Thema Reisen: Notizen zur Rolle der Bewegung im Islam

Ausgabe 228

Auch wenn sich in islamischen Quellen und diversen, regionalen ­Traditionen nichts unter dem modernen Schlagwort „Tourismus“ finden lässt, hat das Reisen (As-Safar) im Islam sowie im Alltag der Muslime eine nicht zu überschätzende ­Bedeutung, denn das Leben ist eine ­Reise: vom Augenblick unserer Geburt bis zu unserem letzten Atemzug. In der Sura Al-Baqara finden wir die folgende ­Stelle: „Wir gehören Allah und zu Ihm kehren wir zurück.“

Das Reisen wird mehrfach im Qur’an erwähnt. Im Leben mehrerer Propheten, möge Allah ihnen allen Frieden geben, wie Musa, Jusuf oder Junus zählt sie zu wichtigen Elementen ihrer Geschichte.

Der letzte Prophet, unser Meister ­­­Mu­­ham­mad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, machte auch die ­Erfahrung der Reise. Allah brachte ihn vom Haram in Mekka zur Al-Aqsa-­Moschee in Jerusalem und von dort zu einer Begegnung, die ihn in die ­größt­­möglichste Nähe der Gegenwart des Herrn der ­Welten führte. „Preis sei Dem, Der ­Seinen Diener bei Nacht von der ­geschützten ­Gebetsstätte zur fernsten ­Gebetsstätte, ­­deren Umgebung Wir gesegnet haben, reisen ließ“, heißt es dazu im ersten Vers der Sura Al-’Isra.

Abgesehen von der Hadsch finden sich im Qur’an auch andere Hinweise auf das Reisen. Dazu zählt der zehnte Vers der Sura Muhammad: „Sind sie denn nicht auf der Erde gereist, damit sie das ­Schicksal derjenigen erkennen können, die vor ­ihnen kamen?“

In der islamischen Tradition finden sich verschiedene Motive für eine ­Reise. Über seine Bedeutung und Wirkungen schrieb der Rechtsgelehrte und Begründer der nach ihm benannten Rechtsschu­le, Imam Asch-Schafi’i: „Es findet sich für den Klugen und Verständigen keine Ruhe des Geistes im permanenten unbeweglich-sein. Also, verlasst eure Heimatländer (…)! Reist! Hier findet ihr einen Ersatz für das, was ihr zurückgelassen habt. Zieht hinaus! Hier findet sich die Süße des Lebens. Ich habe gesehen, dass stehendes Wasser fault. Wenn es fließt, ist es nahrhaft (…). Verlässt der Löwe sein Lager nicht, kann er nicht ­jagen. (…) Die Absichten des Reisenden sind ehrenwert. Wer reist, der wird wie Gold geachtet.“

Einer der frühen Muslime sagte: ­“Allah hat Engel bestimmt, um auf die ­Absich­ten der Reisenden zu schauen, sodass ­jedem entsprechend seinen Absichten gege­ben wird. (…) Wessen Absichten auf die nächs­te Welt gerichtet sind, der ­erhält Weisheit, Scharfsinn und innere Einsicht und ihm wird sein Weg einfach ­gemacht.“ (sw)