politik immer weniger mit den Muslimen – sie führen immer mehr Zwiegespräche mit politischen Akteuren, die zunehmend nicht mehr die Muslime beim Staat vertreten, sondern den Staat mit seinen Erwartungen bei den Muslimen.“

(iz). Die Debatten rund um das Islamgesetz in Österreich haben in den letzten Wochen auch Muslime und Politik in Deutschland beschäftigt. Forderungen nach einem ähnlichen Gesetz wurden auch hier laut. Ersin Özcan, Vorstandsvorsitzenden des DITIB-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, unterstrich in einem langen Interview, was in der nächsten Ausgabe der Islamischen Zeitung in voller Länge zu lesen sein wird, dass das Islamgesetz von einem implizierten Vorwurf der Untauglichkeit und der Illoyalität geprägt sei.

„Letztlich erscheint mir das Islamgesetz als eine Art staatliche Obhut über Muslime und es manifestiert sich eine Haltung, in welcher der Staat bestimmt, wer ein guter Muslim ist“, so Özcan. Die befürwortenden Stimmen aus der Politik sind ihm ein Rätsel, erst recht die muslimischen, die solche Verbote oder Eingriffe fordern. „Ich glaube für Kirchen oder jüdische Gemeinden würde niemand aus der Politik so etwas fordern. Und schon gar nicht würden die Vertreter dieser Religionsgemeinschaften so etwas begrüßen“, sagte der NRW-Landeschef des größten Moscheeverbunds in Deutschland.

„Import-Imame“
Ersin Özcan geht im Interview auch auf die Problematik der so genannten Import-Imame im Kontext dieser Diskussionen ein. Die Muslime seien in der Lage, selbst entscheiden zu können, woran sie glauben, wie sie glauben und mit welchen Mitteln und mit welchem Personal sie ihren Glauben leben wollen. „So zu tun, als seien die Muslime nicht fähig zu erkennen, welcher Imam gut für sie ist, erscheint mir ziemlich paternalistisch“, betonte Özcan.

Dem Vorwurf, DITIB stehe unter Kontrolle Ankaras, geht Özcan aus dem Weg. Das seien „Nebelbombe“, in deren Schwaden all jene sich aus dem Staub machen würden, die in der Sache eine nachhaltige Debatte scheuten. „Ein solcher Auslandsbezug ist rechtlich wie tatsächlich bei anderen Religionsgemeinschaften, wie der Anglikanischen Kirche oder der Katholischen Kirche kein Problem“, so der DITIB-Vertreter. Man sollte auf das hören, was DITIB in Deutschland sage und die Inhalte wahrnehmen, um die es gehe. „Da spricht nicht die türkische Politik, da sprechen wir als Muslime in Deutschland über das, was uns hier wichtig ist“, so Özcan.

Der eigentlich kritische Punkt seien allerdings andere Entwicklungen innerhalb der muslimischen Community in Deutschland. Hierzulande würden wir eine zunehmende Veränderung des muslimischen Selbstverständnisses erleben. Özcan: „Muslimische Akteure scheinen immer mehr darum bemüht, zu gefallen, statt die Frage nach theologischer Wahrhaftigkeit zu stellen. Das mag als Geschäftsmodell für Partikularinteressen nützlich sein, für die muslimische Selbstfindung und den Erhalt einer an Lehraussagen orientierten, selbstgewissen religiösen Identität ist eine solche Entwicklung verheerend.“

Im Gespräch geht Özcan auch auf die jüngsten Diskussion über den Koordinationsrat der Muslime (KRM) ein. Politik und Öffentlichkeit habe jahrelang nach dem einen institutionellen Vertreter geschielt. Özcan sieht in einer zentralistischen Struktur Gefahren. Sie könne zu einer Art „Bischofskonferenz für Muslime“ mutieren. Durch diese Zentralisierung der muslimischen Selbstorganisation werde zudem nicht die ganze Vielfalt des muslimischen Lebens vertreten oder auch nur artikuliert. „Vielmehr hängt das, was die Muslime vermeintlich denken, wollen und tun von den Aussagen und Handlungen weniger Funktionäre ab, die im schlimmsten Fall nicht einmal eine gemeindliche Basis haben, bei der sie sich rechtfertigen müssten.“

