
(iz). Das kleinste Literaturhaus Hamburgs steht nicht an der Alster, sondern versteckt in einer SAGA-Siedlung in Winterhude am Rande des Stadtparks. Im Unterschied zum Millionenetat des großen Literaturhauses erhält es keinen Cent öffentlicher Förderung. Dafür ist der Eintritt frei. Wer möchte, legt eine kleine Spende auf den Tisch – für Kaffee, Tee und Kuchen, den der Betreiber Peter Schütt stets selber backt. Am Sonntag, dem 1. Mai 2016, wie immer um 16.00 Uhr, findet im Waschhaus am Wesselyring 51, die 400. Lesung statt. Seit dem Frühjahr 2003 lädt der Schriftsteller Peter Schütt jeden Sonntagnachmittag mit Ausnahme einer Winter- und Sommerpause zu einer Literaturveranstaltung ins Waschhaus ein, das nach der Räumung der Waschmaschinen vor allem als Nachbarschaftstreff und Kinderrclub genutzt wird.
Zum Jubiläum hat Gastgeber Peter Schütt sich etwas Besonderes ausgedacht. Zum Gedenken an Miguel des Cervantes, der vor just 400 Jahren gestorben ist, liest die Autorin Ellen Sell eine Donquixotterie, die den närrischen Ritter zu einem Abstecher an die Elbe nach Hamburg verleitet.
Peter Schütt (76), der neben den Waschhauslesungen noch die Literarische Werkstatt am Wesselyring leitet, ist bereits seit einem halben Jahrhundert als „literarischer Sozialarbeiter“ aktiv. 1966 kam er zusammen mit Ulrike Meinhof und Günter Wallraff zur „Dortmunder Gruppe 61“ um Max von der Grün. Zwei Jahre später zählte er zu den Gründern des „Werkkreises Literatur der Arbeitswelt“. Zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus der Waschhaus-Werkstatt hat er inzwischen drei Lesebücher herausgebracht, die allesamt im Neumünsteraner von-Bockel-Verlag erschienen sind, einen Band mit Geschichten rund um die City-Nord und zwei Bände zum 100. Stadtparkjubiläum. Zur Zeit arbeitet die Werkstatt an einem Projekt zum Thema „Fluchtpunkt Hamburg“.
Die Zahl der Autoren, die in den Waschhauslesungen zu Wort gekommen sind, summiert sich inzwischen auf fast hundert. Neben den Freunden aus der Schreibwerkstatt gehören zu Schütts Gästen vor allem binationale Schriftsteller, unter ihnen Kübra Böler, türkischstämmige Poetry-Slamerin, Emina Kamber, Lyrikerin aus Bosnien, Aferdita Halimi, Erzählerin aus dem Kosovo, der iranische Geschichtenerzähler Mahmood Falaki, und die aus Ägypten kommenden deutsch-arabischen Kulturvermittler Mohammed Khalifa und Karam Khella. Als deutscher Muslim – er gehört seit über 25 Jahren zur deutschsprachigen islamischen Gemeinde am Islamischen Zentrum an der Alster und ist derzeit deren Sprecher – verfügt Schütt über zahlreiche Kontakte zur Hamburger Muslimszene und nutzt das Waschhaus vor seiner Haustür auch als zwang- und formlose interreligiöse und interkulturelle Begegnungsstätte.
Nähere Infomationen: Peter Schütt, Wesselyring 45, 22297 Hamburg, tel. 462098, drpeterschuett@yahoo.de