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Der lange Weg der Familie Kurtović zur Gerechtigkeit

Ausgabe 345

Opfer Terror Rassismus Hanau Kurtović
Foto: Fabian Steffens, Shutterstock

Beim Anschlag in Hanau 2020 wurden neun Menschen getötet. Auch einen Sohn der Familie Kurtović. Crowdfunding soll ihre Bemühungen nun unterstützen.

(Commonsplace.de). Am Abend des 19. Februar 2020 wurde die Stadt Hanau Schauplatz eines verheerenden rassistischen Anschlags, bei dem neun Menschen aus dem Leben gerissen wurden.

Unter den Opfern befand sich auch der 22-jährige Hamza Kurtović, dessen Familie seitdem unermüdlich für Gerechtigkeit kämpft. Der Fall von Hamza und den anderen Leidtragenden steht emblematisch für die tiefgreifenden Probleme von Rassismus und Islamophobie in der deutschen Gesellschaft und wirft ein scharfes Licht auf die Notwendigkeit, für Gerechtigkeit und gegen das Vergessen anzutreten.

Der verschlossene Notausgang in Hanau: Ein Symbol verweigerter Gerechtigkeit

Eine der zentralen Kontroversen im Nachgang des Anschlags betrifft den verschlossenen Notausgang der Arena-Bar, einem der Tatorte. Dieser versperrte Ausgang könnte entscheidende Fluchtchancen blockiert haben. Die Staatsanwaltschaft lehnte jedoch eine Wiederaufnahme der Ermittlungen ab, trotz zahlreicher Hinweise und Beschwerden der Opferfamilien, darunter die der Kurtovićs.

Foto: Lumpeseggl, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 3.0

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Armin Kurtović, der Vater von Hamza, hat seine Enttäuschung und seinen Zorn über die mangelnde Verantwortungsübernahme und die ausbleibenden Konsequenzen deutlich gemacht:

„Nichts ist nach dem rassistischen Terror von Hanau, bei dem wir unseren Sohn Hamza verloren haben, wirklich passiert. Keine Konsequenzen. Weder für uns, noch für die anderen Betroffenen von rassistischer Gewalt. Keiner der Verantwortlichen musste seinen Posten räumen. Die Staatsanwaltschaft nahm bis jetzt keinen Verdacht gegen die Behörden ernst. Wir werden nun klagen. Und wir werden, wenn es nötig ist, bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen.“

Armin Kurtović – Januar 2024

Juristischer Kampf und Crowdfunding für Gerechtigkeit – für die Familie Kurtovic

Vor diesem Hintergrund hat die Familie Kurtović beschlossen, juristisch gegen die Untätigkeit der Behörden vorzugehen. Ihr Ziel ist es, bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu ziehen, um Gerechtigkeit für Hamza und die anderen Opfer zu erwirken.

Um die anfallenden Kosten für Gerichtsverfahren, Anwälte, Gutachten und notwendige Reisen zu decken, hat die Familie ein Crowdfunding-Projekt auf Commonsplace.de ins Leben gerufen.

Die Kampagne richtet sich an alle, die den Kampf gegen Rassismus und für eine gerechtere Gesellschaft unterstützen wollen. „Wir werden nun klagen. Und wir werden, wenn es nötig ist, bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen“, bekräftigt Armin Kurtović.

Die Familie betont die Wichtigkeit ihres Kampfes, der weit über ihren persönlichen Verlust hinausgeht und ein Zeichen gegen die allgegenwärtige Bedrohung durch rassistische Gewalt setzen soll. Die Gelder, die über die muslimische Crowdfundingplattform gesammelt werden, sind für eine Vielzahl kritischer Bedürfnisse bestimmt:

Gerichtskosten für mehrere Instanzen: Angefangen beim Klageerzwingungsverfahren bis hin zu möglichen Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, erfordert jeder Schritt finanzielle Ressourcen.

Anwaltskosten: Die Vertretung durch spezialisierte Anwältinnen und Anwälte ist essentiell, um die komplexe juristische Materie effektiv zu navigieren und die bestmöglichen Chancen auf Erfolg zu haben.

Kosten für Gutachten: Um die Argumentation zu stärken, sind oft detaillierte Gutachten von Experten erforderlich, die zusätzliche Kosten verursachen.

Reise- und Treffenkosten: Die Organisation von Treffen mit Zeugen, das Reisen zu Gerichtsterminen und die Koordination mit den Anwältinnen und Anwälten erfordern ebenfalls finanzielle Mittel.

Foto: Pradeep Thomas Thundiyil, Shutterstock

Die Botschaft der Familie Kurtović

Die Tragödie von Hanau hat eine Welle der Solidarität innerhalb der muslimischen Gemeinschaft und darüber hinaus ausgelöst, die sich eindrucksvoll hinter die Familie Kurtović stellt. Dieser Zusammenhalt demonstriert, wie wichtig gemeinschaftlicher Beistand und kollektives Handeln sind, um eine Bewegung für Gerechtigkeit und gegen Rassismus und Islamophobie voranzutreiben.

Ein Weckruf zum Handeln

Die Ereignisse um die Familie Kurtović sind ein klarer Aufruf, sich gegen Ungerechtigkeit zu erheben und für eine inklusive Gesellschaft einzusetzen. Jeder Beitrag zum Crowdfunding, jede geteilte Nachricht trägt dazu bei, ein starkes Zeichen gegen Rassismus zu setzen und das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Gerechtigkeit zu schärfen.

* Die Kampagne zur Unterstützung der Bemühungen finden sich auf der Webseite Commonsplace.de, auf der dieser Text zuerst veröffentlicht wurde.