Die Frage sei, betont Özcan, wie ein ernsthafter Austausch über islamische Grundfragen stattfinden könne. Eine weitere Zentralisierung sei diesem Austausch in keiner Weise dienlich. Er beobachtet eine Isolation der Funktionärseben von der muslimischen Basis. „Das Agieren von muslimischen Vertretern reduziert sich immer mehr zu einem Selbstgespräche. In einer solchen Situation sprechen die Öffentlichkeit und die Politik immer weniger mit den Muslimen – sie führen immer mehr Zwiegespräche mit politischen Akteuren, die zunehmend nicht mehr die Muslime beim Staat vertreten, sondern den Staat mit seinen Erwartungen bei den Muslimen.“

Mit einem solchen Modell werde man auf beiden Seiten nicht ernst genommen – weder bei der Basis, noch bei der Politik. Es führe kein Weg an einem wahrhaftigen und nachhaltigen innermuslimischen Austausch vorbei. Özcan würde ein Diskussionsforum für islamische Religionsgemeinschaften anstreben wollen, bei dem nicht mehr der Anspruch auf zentrale Vertretung im Vordergrund steht, sondern der Wunsch nach einer inhaltlichen Debatte.

Dieses Gremium sollte auch ergänzt werden durch Austauschforen mit Muslimen außerhalb der Verbände. „Da ist viel Potenzial, dass innerhalb der Verbände nicht genutzt wird“, folgert Özcan.

Das vollständige Interview wird in der nächsten Ausgabe der Islamischen Zeitung zu lesen sein.

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Nach einer internen Klausurtagung und mehrwöchigen Diskussionen in und um den KRM lud der Zentralrat zur Pressekonferenz

Köln (IZ/dpa/KNA). Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, hat die anderen muslimischen Verbände zu mehr Einigkeit aufgerufen. Es sei „völlig legitim“, wenn einzelne Mitglieder des Koordinationsrats der Muslime (KRM) unterschiedliche Ansichten verträten, sagte er am 19. März auf einer Pressekonferenz seiner Organisation in Köln.

Mazyek hat sich gegen den Vorwurf gewehrt, er wolle sich zum alleinigen Vertreter der deutschen Muslime aufschwingen. Wenn in der Öffentlichkeit oft vor allem er als Stimme der Muslime wahrgenommen werde, dann liege dies nicht daran, dass er die Vertreter anderer islamischer Dachverbände ausstechen wolle. „Ich rufe sie auf, dass sie sich mehr einbringen», sagte er auf der Pressekonferenz. Das Wochenmagazin „Die Zeit“ zitierte hierzu auch ZMD-Generalsekretärin Nurhan Soykan. Wer kein Deutsch spreche, so die Juristin, dürfe sich auch nicht beklagen, wenn er nicht in Talkshows eingeladen werde.

Der ZMD-Chef hatte unter anderem eine zentrale Rolle bei der Mahnwache am Brandenburger Tor nach den Terroranschlägen von Paris gespielt. Die Türkisch-Islamische Union DITIB, der größte islamische Dachverband in Deutschland, hatte ihn kürzlich scharf angegriffen und ihm einen „Vertrauensbruch“ vorgeworfen. Derzeit wird vor und hinter den Kulissen in bisher unbekannter Heftigkeit und Offenheit über Interna aus der dem Umfeld des KRM und über seine Zukunft diskutiert. Bisher allerdings waren es vor allem einige Vertreter der KRM-Mitglieder, die diese Debatte führten. Elemente der muslimischen Zivilgesellschaft blieben bisher außen vor.

Zugleich betonte Aiman Mazyek, dass sein Verband „felsenfest“ am KRM festhalte, weil er eine wichtige Interessenvertretung sei. Der Dachverband werde derzeit reformiert. Arbeitsgruppen sollten für bestimmte Themen zuständig sein. „Der KRM ist nicht tot, sondern er lebt weiter.“ Die Muslime müssten „die ethnisch fragmentierte Landschaft der islamischen Religionsgemeinschaft“ aufheben. Auch im ZMD gebe es vom Ausland finanzierte Imame, räumte er ein. Aber es sei Konsens in der islamischen Gemeinschaft, dass deutschsprachige Imame mit Kenntnissen über die Mentalität und Kultur des Landes viel näher an den Menschen seien.

