Aufgrund gesellschaftspolitischer Trends wächst bei vielen heterosexuellen Männern das Gefühl, dass die traditionelle Maskulinität in westlichen Gesellschaften an Boden verliert. Zu denjenigen, die in dieser Hinsicht am lautesten Alarm schlagen, gehören politisch Konservative. Von Dawud Walid
(almadina.org). Öffentliche Intellektuelle wie der kanadische klinische Psychologe Jordan Peterson behaupten, dass es eine konzertierte „liberale Agenda“ zur Entmannung von Männern gibt, die über eine Art organische Verschiebung der Definition von Männlichkeit hinausgeht. Angesichts der vielen säkularen Vorstellungen von rechts und links darüber, was ein gesunder Ausdruck von Männlichkeit ist und was nicht, ist es für Muslime im Westen wichtig, in der islamischen Tradition zu verankern, was eine gesunde Männlichkeit ausmacht. Sie sollten nicht die gesamten Paradigmen anderer als unsere eigenen übernehmen.
Die traditionelle islamische Erkenntnistheorie in Zusammenhang mit Parametern, was Wahrheit ist und wie sie ausgesprochen werden muss, sollte niemals den politischen Trends von politischen Parteien und Plattformen ausgesetzt werden. Selbst wenn die Rechte das Banner der privaten Moralität hisst, während die Linke öffentliche Gerechtigkeit betont, haben beide andere erkenntnistheoretische Standards als die islamische Basis. Keiner von beiden akzeptiert den Qur’an oder die authentische Sunna als unwiderlegbare Quelle von Wahrheit. Noch können sie die Schöpfung lesen, in dem sich Zeichen finden.
Daher sollten Muslime vorsichtig dabei sein, die Argumente und Empfindlichkeiten von Nichtmuslimen auf der Rechten zu akzeptieren. Noch sollten sie ihre begründeten Bedenken über das falsche Framing der Linken und ihrer Agenda in Hinblick auf Gender und verwandte Sensibilitäten ablegen. Vor diesem Hintergrund sollten unsere Männer nicht mit Feindseligkeit und unsensibler Rhetorik gegenüber Frauen reagieren, um diese Flut aufzuhalten.
Wenn wir unsere Jugend zu reifen Männern erziehen und Männer über 30 daran erinnern, müssen wir auf den Maßstab für Männlichkeit hinweisen. Dieser ist der Prophet Muhammad (Gebete und Frieden seien auf ihm und seiner Familie) sowie die Eigenschaften der Futuwwa, die er an den Tag legte. Sie gehen über physische Merkmale wie Statur, Kleidung und Bart hinaus. Sie lässt sich frei als islamische Ritterlichkeit übersetzen, sondern ist in der Tat eine Art Ehrenkodex. Ein Teil besteht darin, geduldige Beharrlichkeit an den Tag zu legen und den Kopf hochzuhalten, wenn die Dinge unanständig sind oder nicht dem entsprechen, was ehrenhaft ist.
‘Umar ibn Al-Khattab sagte, dass Futuwwa Geduld in Hinblick auf eine verachtenswerte Angelegenheit bedeutet. Al-Quschairi beschrieb sie als Loyalität und Schutz. Schaikh Abu Muhammad Al-Quraschi war der Ansicht, sie bedeutet auch, das zu verlassen, was für einen ist, und für das einzutreten, was gegen einen ist. Ibn ‘Adschiba führte weiter aus, dass sie die Bedeutung in sich trägt, andere dem Eigeninteresse vorzuziehen, indem was man liebt und andere ausgezeichnet mit dieser Liebe zu behandeln. Er war auch der Ansicht, dass Futuwwa von niemandem so perfektioniert wird wie der Prophet Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, wenn dieser am Tag der Auferstehung „meine Umma, meine Umma“ sagen wird. Sie zeige sich auch, wenn wir uns nicht tugendhafter als andere sehen. Schaikh At-Tustari fügte hinzu, dass sie in der Nachfolge der Sunna besteht.
Eine ihrer Komponenten ist Mut im Angesicht von Gegnern. Aber besteht auch aus Loyalität und Wahrhaftigkeit – auch gegen sich selbst – sowie in Geduld, die sich in Selbstlosigkeit zeigt. Das sind die schönen Charaktereigenschaften, die einen Mann ausmachen, jenseits äußerer, materialistischer Merkmale wie Aussehen und Einkommen, mit dem man seine Familie ernähren kann. Unsere Auffassung vom Mannsein besteht nicht darin, Menschen sprichwörtlich zu treten, wenn sie am Boden liegen, oder Frauen beim Namen zu nennen und zu versuchen, sie „in ihre Schranken zu weisen“. Spirituelle Schönheit und Erhabenheit gegenüber jenen, die für den eigenen Vorteil arbeiten, sind der ritterlichen Männlichkeit näher als brutales Verhalten. Verkörpert wurde sie von ‘Ali ibn Abi Talib.
Man könnte noch viel mehr über Futuwwa schreiben. Für uns Muslime im Westen ist es wichtig, zu verstehen, dass wir eine Tradition des Mannseins haben, auf die wir uns beziehen und die durch Erziehung, Verkörperung und Förderung der Älteren mit der Jugend aktualisiert werden muss. Und dass wir nicht reaktionär sein sollten, indem wir die Rahmen und Diskurse anderer über Maskulinität übernehmen, die keine tiefe Ehrfurcht vor dem Qur’an und unserem ultimativen Beispiel für Männlichkeit, dem Propheten Muhammad, haben, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben.
