Gegen die Islamisierung des Rassismus

Foto: Westend Verlag | Youtube

München (iz). Im Rahmen der „internationalen Wochen gegen Rassismus“ wurde der Berliner Autor und Journalist Daniel Bax vom Münchner Forum für Islam (MFI) eingeladen, sein Buch „Angst ums Abendland“ vorzustellen. Am Freitag, den 11.03.16 fand die Lesung mit anschließender Diskussion im MFI statt.
Kern der Lesung war ein Kapitel, in welchem sich der Autor auf die Definition von Begriffen wie „Religionskritik“, „Islamkritik“ und „Rassismus“ konzentrierte. Auch der Begriff „Faschismus“ wurde darin behandelt, weil eine wachsende Zahl an Rechtspopulisten behaupten würde, der Islam an sich wäre faschistisch. Daher stellte sich der Autor die Frage nach dem „Unterschied zwischen antimuslimischen Rassismus und Islamophobie“.
Bax stellte fest, dass viele „Islamkritiker“ den Islam insgesamt als eine totalitäre Ideologie darstellen würden, statt ihn als Religion mit all ihren Facetten zu betrachten. Die Kritik am Islam unter dem Deckmantel der „Ideologiekritik“ würde somit selbst zu einer Ideologie, der „Abendlandideologie“. In der Vergangenheit waren andere Ethnien oder andere Kulturen die Opfer von Rassismus, jetzt würde sich der Rassismus vermehrt gegen andere Religionen richten.
Rassismus ist nach Meinung des Autors etwa, wenn alle Muslime als faschistisch bezeichnet werden. Nach Ansicht von Bax führt diese populistische Islamkritik zu Einschränkungen der Religionsfreiheit von Muslimen in Deutschland. Es werde ein genereller Widerspruch von Islam und Freiheit beziehungsweise Demokratie unterstellt und die Muslime auf Grund dieser vermeintlichen Unvereinbarkeit aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Muslime sollten den Islam verlassen, sich vom Islam befreien, oder ihn zumindest nach entsprechenden Kriterien reformieren, darauf liefen die Forderungen von Rechtspopulisten und populären „Islamkritikern“ hinaus.

Foto: Benjamin Idriz | Facebook
Foto: Benjamin Idriz | Facebook

Das Kopftuch werde von Feministinnen wie Alice Schwarzer zu einem Judenstern, obwohl es die meisten Frauen freiwillig tragen würden. Selbst der Vergleich von Minaretten mit Hakenkreuzen wurde schon gezogen. Schließlich würden Parteien mit einem anti-muslimischen Programm punkten; die wie Marie Le Pen alle Gläubigen als Besatzer bezeichnen, wie die Entwicklungen in Frankreich zeigten.
Bax erkennt hier eine geschichtliche, politische und gesellschaftliche Parallelität zum Antisemitismus. Früher wäre von „Verjudung“ gesprochen worden, heute von „Islamisierung“. Hetzblogs und Koran- Hetze erinnern Bax stark an die damalige Talmud-Hetze. Auch wenn der Vergleich von Muslimen als die „neuen Juden“ nicht ganz zutreffe, weil sich ein Völkermord wie in der NS-Zeit sicherlich nicht wiederholen werde, dürften die aktuellen Entwicklungen seiner Meinung nach nicht unterschätzt und verharmlost werden.
Bax machte auch darauf aufmerksam, dass derzeit eine Debatte um die eigene Identität, die „europäischen Werte“, die „Leitkultur“ geführt werde. Als die offensichtlichsten Zeichen der Veränderung würden Kopftuch, Minarett und Moscheebau ausgemacht, weshalb sie für Unmut sorgten und manche sie am liebsten verbieten würden. Forderungen nach solchen Verboten wären allerdings deutliche Zeichen, dass Meinungs- und Glaubensfreiheit nur noch für bestimmte Religionen gelten sollen.
Viele Bürger hätten Angst, weil sie einen sozialen und wirtschaftlichen Wandel erlebten. Rechtspopulisten wiederum würden die Islamkritik dafür nutzen, eine angeblich einfache Lösung zu haben – der Islam sei an allem schuld. Deshalb werde der Einwanderungsstopp gefordert und am besten direkt ein Islam-Verbot, was zu weiterer Diskriminierung und Freiheitseinschränkung von Muslimen führen würde.
Nach der Lesung wurden die angesprochenen Themen lebhaft diskutiert. Im bunt gemischten Publikum befanden sich auch selbsternannte „Islamkritiker“, welche sich durch den Islam bedroht fühlten. Bax argumentierte, dass sie sich zwar in der Opferrolle sehen würden, aber ebenfalls Täter wären. Wo es sich früher um nationalen Rassismus handelte, würde in der „Islam-Debatte“ eine ganze Religion „kritisiert“ und mit Vorurteilen behaftet. Aus Vorurteilen werde Hass, und aus dem Hass schließlich eine Ideologie. Was am Islam kritisiert werden sollte, würde somit selbst praktiziert.
Steigende Islamfeindlichkeit könne schließlich unter manchen Jugendlichen zu einer weiteren Radikalisierung und IS-Sympathie führen. In der deutschen Gesellschaft gäbe es jedoch auch sicht- und spürbare Fortschritte mit muslimischer Teilhabe. Auch diese Veranstaltung sei ein wichtiges Zeichen, um sich gemeinsam gegen islamistische Hassprediger und deutsche Populisten wie AfD und Pegida zu positionieren.
Aus der Sicht von Bax steht außer Frage, dass keineswegs alle Muslime IS-Anhänger sind. Daher sieht er die Gefahr, dass sich in Europa eine „Anti-Islam-Ideologie“ und somit eine fremdenfeindliche Stimmung durchsetzt nicht weniger gering als die Gefahr von extremistischem Terror.