Die drei häufigsten Fehler, die Eltern in sozialen Medien machen können. Gedanken von Omar Usman

Ausgabe 244

(Fiqh of Social Media). Normalerweise klassifizieren wir Eltern als „Nachzügler“ in Sachen Technologie. Daher haben sie üblicherweise den Anschluss verloren. Vor einigen Jahren gerieten viele Eltern wegen Facebook in helle Aufregung. Sie hatten keine Ahnung davon. Heute sind sie aktive Nutzer der Plattform – mehr als die junge Generation. Dank dieser Verzögerung betrachten wir ihr Verhalten weniger kritisch. Man beachte die Furcht und den Hype um Snapchat bei gleichzeitiger, allgemeiner Anerkennung von Facebook.

Aber die Jungen, die digitalen Eingeborenen, sind mit Technologie aufgewachsen. Und werden ihrerseits Eltern. In gewisser Weise ist das Neuland. Jeder, der selbst Elternteil wird, weiß oft sehr gut, dass er oder sie am Ende genauso agiert, wie er oder sie erzogen wurde. Man mag hoffen oder denken, es sei anders. Oft ahmt man mehr nach, als man sich selbst eingestehen möchte.

Soziale Medien fordern heraus, weil es kaum Maßstäbe für sie gibt. Für unsere Eltern war Instagram, eine Filmrolle mit Urlaubsbildern zum Entwickeln abzugeben. Sie klebten die Fotos in Alben, die dann in den Schrank kamen. Ihre „Mommy Blogs“ waren Telefonate mit Freunden oder Diskussionen bei Abendessen. Mussten sie ihrem Ärger über die Kinder Luft schaffen, taten sie das in relativer Privatheit. Wie bei anderen Themen auch, haben die sozialen Medien keine neuen Probleme für die Elternrolle geschaffen. Sie haben nur das Bestehende vergrößert (manchmal exponentiell). Es gibt drei grobe Fehler, die Eltern im Zeitalter der sozialen Netzwerke machen können.

Sich online über die Kinder beschweren
Das sollte offenkundiger sein, als es den Anschein hat. Wir alle zucken zusammen beim Gedanken, unsere Eltern könnten uns herabsetzen oder herablassend behandeln. Wie wirkt es, wenn sie das in der Öffentlichkeit gegenüber anderen tun? Oder es online bringen, damit jeder es sehen kann – sogar Jahre später?

Eltern können negative Dinge über ihren Nachwuchs veröffentlichen, ohne dass sie groß darüber nachdenken. Vielleicht, um Dampf abzulassen; vielleicht scheint es auch harmlos. Kinder dürften das nicht notwendigerweise auch so sehen. Je häufiger sie sich dermaßen geschnitten fühlen, desto weniger werden sie zukünftig mit ihren Eltern kommunizieren. Wie sollen sie sich noch öffnen, wenn sie im Hinterkopf befürchten müssen, dass ihre Eltern sie online in Verlegenheit bringen?

Obwohl unsere Kinder noch jung sind, wissen sie ganz genau, dass wir manchmal Bilder oder Aussagen von ihnen ins Netz stellen. In jedem Fall fragen meine Frau und ich sie um Erlaubnis, bevor wir das tun. Manchmal möchten sie, dass etwas gepostet wird, damit sie sehen können, was ihre Onkel und Tanten darüber denken. Und es mag auch Zeiten gegeben haben, in denen sie wollten, dass etwas nicht geteilt wird. Wir sind zufrieden, ihren Wünschen zu entsprechen.

Jedes Elternteil ärgert sich manchmal über seine Kinder und muss Dampf ablassen. Für manche sind die Netzwerke der Ort der Wahl, an dem dies geschieht. Das Verhalten muss sich ändern – der Preis ist einfach zu hoch. Im Falle anderer Eltern, die sich über ihren Nachwuchs auslassen, sollte man sie (freundlich) beraten, oder „entfreunden“, um nicht dieser Art von Negativität ausgesetzt zu sein.

Der Vergleich
Die eigenen Kinder mit anderen zu vergleichen, ist ganz normal für Eltern. Man braucht manchmal eine Art Bezugspunkt, um zu verstehen, wie sich der Nachwuchs im Vergleich mit dem anderer Eltern entwickelt. Wir erinnern uns alle daran, wie wir den Gedanken hassten, dass wir mit unseren Freunden verglichen wurden. Trotz unserer Jugend verstanden wir, dass jeder andere Umstände hatte. Und trotzdem tun wir das als Eltern aus irgendwelchen Gründen auch. Es ist natürlich.

Das Problem mit den Medien ist die Leichtigkeit, mit der dies getan werden kann. Wir sehen die Webseite eines Kindes und fragen uns, warum unsere Kleinen dies nicht können. Ein Kind macht Millionen mit einem Youtube-Kanal und plötzlich wundern wir uns, ob unsere in talentfreier Mittelmäßigkeit aufwachsen. Das ist ein natürlicher Inkubator für Eifersucht und Neid. Es gibt eine Kehrseite: Soziale Netzwerke nutzen, um anderen Eltern „eins auszuwischen“. Vergleichbar mit unserer Neigung, unsere Erfahrung zu dokumentieren und anzuhäufen, nutzen wir die Medien manchmal, um unser elterliches Ego anzukurbeln.

Das Telefon erscheint ­vielen als wichtiger
Dies ist vielleicht der subtilste, aber der potenziell destruktivste Fehler. Es bedeutet nicht, die Kinder zugunsten des Telefons (auch wenn das passiert) gänzlich zu ignorieren. Es ist das „warte mal, gib mir zwei Minuten“, um einen Tweet zu beenden, während unser Kind sich um unsere Aufmerksamkeit bemüht. Das ist das Problem.

Die Kinder brauchen das Gefühl, dass sie wertvoller sind als die anderen Beziehungen, die elektronisch aufrechterhalten werden. Es kann nicht sein, dass die weniger bedeutsamen Beziehungen wichtiger sind als die entscheidenden.

All das soll nicht heißen, dass es keinen Platz für soziale Medien in der Erziehung gibt. Sie brauchen nur die gleichen grundlegenden Regeln wie der Rest. Das heißt, offene und ehrliche Kommunikation mit unseren Kindern. Und ihnen mit der Handlung zeigen, dass sie unsere Priorität sind.

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