Wetteifern im Islam

Ausgabe 204

(iz). Der Wetteifer in den edlen Handlungen ist Teil des Iman (Vertrauens in/Glaubens an Allah) und die dringende Hinwendung zur Tauba (Hinwendung zu Allah) ohne Aufschub ist eines der Zeichen der Diener Allahs, die Mutaqqin (die Aufrichtigen) genannt werden. Diejenigen, die sich beeilen in dieser Welt Gutes zu tun, werden diejenigen sein, die als erste in den Garten der nächsten Welt eintreten werden. Allah sagt: „Und die Vordersten! Oh die Vordersten! Das sind die, die Allah nahe sein werden, in den Gärten der Wonne.“ (Al-Waqi’a, 12)

Der Wettstreit, das Streben nach einer Sache kann lobenswert oder übel sein. Der lobenswerte Wettstreit ist jener, bei dem dich jede Handlung Allah näher bringt. Der üble Wettstreit aber ist jener, der sich ausschließ­lich dieser Welt (Dunja) widmet; es ist der Wettstreit, der sich nur auf Neid und Hass gründet. Der Gesandte Allahs, Allah bedecke ihn mit Segnungen, sagte: „Es gibt nur zwei Dinge, die den Neid gestatten: Ein Mann, dem Allah Reichtum gegeben hat, den er vollständig für die Wahrheit ausgibt und ein anderer Mann, dem Allah Weisheit ­gegeben hat, mit der er richtet und die er die Menschen lehrt.“ (Bukhari und Muslim)

Neid ist eine der Krankheiten des Herzens – eine sehr gefährliche, üble, erniedrigende und dunkle, die nur schwer zu heilen ist. Der echte Neid wünscht, dass Allah die Gaben, die Er einem anderen gegeben hat, wieder nimmt und sie stattdessen dir gibt, seien sie Gaben der Dunja oder des Dins. Dies zu wünschen, führt dazu, dass die guten Handlungen so aufgezehrt werden, wie das Feuer das Holz verbrennt.

Einen Menschen zu betrachten, seine Gaben, die Allah ihm in seinem Dien gegeben hat, zu sehen und sich zu wünschen, so wie er zu sein, einen ähnlichen Rang wie er zu erreichen, ist Teil des Strebens nach dem Guten und etwas Lobenswertes.

Am meisten verdient jener es, mit einem lobenswerten Neid beneidet zu werden, der seinen Reichtum auf den anerkannten We­gen erworben hat, die in der Hadith als erlaubte (halal) Mittel erwähnt werden, und den er auf alle Arten des Guten ausgibt: für seine Familie, seine Kinder, seine Nahestehenden, für die Armen und Bedürftigen, für die Sache Allahs, für die Entrichtung der Zakat, für Sadaqa… – dies ist eines der großen Zeichen des Iman.

Der Gläubige wetteifert, er neidet nicht. Al-Fudail Ibn ‘Ijad, Allah sei ihm gnädig, sagte: „Der Gläubige wetteifert, er neidet nicht. Der Wettstreit, das edle Streben ist Teil des Iman und der Neid ist Teil der Heuche­lei.“ Wer sieht, dass eine andere Person ein Gut besitzt und sich wünscht, wie sie zu handeln, das gleiche wie sie zu besitzen, um ebenso wie sie Gutes tun zu können, der erhält den gleichen Lohn wie jene Person, sofern seine Absicht rein und aufrichtig ist.

Reichtum und Geld sind der Gaben Allahs für Seine Diener. Es ist möglich, dass sie demjenigen, der sie besitzt, als Weg zum Garten dient. Aber es ist auch möglich, dass – wenn er auf Schaitan hört und dessen Aufforderungen und denen seiner Gelüste Aufmerksamkeit schenkt – sich sein Geld in einen Weg verwandelt, der ins Feuer führt. Der Gesandte Allahs, Allah bedecke ihn mit Segnungen, sagte: „Schaitan sagt: ‘Kein Besitzer von Reichtum wird sich von mir freimachen können, der diese drei Dinge begeht, mit denen ich mich von morgens bis abends beschäftige: Dass er den Reichtum von etwas erhält, das nicht halal ist; dass er den Reichtum unrechtmäßig ausgibt und dass er ihn so sehr liebt, dass er ihn für sein eigenes Recht blind macht.’“ (Tabarani)

Allah ist der Weise. Eine Seiner Eigenschaften ist die Weisheit (Hikma). Die Weisheit in Allah, besteht darin, dass Er der Kenner aller Dinge ist, denn Er hat sie in der erhabensten Weisheit erschaffen. Die Weisheit ist der Begriff, der Wissen und Handlung verbindet; sie ist das, worauf der Gläubige, sobald er sie verloren hat, das meiste Anrecht besitzt.

Die Weisheit ist etwas, wonach man wetteifert, etwas, das man er­streben soll, etwas, das man sich wünscht und etwas, um das man sich bemüht, denn sie bedeutet Vornehmheit und Ansehen. Allah sagt: „Er gibt die Weisheit, wem Er will und wem Weisheit gegeben wurde, dem wurde ein hohes Gut gegeben.“ (Al-Baqara, 269)

Der Muslim muss die Weisheit unermüdlich erbitten und erstreben; er muss jene Dinge praktizieren, die zu ihr führen. (Von Schaikh Muhammad Al-Kassabi)