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Von Hirten, Mokka und Dieben: Eine kleine Geschichte des Kaffees

Tisch Kaffee
Foto: Freepik.com

Schwarz, mit Zucker oder einem Schuss Milch: Kaffee ist heute allgegenwärtig. Das war nicht immer so. Für ihren Weg vom Süden Äthiopiens bis in deutsche Küchen brauchte die Bohne Jahrhunderte. Von Julian Weber

Berlin (dpa). Kaffeeröstereien gibt es heute an jeder Ecke. Im 18. Jahrhundert führte der intensive Geruch frisch gebrannter Bohnen aber zu hohen Strafen: In Preußen nutzten ihn sogenannte Kaffeeschnüffler, um Schmuggler und illegale Röster aufzuspüren. Für Kontrollen durften sie sogar in Häuser eindringen und Menschen abschnüffeln. Der Grund für die Maßnahmen: Neben anderen Problemen mussten die Bohnen teuer importiert werden, was damals als schlecht für die Wirtschaft galt. Friedrich der Große hatte daher zuerst die freie Einfuhr und später auch das Rösten verboten. Lange hielten die Regeln nicht, heute ist Kaffee eines der beliebtesten Getränke in Deutschland. Eine kleine Geschichte zum Tag des Kaffees an diesem Samstag.

Legenden

Legenden über die Entdeckung der Kaffeepflanze gibt es einige. Zum Beispiel die eines Hirten aus der Region Kaffa im ostafrikanischen Äthiopien. Der Überlieferung nach fanden seine Ziegen immer dann bis in die Nacht keine Ruhe, wenn sie zuvor von einer bestimmten Pflanze mit kirschartigen Früchten gefressen hatten. Schließlich probierte er die Früchte selbst und bemerkte auch bei sich die anregende Wirkung der Beeren. Seine Entdeckung meldete er an ein nahes Kloster. Die Mönche bereiteten einen Sud aus den Früchten zu und konnten so länger wach bleiben, beten und sich unterhalten.

Anfänge des Kaffeeanbaus

Die Anfänge des Kaffeeanbaus auf der Arabischen Halbinsel liegen vermutlich im 12. oder 13. Jahrhundert. Zuvor hatten jemenitische Händler die Pflanze in ihre Heimat gebracht. Wenige Jahrzehnte später gab es bereits großflächige Plantagen. Wichtigster Umschlagplatz für Kaffee wurde in dieser Zeit die Hafenstadt Mokka. Aus dem Ortsnamen leitete sich auch der Name des Getränkes ab. In der heute üblichen Zubereitungsform – also mit gerösteten, gemahlenen und aufgebrühten Bohnen – wird Kaffee spätestens im 15. Jahrhundert getrunken.

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Was heißt Kaffee?

Mit der Pilgerfahrt nach Mekka findet Kaffee in der islamischen Welt immer mehr Liebhaber. Auch der Begriff stammt aus der Region. Formen wie Café und Kaffee beruhen auf dem türkischen „kahve“, das wiederum auf das altarabische Wort „qahwa“ zurückgeht. Ursprünglich war damit Wein gemeint. Wegen der anregenden und leicht berauschenden Wirkung von Kaffee wurde dieser auch so bezeichnet – und war gläubigen Muslimen im Gegensatz zum Wein aus Trauben meist nicht verboten.

Monopol und weltweiter Anbau

Jahrelang hatten arabische Länder ein Monopol auf den Kaffeehandel. Die Einzelheiten der Produktion wurden daher wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Um zu verhindern, dass Konkurrenten Kaffee anbauen konnten, wurden die rohen Bohnen etwa mit siedendem Wasser übergossen – und dadurch keimunfähig. Doch geschäftstüchtigen Niederländern gelang es im 17. Jahrhundert, einige Pflanzen zu stehlen und in ihre Kolonien zu bringen. Ab 1658 wurden sie auf Sri Lanka angebaut, später folgten etwa die Inseln Sumatra und Java. Andere Kolonialmächte zogen nach: Portugal in Brasilien, England auf Jamaika, Spanien unter anderem in Guatemala, Mexiko, Kolumbien und auf Puerto Rico. Das Monopol der arabischen Länder war gebrochen. Die Folge: Kaffee wurde zu einem der wichtigsten Handelsgüter weltweit.

Sprung nach Europa

Bereits vor Ende des arabischen Monopols hatten sich Reisende im 16. Jahrhundert immer mehr für den Kaffeegenuss interessiert. Das Getränk verbreitete sich danach zunächst an den europäischen Königshöfen. Das erste Kaffeehaus in Westeuropa eröffnete 1647 in Venedig. 1652 hatte dann auch London sein erstes Kaffeehaus, 1671 folgt Marseille, 1673 Bremen, 1677 Hamburg und 1683 Wien. Die Institutionen wurden in der Folgezeit zu Treffpunkten für Künstler und Gelehrte – und prägten so etwa Literatur und Musik. Dennoch blieb Kaffee in Europa vorerst ein Luxusgut. Erst mit Beginn der Industrialisierung in Deutschland wird er auch zum Nahrungsersatz für breitere Schichten der Bevölkerung: Arme löffelten etwa Kaffee-Brotsuppe gegen Hunger und Erschöpfung.

Und heute?

Ist Kaffee eines der Lieblingsgetränke der Deutschen. 2021 trank jede Bürgerin und jeder Bürger im Durchschnitt 169 Liter. Zubereitet wird er am häufigsten mit Kaffeevollautomat und Filtermaschine – zu Hause machen sie 57 Prozent aller Tassen aus. Kaffee wird heute in mehr als 70 Ländern angebaut. Das legendarische Ursprungsland Äthiopien ist heute der fünftgrößte Kaffeeproduzent der Welt. Weltmarktführer ist Brasilien: 2020 wurden dort gut 69 Millionen Säcke zu je 60 Kilogramm geerntet – rund 40 Prozent der gesamten Kaffeemenge.