
Der verstorbene Papst repräsentierte die globale Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Und erfüllte nie Erwartung der Macht.
Die Bilder des von Krankheit gezeichneten Papst Franziskus, der ein letztes Mal die Osterbotschaft in seinem „Urbi et Orbi“ mit der Welt teilen konnte, berührten nicht nur Christen.
Tod von Papst Franziskus: KRM spricht Christen Beileid aus
Der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) sprach der katholischen Kirche, ihren Gläubigen sowie allen Christinnen und Christen in Deutschland und weltweit sein Beileid zum Tod von Papst Franziskus aus. „Papst Franziskus war ein Brückenbauer, dessen Stimme für Gerechtigkeit, Frieden und Mitmenschlichkeit weit über die Grenzen der katholischen Kirche hinaus gewirkt hat.
Seine Überzeugung, dass Glaube nicht trennen, sondern verbinden soll, hat dazu beigetragen, dass Religion – weltweit und auch in Deutschland – gerade in schwierigen Zeiten eine Quelle von Hoffnung, Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit sein konnte“, erklärte Dr. Zekeriya Altuğ, Sprecher des KRM.
Respektiert wurde das Oberhaupt der Katholischen Kirche für seinen Einsatz für die Armen, sein Engagement im christlich-muslimischen Dialog und nicht zuletzt für seine ehrliche Anteilnahme am Schicksal der Menschen im Gazastreifen.
„Frieden wird niemals mit Waffen geschaffen, sondern indem man die Hände ausstreckt und die Herzen öffnet“, hieß es in seiner Osterbotschaft zum Nahostkonflikt im März 2024.
Seine Bescheidenheit bleibt unvergessen
Unvergessen wird auch das stets bescheidene Auftreten des Papstes bleiben, der zu öffentlichen Terminen mit einem Gebrauchtwagen fuhr. Bei der Beerdigung in Rom erschienen Staats- und Regierungschef aus aller Welt, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Ein einfacher Partner für die Politik war der Papst nie. Seine Beiträge wurden selten ernsthaft diskutiert, er blieb insoweit gerade in Deutschland ein Zwischenfall ohne Folgen.
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Dabei hätten seine grundsätzlichen Einwände gegenüber unseres Lebensstils ein Anstoß für wichtige Diskussionen sein können. In der Enzyklika „Laudato si“ (2015) erklärte das Kirchenoberhaupt: „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil nur in Katastrophen enden kann.“
Einige Jahre später vertrat er auf dem Weltfriedenstag Grundsätzliches: „Es wird nie einen wahren Frieden geben, wenn wir nicht in der Lage sind, ein gerechteres Wirtschaftssystem aufzubauen.“ Von christlich-konservativen PolitikerInnen in Deutschland wurden derartige Aussagen meist ignoriert.
Der Papst erfüllte nie die Erwartung der Macht, ihr nach dem Munde zu sprechen. Er wurde so zu einem Vorbild für das selbstbewusste, gesellschaftliche Engagement von Gläubigen in der Moderne, ganz unabhängig von ihrer Konfession.