,

ZDFinfo zeigt Serie über Fake News: Lügen machen Geschichte

Verschwörung Medien
Foto: Shutterstock

Alternative Fakten sind keine Erfindung von Trump oder Putin. Propaganda, Lügen und der Kampf um Wahrheit sind Teil der Menschheitsgeschichte. Die Schauplätze, auf denen die Auseinandersetzung ausgetragen wird, wechseln. Von Christoph Arens

Mainz (KNA) „Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit.“ Dieses Zitat wird mal dem US-amerikanischen Politiker Hiram Johnson und mal dem antiken griechischen Dichter Aischylos zugesprochen. Doch egal von wem es stammt: „Alternative Fakten“ und Fake News sind nicht von Wladimir Putin, Donald Trump oder Joseph Goebbels erfunden worden, wie die am 4. Mai auf ZDFinfo zu sehende Reihe „Lüge und Wahrheit – Die Macht der Information“ zeigt. Die Geschichte der Menschheit ist auch eine Geschichte des Kampfes zwischen Lüge und Wahrheit.

Die sechsteilige Reihe erzählt ab 20.15 Uhr anhand von konkreten Beispielen aus Themenfeldern wie Krieg, Religion, Geld oder Verschwörungstheorien, wie mit Lügen Geschichte gemacht wurde und wird. Sie zeigt, welche Rolle die Medien bei der Verbreitung von Propaganda und der Verteidigung der Wahrheit gespielt haben. Genutzt werden dazu immer die aktuellsten technischen Möglichkeiten: von Steinsäulen und Gemälden über Fotos bis zu Film, TV und Social-Media-Posts.

Jede Folge steigt mit einem Ereignis aus der jüngeren Vergangenheit ein. Anhand historischer Beispiele gehen die Autoren dann in die tiefere Analyse. Zum Beispiel beim Thema Krieg: Im Jahr 1274 vor Christus nutzte der ägyptische Pharao Ramses II. monumentale Darstellungen der Schlacht von Kadesh, um seine Niederlage gegen die Hethiter in einen glorreichen Sieg umzudeuten. Die Erfindung des Buchdrucks und die Entstehung neuer Massenmedien wie Flugblätter ermöglichten es dann, Propaganda auch zeitnah einzusetzen: Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) habe beispielsweise das Argument des Gerechten Krieges immer mehr an Bedeutung gewonnen, analysiert die Magdeburger Historikerin Stefanie Fabian.

Fotos und Filme von den Kriegen des 19. und 20. Jahrhunderts suggerieren, Wirklichkeit abzubilden. Doch meist sind sie genauestens inszeniert. In der Moderne ist jeder Krieg auch ein Informationskrieg. Der Islamische Staat verbreitete seine Terrorvideos, um die Bevölkerung Mossuls einzuschüchtern und zur Flucht zu veranlassen. Aktuell ist den sozialen Medien eine weitere Eskalationsstufe durch Blogs, Videos und Fotos erreicht.

Auch Religion wird immer wieder zur politischen Waffe: Die biblische Exodus-Erzählung dient bis heute als Mutmacher-Geschichte für die Befreiung aus Knechtschaft und Sklaverei. Die europäischen Kolonialisten nutzten die vermeintliche Überlegenheit des Christentums als Vorwand zur Unterdrückung und Ermordung indigener Völker. Der Glaube liefert Argumente, im Guten wie im Schlechten.

Auch (vermeintliche) Skandale werden schon seit der Antike dazu benutzt, um Machtverhältnisse umzustürzen, Aufmerksamkeit zu erheischen oder Personen zu desavouiren. Am Vorabend der Französischen Revolution befeuerten Lügen über die französische Königin Marie Antoinette den Sturz der Monarchie und die Hinrichtung des Königspaares. Gesellschaften reagieren dabei ganz unterschiedlich auf Skandale: „Wenn wir uns die italienische Skandalkultur ansehen, fällt auf, dass beispielsweise die Affären um Silvio Berlusconi ihn nicht zu Fall gebracht haben“, sagt der Kommunikationswissenschaftler Andre Haller. In den USA seien es dagegen vor allem Skandale um Sex und außereheliche Beziehungen, die Politikern schaden.

Als besonders langlebig erweisen sich Verschwörungstheorien. So lässt sich Judenhass immer wieder aktualisieren. Vom kirchlichen Antijudaismus, der den Juden den Mord an Jesus zuschreibt, über die Brunnenvergiftungs-Vorwürfe der Pestzeit bis zum rassistischen Judenhass der Nazis: Antisemitische Erzählungen und andere Verschwörungsmythen liefern einfache Erklärungen für komplexe Fragen des Weltgeschehens.

Mitte des 20. Jahrhunderts erlebten Verschwörungstheorien einen Wandel: Jetzt dienen sie nicht mehr nur dem Erhalt bestehender Machtstrukturen, sondern greifen diese oft an. So kursierten bereits wenige Tage nach der Ermordung John F. Kennedys Theorien über eine angebliche Beteiligung der US-Regierung. Auch die Verschwörungstheorien der Impfgegner sind Ausdruck eines allgemeinen Misstrauens gegenüber der Politik. Durch die sozialen Netzwerke erlebt es einen regelrechten Boom.