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Foundation – im Bauch des Imperiums

Pressefoto: Apple+/Apple TV

Passend zum Charakter dieser Zeit bietet die Streamingplattform Apple TV+ seit Ende Herbst letzten Jahres die vollständige erste Staffel der Serie „Foundation“ an. Sie ist der monumentalen Trilogie des Science-Fiction-Autors Isaac Asimov entlehnt, ohne sich streng an dessen Narrativ zu orientieren.

(iz). Nun sind wir in den letzten zwei Jahren mit einer riesigen Menge an Serien und Filmen überhäuft wurden. Bis zur Unerträglichkeit sind sie von Fantasy, Horror und Science-Fiction dominiert, sodass die Frage berechtigt ist, ob dieser Augenblick nicht ausreichend erschreckend, fantastisch und dystopisch ist. Es hat den Eindruck, die Wirklichkeit hat die Möglichkeit der Fiktion längst eingeholt.

Das sollte bei „Foundation“ nicht stören. Selbst wer kein sonderlicher Fan des Genres ist, bekommt einiges geboten: ein beeindruckendes Setdesign, komplexe Erzählstränge sowie eine durchgehend hohe Spannung halten die Lust am Schauen hoch. Asimov galt als nicht verfilmbar. Der Regisseur die Hürde genommen. Dabei kümmert es nicht wirklich, dass AutorInnen und Filmemacher sich nicht strikt an den narrativen Strang der monumentalen Vorlage des US-Autors halten. Die Grundidee geht nicht verloren.

Die Prämisse ist einfach, entfaltet aber ein komplexes und faszinierendes Narrativ. Das 10.000-jährige galaktische Reich ist überdehnt und droht angesichts seiner inneren Widersprüche zu implodieren. Während sich die herrschende „genetische Dynastie“, das Kaiser-Trio, dem Verfall gewaltsam entgegenstellt (und ihn dadurch beschleunigt), versucht eine Gruppe Wissenschaftler der Psychohistorik (die Foundation) den Keim für ein künftiges Gemeinwesen zu bewahren.

Dabei droht diese (fiktive) Wissenschaft zur mathematischen und massenpsychologischen Berechnung menschlichen Verhaltens selbst zu einer versteinerten Lehre zu werden. Bereits in der ersten Staffel (es sollen ungefähr acht geplant sein) wird deutlich, dass diese Foundation, die sich auf dem abgelegenen Planeten Terminus niederlässt, nicht nur von feindlichen Lokalmächten bedroht wird, die sich vom zerfallenden Imperium freimachen.

Eine formalistische Führung der Kolonisatoren ahmt selbst die Fehler des Imperiums nach. Sie fangen an, an einen linearen Verlauf von Geschichte zu glauben, anstatt die Entwicklungssprünge von Krisenmomenten (die von ihrem Gründer Hari Seldon vorhergesehen werden) zu erkennen. Wie zu Ende der vorliegenden Staffel angedeutet plante schon (der im Verlauf getötete) Seldon die Gründung einer zweiten Foundation, mit der die Wiedergeburt eines zentralen menschlichen Gemeinwesens im Kosmos gewährleistet werden soll. 

Damit wird die Serie alles andere als utopisch. Besteht doch jetzt die reale Gefahr, dass unser Versuch der Minimierung einer Krisenlage diese zu verschlimmern droht. (sw)

Foundation, Drehbuch von David S. Goyer & Josh Friedman, zu sehen bei Apple TV+