Washington (iz/CAIR). Seit geraumer Zeit nehmen Muslime in den USA – zuerst die afroamerikanischen und dann in Folge die migrantischen – aktiv als Wähler und Wahlhelfer an Stimmabgaben auf allen Ebenen in den Vereinigten Staaten teil. Seit mehreren Jahren tun sie das auch immer erfolgreicher als Kandidaten und Mandatsträger. Während muslimische Wähler bis George W. Bush viel häufiger republikanisch entschieden, hat sich das dank „Antiterrorkrieg“ und aufkommender Islamfeindlichkeit der Rechten erheblich geändert.
Bereits in der Wahlnacht erklärten zwei muslimische NGOs, das Jetpac Resource Center sowie der Rat für Amerikanisch-Islamische Beziehungen (CAIR) zu bekannten und vorläufigen Ergebnissen der Abstimmungen auf nationaler Ebene sowie in den US-Bundesstaaten. Das Jetpac Resource Center ist eine gemeinnützige NGO, die sich für eine stärkere Vertretung der Muslime in der amerikanischen Regierung und Politik einsetzt. CAIR ist Amerikas größte Organisation für die Rechte von Muslimen und Interessenvertretung. Ihre Aufgabe ist es, das Verständnis für den Islam zu verbessern, die Bürgerrechte zu schützen, die Gerechtigkeit zu fördern und die amerikanischen Muslime zu stärken.
Während man derzeit die Ergebnisse von 145 muslimischen KandidatInnen verfolge, sei ihre Zahl ungeachtet ihrer Erfolge „ein Rekord“. In 23 Staaten haben sich 48 von ihnen um ein Mandat für einen Abgeordnetenposten in ihrem jeweiligen Staat beworben. Laut CAIR-Angaben hätten mehr Moscheegemeinden ihre Räumlichkeiten als Wahllokale geöffnet als je zuvor.
Nihad Awad, nationaler CAIR-Direktor, sagte über die bisher bekannten Entscheidungen: „Die heutige historische Reihe von rekordverdächtigen Wahlsiegen amerikanischer Muslime ist ein Beweis für den kontinuierlichen Aufstieg unserer Gemeinschaft in der amerikanischen Politik und das Vertrauen, das unsere Nachbarn in uns setzen, um sie zu vertreten und für ihre Interessen zu kämpfen. Wir sind Zeugen des nächsten Schritts in der politischen Transformation der muslimischen Gemeinschaft Amerikas von einer marginalisierten Stimme, die an den Rand gedrängt wurde, (…) zu einem Entscheidungsträger. Diese neu gewählten Amtsträger bauen auf den Erfolg der jahrzehntelangen Investitionen unserer Gemeinschaft in bürgerschaftliches Engagement, Wählerregistrierung und Kandidatur auf.“
Mohammed Missouri, leitender Direktor von Jetpac, begrüßte die bisherigen Erfolge ebenfalls und bezeichnete sie als „inspirierend“. Das zeige, dass es der muslimischen Gemeinschaft gelungen sei, eine „solide Infrastruktur“ für nachhaltige Wahlerfolge aufzubauen. „Politische Entscheidungen in den Bereichen Bildung, Wohnungsbau, Klima und Bürgerrechte werden von der Legislative des jeweiligen Bundesstaates getroffen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass unsere Stimme bei der politischen Entscheidungsfindung vertreten ist“, Missouri.
Beide NGOs gehen davon aus, dass die DemokratInnen Andre Carson, Ilhan Omar und Rashida Tlaib in ihren Wahlkreisen erfolgreich sein werden. Bei den bundesstaatlichen Wahlen schätzt man, dass sich viele KandidatInnen für Sitze in den dortigen Repräsentantenhäusern und Senaten werden durchsetzen können. In einigen Staaten wie Washington oder Wisconsin werden sie im Erfolgsfall die ersten muslimischen Parlamentarier sein. Von wenigen Ausnahmen abgesehen kandidierten die meisten MuslimInnen hier für die Demokraten. (sw)