Nachfolge des DITIB-Modells? Umstrukturierungen im Zentralrat und Wohlfahrtsverband angekündigt
Dem ZMD gehören 33 Mitglieder an, die rund 300 Moscheegemeinden vertreten. Inzwischen gebe es Landesverbände in Hessen und Nordrhein-Westfalen. In Berlin stehe die Gründung am Freitag bevor, weitere Gespräche führe man in Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz.

Dieser Prozess sei notwendig, da Absprachen und Verträge zwischen Staat und Religionen auf Landesebene stattfänden. In NRW haben man nach Angaben von Generalsekretärin Nurhan Soykan bereits die „erste Hürde“ genommen. Laut es anfänglichen Gutachtens erfüll ihr Dachverband die nötigen juristischen Kriterien für einen Status als Religionsgemeinschaft. Laut der Juristin sei dazu aber auch eine Überarbeitung von Satzungen der Landesverbände nötig.

Man wolle darüber hinaus das soziale Portfolio stärker koordinieren. Noch in diesem Jahr sei die Gründung eines eigenen Wohlfahrtsverbandes geplant, kündigte sie an. Dieser solle auch offen sein für Mitglieder und Initiativen anderer Verbände. „Noch schöner wäre es natürlich, wenn wir einen KRM-Wohlfahrtsverband hinbekämen, aber zunächst wollen wir unsere eigenen Strukturen ausbauen.“

Bereits jetzt sei man damit beschäftigt, Jugendvereine an Moscheen in Landesverbänden und einem Bundesjugendverband zusammenzufassen. Dort sollten auch Nicht-ZMD-Vereine ihren Platz finden können. Damit solle es auf Dauer bundesweit ein strukturiertes Angebot muslimischer Jugend- und Sozialarbeit geben, so Soykan.

Vorbereitung mit den Mitgliedern
Fünf Tage vor der Kölner Pressekonferenz, am Samstag, den 14. März, lud der Zentralrat zu einer Versammlung für seine Mitglieder ins sauerländische Arnsberg ein. Laut verbandseigener Pressemitteilungen hätten die anwesenden Mitglieder sich für die Fortsetzung der bisherigen Ausrichtung ausgesprochen. Darüber hinaus bestätigte der Dachverband die Mitgliedsanträge verschiedener Gemeindezusammenschlüsse, Einzelmoscheen und andere Organisationsformen.

Mazyek fordert gemeinsames Konzept gegen Radikalisierung

Berlin (KNA). Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, räumt Fehler im Umgang mit der Radikalisierung junger Muslime ein. „Wir haben das Phänomen des religiösen Extremismus zu lange unterschätzt“, sagte er am Donnerstag dem Online-Portal der „Bild“-Zeitung. Dasselbe gelte für Schulen, Medien und Politik, ergänzte Mazyek. Nun brauche es ein gemeinsames Konzept, um den Extremismus einzugrenzen.

Diejenigen, die sich mit dem Terror der Miliz „Islamischer Staat“ (IS) identifizierten, seien oft Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl, die „mit der Gesellschaft gebrochen haben, weil sie sich ausgegrenzt fühlen“, so Mazyek weiter. Sie zögen in den Krieg, „um niedere Instinkte zu bedienen“.

Der IS betreibe Missbrauch am Islam, betonte der ZMD-Vorsitzende. Es gebe keine Lehrmeinung im Islam, der Terror rechtfertige. „Wir müssen aufhören, immer wieder im Islam die Begründung für Terror zu suchen, denn damit führen wir nur die Propaganda der Terroristen fort“, so Mazyek.

Mehr Führung nötig. Gesetzesentwurf der Regierung hat Proteste bei Muslimen und Kritik bei Experten hervorgerufen

(iz). Die geplante Novellierung des aus dem Jahr 1912 stammenden Islamgesetzes stößt auf heftige Kritik. Nicht nur Verbände und die Zivilgesellschaft sprechen sich gegen die Gesetzesänderung aus, sondern auch zusehends […]

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