
Debatte über die Tech-Branche: Die Ideologie des „Founderism“ ersetzt demokratische Legitimation durch die angebliche Autorität des Genies und des unternehmerischen Erfolgs.
(islam.de). Hinter den glänzenden Fassaden von Silicon Valley und den Verheißungen neuer Technologien verbirgt sich eine zutiefst antidemokratische politische Agenda.
Dies ist die zentrale These eines Artikels des Magazins „Jacobin“ der die Ideologien von Schlüsselfiguren wie Peter Thiel, Elon Musk und Sam Altman analysiert. Demnach sind diese Männer keine neutralen Erfinder, sondern vertreten eine gefährliche Weltanschauung, die den Kern der liberalen Demokratie bedroht. Ihr Geschäftsmodell sei im Grunde die Apokalypse selbst.
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Gemeinsam sei Thiel, Musk und Altman eine radikal pessimistische Weltsicht. Sie inszenieren sich als Retter der Menschheit vor düsteren Zukunftsszenarien – ob vor der Superintelligenz einer killerkünstlichen Intelligenz, dem ökologischen Kollaps oder dem gesellschaftlichen Stillstand.
Wie der „Jacobin“ betont, dient diese apokalyptische Rhetorik jedoch vor allem einem Zweck: Sie legitimiert ihre radikalen technologischen „Lösungen“ und rechtfertigt dabei die Ausschaltung demokratischer Prozesse. Wenn die Lage so ernst ist, so die implizite Botschaft, bleibt keine Zeit für Debatten, Regulierung oder ethischen Bedenken. Nur der visionäre Tech-Gründer, so die Eigenwahrnehmung, kann mit entschlossenem Handeln die Katastrophe abwenden.
Diese Ideologie des „Founderism“, wie es der „Jacobin“ nennt, ersetzt demokratische Legitimation durch die angebliche Autorität des Genies und des unternehmerischen Erfolgs. Peter Thiel, der als intellektueller Kopf dieser Bewegung gilt, steht dabei für den offenen Angriff auf die Demokratie. Er habe erklärt, dass Freiheit und Demokratie unvereinbar seien.
Seine Projekte, von der Investition in Lebensverlängerungstechnologien bis zur Überwachungssoftware seines Unternehmens Palantir, zeugen von einem Streben nach Kontrolle und einem Ausstieg aus der Gesellschaft – sei es in autonome Meeresstädte oder den Cyberspace.
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Elon Musk wiederum verkauft diese Agenda als pragmatischen Fortschritt. Seine Unternehmen Tesla, SpaceX oder Neuralink sind direkte Antworten auf die von ihm beschworenen Gefahren. Doch sind diese Lösungen zutiefst elitär.
Wem nützt eine Mars-Kolonie, die sich nur Superreiche leisten können? Sie untergräbt den Glauben an kollektive, demokratisch ausgehandelte Lösungen, wie etwa den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, und ersetzt ihn durch private, kommerzielle Angebote für eine wohlhabende Klientel.
Sam Altman schließlich verleiht dieser Techno-Utopie ein freundliches Gesicht. Sein KI-Unternehmen OpenAI begann als non-profit-Initiative, mutierte aber schnell zu einem profitorientierten, undurchsichtigen Konzern. Noch deutlicher wird sein Projekt Worldcoin, das mittels Iris-Scan eine globale digitale Identität schaffen will. Was nach Bequemlichkeit klingt, könnte, so die Analyse , die Grundlage für einen technologischen Überwachungsstaat unter der Kontrolle eines Privatunternehmens legen.
Die zusammengefasste Vision dieser Akteure ist die Abschaffung des demokratischen Staates, wie wir ihn kennen. An seine Stelle soll der „Staat als Startup“ treten: eine technokratische Führung, die gesellschaftliche Probleme nicht mehr pluralistisch debattiert, sondern technologisch „fixt“. Diese Vision ist anti-egalitär, anti-pluralistisch und letztlich anti-freiheitlich – außer für die Freiheit der Gründer-Elite selbst.
Der Artikel warnt daher davor, Thiel, Musk und Altman als harmlose Exzentriker zu unterschätzen. Es handele sich um strategisch denkende politische Akteure, deren apokalyptische Erzählungen ein Trojanisches Pferd sind.
In seinem Inneren verbirgt sich der Plan, die Macht in den Händen einer kleinen, ungewählten Technokratie-Elite zu konzentrieren. Die eigentliche Dystopie wäre nicht die prophezeite Katastrophe, sondern die Verwirklichung ihrer eigenen autoritären Träume.