Aktivismus: Wie können wir einen Burnout vermeiden?

Ausgabe 289

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(Patheos.com). Manchmal scheint es so, als würde sich die Welt viel zu schnell drehen – als ob wir überwältigt werden durch die Fragen, Herausforderungen und Ungerechtigkeiten, denen wir hier gegenüberstehen. Einige von uns haben sich entschieden, etwas dagegen zu tun. Manche von uns machen den ­Fehler, auf jede Ungerechtigkeit, jedes Thema und jede Herausforderung, vor der unsere Welt steht, zu reagieren. Das lässt uns nicht nur ineffektiv werden. Es verletzt uns auch spirituell, geistig, psychologisch und körperlich.

Häufig drohen wir, in unserem Bemühen beim Dienst an der Gemeinschaft oder der Schaffung von Gerechtigkeit, in eine Denkfalle zu geraten, indem wir sagen: „Wenn ich x, y tue, dann geschieht z“ oder „ich muss das tun, denn alles hängt von mir ab“. Selbstverständlich wissen wir in unserem Glauben, dass wir uns mit Übeln in der Welt beschäftigen müssen. So sagte der ­Prophet Muhammad, möge Allah ihn ­segnen und ihm Frieden geben: „Wer etwas Schlechtes sieht, soll es mit seiner Hand ändern. Und wenn er dazu nicht in der Lage ist, soll er es mit seiner Zunge tun. Und wenn er dazu nicht fähig ist, dann mit seinem Herzen. Und das ist die schwächste Stufe des Iman.“

Das Problem dieser Denkweise, wonach „wir“ die Quelle des Sieges und des Erfolgs seien, ist, dass wir Allah in der Gleichung vergessen. Oft überfordern wir uns mit der Unmöglichkeit, jede Ungerechtigkeit auf der Welt zu bekämpfen. Es ist nicht nur dumm, sondern auch ineffektiv. Verzehren wir uns in jedem Thema der Welt, werden wir nicht nur depressiv und entmutigt, sondern brennen aus.

Es hat keinerlei Sinn, sich zu erschöpfen und dabei unsere spirituelle, geistige und körperliche Gesundheit im Verlangen zu zerstören, der Gemeinschaft zu dienen und Probleme zu lösen. Selbst der Prophet Muhammad, Allahs Heil und Segen auf ihm, erhielt den Befehl, sich nach Beendigung seines Werkes seinem Herrn zuzuwenden: „Wenn Du (mit Deinen Pflichten) fertig bist, dann stehe (zur Anbetung) auf. Und richte Dein Begehehren zu Deinem Herrn.“ (Asch-Scharh, Sure 94, 7-8)

Unser Körper, unsere Seele und unsere Familie hat ein Recht auf uns. Wir müssen die Segnungen achten, die Allah uns gegeben hat. Die Vernachlässigung einer dieser Rechte missachtet die Ansprüche, die Allah ihnen verliehen hat. Ärgern wir uns also nicht, wenn wir keine Ergebnisse sehen oder die Probleme, die uns berühren, nicht beeinflussen können. Allah befahl dem Propheten Muhammad, Friede sei mit ihm, sich zu entspannen und sich nicht zu zerstören, um die Menschen zu führen: „Vielleicht magst du dich noch selbst umbringen aus Gram (darüber), dass sie nicht gläubig sind. Wenn Wir woll(t)en, könn(t)en Wir vom Himmel ein Zeichen auf sie hinabsenden, so daß sich ihre Nacken dauernd davor unterwerfen (würden). Keine neuerlich offenbarte Ermahnung kommt zu ihnen vom Allerbarmer, ohne daß sie sich davon abwenden. Sie haben (sie) ja für Lüge erklärt. So werden zu ihnen die Nachrichten kommen von dem, worüber sie sich lustig zu machen pflegten.“ (Taha, Sure 26, 3-7)

Der Schlüssel ist harte Arbeit, die aber nicht soweit gehen darf, dass wir uns selbst dabei zerstören. Dienen wir anderen, aber erinnern wir uns gleichermaßen, dass wir unserer Seele, unserem Körper und jenen dienen müssen, denen wir verpflichtet sind und die wir lieben. Allah sagte Seinem Gesandten im Wesentlichen, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, er solle auf sich achten. Häufig übersehen wir unsere spirituelle, emotionelle, psychische und körperliche Gesundheit in unserem Versuch, Probleme in der Welt zu lösen. Aber Allah erinnert uns in diesem Vers daran, sich auch um unser Selbst zu kümmern.

Wollen wir wirklich erfolgreich sein, um Unrecht zu beenden, müssen wir auf uns selbst aufpassen und konzentrieren. Der Schlüssel zum Erfolg in diesen schwierigen Zeiten liegt in der Fokussierung. Das soll nicht heißen, dass man nicht leidenschaftlich mit verschiedenen Ungerechtigkeiten oder Problemen beschäftigt ist.

Nein, es ist ein Aufruf, sich zu konzentrieren und die Welt um uns herum effektiv zu verändern. Es ist unmöglich, die Leidenden in anderen Ländern zu umarmen und zu trösten. Aber es ist durchaus möglich, dass wir uns um unsere örtliche Gemeinschaft kümmern, die leidet – die Armen, Bedürftigen, Obdachlosen, Opfer häuslicher Gewalt usw.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, Bereiche und Probleme zu finden, die wir direkt beeinflussen können. Das stärkt nicht nur unser Selbstvertrauen, sondern sorgt dafür, dass wir motivierter sind, langfristig an Themen zu arbeiten, an denen wir wirklich interessiert sind. Es ermöglicht, uns zu stärken und sicherzustellen, dass wir spürbare Veränderungen sehen, was wiederum die Motivation langfristig steigern kann.