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Das Ende des Migrationshintergrunds?

Ausgabe 322

Debattenklima gesellschaft Deportationsszenarien
Foto: r.classen, Shutterstock

Seit 2005 erfasst das Statistische Bundesamt den „Migrationshintergrund“. Er ist eine wichtige Kategorie in Statistik und Forschung. Seit Jahren mehrt sich die Kritik am „Migrationshintergrund“ aber: Die Erfassung sei sehr kompliziert, werfe zu viel durcheinander, bilde die Lebensrealitäten vieler Menschen nicht ab und sei stigmatisierend. Von Andreas Pürckhauer

(Mediendienst Integration). Eine zentrale Kritik: Es gehe nicht wirklich um Migration. Viele Personen, die in der Statistik einen Migrationshintergrund haben, seien nicht zugewandert – und lebten teilweise hier schon in der dritten Generation.

Vergangenes Jahr hat die Fachkommission Integrationsfähigkeit vorgeschlagen, den Migrationshintergrund aufzugeben. Er solle ersetzt werden durch „Eingewanderte und ihre Nachkommen“. Das Bundesamt hat darauf reagiert. Es führt dafür eine neue Kategorie ein. In Zukunft fallen darunter: Personen, die selbst zugewandert sind, und solche, deren Eltern beide zugewandert sind.

Beim „Migrationshintergrund“ geht es darum, ob die Person oder mindestens ein Elternteil mit ausländischer Staatsbürgerschaft geboren wurde oder nicht – das heißt, die Nationalität ist ausschlaggebend. Bei „Eingewanderte und ihren Nachkommen“ geht es darum, ob die Person selbst oder beide Eltern eingewandert sind. Wichtig ist, ob sie Erfahrungen mit Migration gemacht haben. Wenn etwa ein Kind, dessen Eltern mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurden, im Ausland auf die Welt kommt und dann nach Deutschland einwandert, fällt es unter „Eingewanderte und ihre Nachkommen“.

Die neue Definition ist deutlich klarer und kompakter als der „Migrationshintergrund“. Um den zu erheben, werden im Mikrozensus 19 Fragen genutzt. Laut Statistischem Bundesamt arbeiten auch andere Länder mit ähnlichen Definitionen. Damit seien die Daten international vergleichbar.

Ganz ersetzt – wie von der Fachkommission empfohlen – wird der Migrationshintergrund zunächst nicht: Laut dem Bundesamt sei es wichtig, die Kategorie weiterzuführen, damit man Entwicklungen weiter beobachten könne. Die zentrale Publikation „Bevölkerung mit Migrationshintergrund“ wird es in ähnlicher Form weiter geben.

Der Beitrag wurde am 17.03. im Rahmen einer CC-Lizenz veröffentlicht.