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Berliner Ausstellung zur „Strahlkraft der Alhambra“

Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Philipp Zobel

Berlin (smb). Kultur und Traditionen überstehen historische Umbrüche oft auf er- staunliche Art. Die Sonderpräsentation „Die Strahlkraft der Alhamb- ra“ im Buchkunstkabinett des Museums für Islamische Kunst zeigt, wie die islamisch geprägte Kultur das westliche Mittelmeer auch nach dem Ende des muslimischen Spanien 1492 bereicherte: Fein verzierte Buchseiten, raffinierte Keramiken, Fotografien und weitere faszinierende Objekte vom 15. bis ins 20. Jahrhundert belegen in der Ausstellung das Überdauern traditioneller Kulturpraktiken.

Die Alhambra in Granada ist eines der bedeutendsten Monumente islamischer Kunst im Süden des heutigen Spanien. Wie kaum ein zweiter Ort steht diese Palastburg für die Entwicklung der Künste in al-Andalus – so die arabische Bezeichnung der iberischen Halbinsel. Die Alhambra war der Herrschersitz des letzten muslimischen Reichs, das 1492 von christli- chen Königreichen erobert wurde. Das politische Ende dieser Ära führte aber keineswegs zu einem Bruch mit den kulturellen Wurzeln.

Seite aus dem sog. Oppenheim-Koran, Marokko, 16.-17. Jahrhundert, © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Georg Niedermeiser

Hier setzt die Sonderpräsentation an und versammelt 55 Objekte, die das Überdauern islamisch geprägter kultureller Praktiken und künstlerischer Formen auf der iberischen Halbinsel eindrücklich belegen: Anhand von Keramikarbeiten, wie sie heute noch oft im Süden Spaniens zu finden sind, zeigt sich dies besonders. Künstlerische Ausdrucksformen wurden nicht „nur“ weitergegeben, sie wurden weiterentwickelt und adaptiert, sich zu eigen gemacht und blieben somit lebendiger Teil der Kultur.

Aber auch im Maghreb wurde über Jahrhunderte das kulturelle Erbe al- Andalus weiter gepflegt: Eine auf der iberischen Halbinsel und in Nord-westafrika gemeinsam entwickelte Ornament-Tradition, ähnliche Schriftarten und Gestaltungsvorlieben in der Buchkunst verdeutlichen, wie kulturelles Erbe auch außerhalb enger geografischer Grenzen weiterbesteht.

Nicht zuletzt die noch junge Fotografie rückte im 19. Jahrhundert die Kultur al-Andalus’ in den Fokus der Aufmerksamkeit und sorgte für ein welt- weites Interesse am Kulturerbe des muslimischen Spaniens. Auf den viel- leicht ältesten Fotografien des Museums für Islamische Kunst von 1852 hält Felix Alexander Oppenheim die Alhambra und weitere Kulturdenkmäler Spaniens in Bildern fest. Im Dialog mit rund 50 Jahre jüngeren Aufnahmen eines lokalen Fotostudios werden die Veränderungen in der Alhambra sichtbar und belegen, wie stark das 19. Jahrhundert unsere Sicht auf die Geschichte al-Andalus auch weiterhin prägt.