Unsitte im Fastenmonat

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(iz). Begriffsschöpfungen gehören untrennbar zum Phänomen Internet und auch Muslime sind von ihnen betroffen. Beschämend ist die Selbstherrlichkeit jener, die von ‘Ramadan-Muslimen’ sprechen und damit Muslime meinen, von denen sie behaupten, sie würden nur im Ramadan islamischen Aufgaben nachgehen. Der Vorwurf elf Monate “Playboy” zu sein um dann einen Monat lang ein “Prayboy” zu werden, macht die Runde, getarnt als Spaß.
Dabei wird eine Allwissenheit angetäuscht, deren Beanspruchung verwerflich ist. Denn wer so spricht, meint damit gleichzeitig, dass er weiß, wie das restliche Jahr des kritisierten Muslims aussieht. Seine höchst fragwürdige Reduzierung des Islams auf äußerlich erkennbare Merkmale des Muslimsseins und das daraus resultierende Urteil, ob oder wann ein Muslim ‘praktizierend’ sei, ist nichts anderes als Verleumdung und Beweis für das Unwissen über Prioritäten.
Und selbst wenn das restliche Jahr eines Muslims tatsächlich eher von schlechten Handlungen dominiert wirkt, ist seine Wendung hin zum Guten richtig und erfreulich. Nur sei betont, dass man jenes überhaupt nicht feststellen kann oder darf. Höhen und Tiefen gibt es immer. Wer jemandem aufgrund der vorgemerkten Tiefe, die Höhe verweigert, der unterdrückt. Wer im Ramadan seinen verachtenden Blick auf andere Menschen nicht ablegt, sich für überlegen hält oder anderweitig meint, in Herzen und Alltäglichkeiten von Menschen sehen zu können, der läuft Gefahr nicht einmal ein ‘Ramadan-Muslim’ zu sein, sondern selbst im Ramadan die Potentiale seiner Dienste durch miserablen Charakter zu verhindern.
Nie, wirklich nie sollte ein Muslim in Rechtfertigungsdruck für seine vermeintliche Vergangenheit, oder was man für sie hält, geraten, wenn seine Gegenwart in dieser gesegneten Zeit eine andere ist. Ein Bittgebet von Aischa, Allahs Wohlgefallen sei auf ihr, lautete sinngemäß “oh Allah, halte mich im Wandel”. Man sollte selbst den ständigen Wandel anstreben und ihn jedem anderen Menschen zugestehen.

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