Zehntausende gedenken des Srebrenica-Völkermordes

Srebrenica (dpa) Zehntausende trauernde Menschen haben am Samstag im ostbosnischen Srebrenica der über 8000 Opfer des Völkermordes vor 20 Jahren gedacht. Frauen vieler Opfer verteilten als Anstecker die «Blume Srebrenicas». Sie erinnert mit ihrem Blütenweiß an die Unschuld der Ermordeten und mit dem grünen Zentrum an das Prinzip Hoffnung. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs der Region erwiesen den Opfern dieses größten Kriegsverbrechens nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa die letzte Ehre. Die ausländischen Politiker und Parlamentarier trugen sich in zwei Kondolenzbücher ein, die im ehemaligen Hauptquartier der niederländischen UN-Truppen in Srebrenica ausgelegt worden waren. Das sogenannte Dutchbat hatte das Massaker nicht verhindern können, obwohl Srebrenica von den Vereinten Nationen zur «sicheren Schutzzone» erklärt worden war. Die Gedenkfeier fand in der alten Batteriefabrik statt, die den niederländischen UN-Soldaten damals als Hauptquartier gedient hatte.

Der Völkermord an mehr als 8000 Muslimen ist nach UN-Angaben «ein Verbrechen gegen die gesamte Menschheit». So nannte der Vorsitzende des UN-Kriegsverbrechertribunals, Theodor Meron, dieses größte Kriegsverbrechen in Europa nach 1945. Der Bürgermeister von Srebrenica, Camil Durakovic, beschrieb das unfassbare Massaker am Samstag mit den Worten: «Die meisten meiner damaligen Spielkameraden und damit meine Kindheit liegen heute begraben in der Gedenkstätte Srebrenica.»

Tribunal-Staatsanwalt Serge Brammertz berichtete, das UN-Tribunal in Den Haag habe die 20 wichtigsten Befehlshaber des Genozids in Srebrenica vor Gericht gestellt und rund 2000 Zeugen gehört. Er rief die Behörden in Bosnien-Herzegowina und in den Nachbarländern auf, «noch Hunderte Gerichtsverfahren» gegen die Mittäter einzuleiten, die immer noch unbehelligt lebten.