Wir brauchen nur Mut. Von Kübra Böler

Ausgabe 332

Mut Kübra Böler Kolumne
Foto: Kübra Böler

Nachdem 2022 für mich mit einer Doppelinfektion (Corona&Influenza) zu Ende ging, hing ich immer wieder in den Seilen. Obwohl ich das Schreiben liebe und kann, so fällt mir gerade diese Ausgabe enorm schwer. So viele Anfänge liegen in meinem Zwischenspeicher und ich finde alle so grottig schlecht, ich kann’s gar nicht in Worte fassen.

(iz). Doch auf den richtigen, auf den perfekten Moment warten, wo die Motivation wieder mit 250 km/h durch unseren Körper und Geist rast? Oder lieber doch etwas schreiben, um geschrieben zu haben? Ich glaube die Lösung liegt irgendwo dazwischen. Von Kübra Böler

Immer das, was ich brauche

Es müsste 2017 sein, wo mir klar wurde: Allah subhanahu wa-ta’ala gibt mir nicht immer das, was ich möchte, jedoch immer das, was ich brauche. Wie viel Trost und Kraft ich hieraus ziehe, kann und möchte ich gar nicht in Worte fassen. Ich möchte es nur fühlen, mich in dieses Gefühl reinlegen, um gestärkt den Höhen und Tiefen des Lebens zu begegnen. 

Genauso ging es mir während der Doppelinfektion. Gerade in Momenten des Schmerzes und des damit einhergehenden Leidens kommt es uns manchmal so vor, als würde dieser Zustand niemals enden. Als würde der Rachen ein auf ewig geröteter Raum, das Schlucken unmöglich, die Kondition weniger und alle weiteren Symptome nun meine treuen und Leid erhöhenden Begleiter bleiben. Natürlich beschäftigten mich Fragen wie „Warum ich?“, „Wieso ausgerechnet jetzt?“, „Was nun?“ und „Wird es wirklich besser?“ – Der Gedanke, dass es gerade genau richtig ist und mich dieser Umstand vor viel schlimmerem Übel bewahrt, bewahrte mich zwar nicht vor den Schmerzen, jedoch tröstete er mich und gab mir enorm viel Kraft.

Nichts ist beständiger als Veränderung selbst

Denn ja, nichts ist beständiger als die Veränderung selbst. Nichts in unserem Leben währt ewig. Egal ob Freude oder Leid, beides hat eines Tages ein Ende. Währenddessen gibt es auch die Augenblicke, die unser bisheriges Leben komplett auf den Kopf stellen und irreversibel verändern: Die Liste ist so lang wie die Anzahl von Menschen auf der Welt.

Mal ist es ein Unfall, der Verlust eines geliebten Menschen, Brüche in zwischenmenschlichen Beziehungen, ein Wohnorts- oder Jobwechsel – you name it. Gerade letzteren ist der Augenblick der Entscheidung vorgeschaltet. Unfälle und Verluste sind wohl die erprobtesten Beweise dafür, dass sich in einem Augenblick wirklich Dein komplettes Leben verändern kann. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Nichts kann mehr so sein, wie es einmal war. Erlebnisse und Erfahrungen verändern uns. 

In einem Ausspruch des Propheten Muhammad salla ‘Llahu ‘alaihi wa-sallam heißt es sinngemäß, dass wir fünf Dinge zu schätzen wissen sollen, bevor fünf Dinge kommen: Die Jugend vor dem Alter, unsere Gesundheit, bevor uns die Krankheit heimsucht, die freie Zeit vor den Zeiten der Beschäftigung, unseren Reichtum vor Armut und das Leben vor unserem Tod.

Wir müssen nur mutig sein

Alles in dieser Aufzählung brauchen wir in verschiedenen Lebenssituationen und -phasen. So habe ich mir Anfang Januar eine Flasche Schwarzkümmelöl geholt. Einige Dinge lassen sich eben auch nur praktisch erlernen und verstehen, egal wie fit wir in der Theorie sind. Vor ein paar Tagen hatte ich’s in meinem WhatsApp-Status geteilt und wurde gefragt, ob ich wieder krank sei. Nein. Ich nehme es präventiv ein. Denn nichts, was wir erlebt haben und was uns widerfahren ist, ist umsonst, egal, wie herausfordernd, traurig oder schmerzhaft es gewesen sein mag.

Wir müssen nur mutig genug sein, uns auf diese Erkenntnisse einzulassen und ins Tun zu kommen. Meine Antworten auf die obigen vier Fragen sind: Weil Du’s brauchtest. Weil Du Dich sonst wieder übernommen hättest. Ausruhen. Ja, Du sitzt wieder am Laptop und schreibst Deine Kolumne. Das Leben geht weiter. Alhamdulillah.