Bestürzung und Enttäuschung

(ISB). Der Islamische Studierendenbund Campus Essen (ISB) betrachtet die Art und Weise des Umgangs, insbesondere die medialen Berichtserstattungen bzgl. der Schließung des Gebetsraumes am Campus Essen der Universität Duisburg-Essen, als kritisch. Die Berichterstattung in den WAZ-Artikeln ab dem 12.02.2016 über die Schließung des Gebetsraumes an unserem Campus wurde von uns mit großem Bedauern wahrgenommen und sorgte unter den muslimischen Studierenden, Akademiker*innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen für Bestürzung und Enttäuschung.
Betroffen waren wir vor allem über die haltlosen Behauptungen, welche unseres Erachtens nach eher dem Zweck dienen, den medial omnipräsenten frauenfeindlichen und antimuslimischen Diskurs zu speisen. Der von vielen anderen Medien adaptierte Vorwurf, dass nicht-muslimische Studierende am Campus Essen ,,über Repressalien durch muslimische Kommilitonen‘‘ klagen, ist haltlos und entbehrt jeder Grundlage. Insbesondere sind und waren dem ISB solche Vorfälle, die ihn zu einer sofortigen Intervention veranlasst hätten, nicht bekannt und wurden ihm auch nicht gemeldet. Außerdem haben wir die Nutzer*innen wiederholt, u.a. persönlich während der Freitagsgebete wie auch per Aushang, auf die Einhaltung der universitären Hausordnung hingewiesen.
Die unproblematische Nutzung des Raumes klappt schon seit Jahren oder besser gesagt Jahrzehnten. Vor sowie nach seinem 30-jährigen Bestehen gab es keinerlei – wie es nun fälschlicherweise medial behauptet wird – massive Konflikte in Bezug auf den Gebetsraum. Ansonsten hätte dieser auch gar nicht erst so lange bestehen können. Entgegen der jüngsten öffentlichen Behauptungen ist der Raum das Gegenteil eines „Problemfalls“, sondern ein Zeichen für Weltoffenheit. So befindet sich der Gebetsraum im Zentrum der katholischen sowie evangelischen Theologie und verkörpert damit ein öffentliches Bekenntnis für Toleranz und Miteinander unserer Universität. Insofern ist die Schließung des Raumes, auch wenn die Universität angekündigt hat, nun alternativ einen Raum der Stille einzurichten, doch sehr bedauerlich. Die starke Frequentierung des Raumes und der Umstand, dass umliegende Moscheen nicht ohne weiteres schnell erreicht werden können, belegen, wie wichtig solch ein Raum für die muslimischen Studierenden ist. Vor allem gehört dieser Gebetsraum zu der Tradition der Universität und ist ein Beleg für den Respekt der Universität für religiöse Belange ihrer Studierenden. So ist das Verhältnis zwischen der Universität und uns auch seit jeher geprägt von einem vertrauensvollen Miteinander.
Dies hat die Universitätsleitung auch durch ihre Pressemitteilung vom 15.02.2016 und ihren sonstigen öffentlichen Aussagen belegt, indem sie die medial verbreiteten Vorwürfe unmissverständlich zurückgewiesen hat. Für dieses Einstehen für ihre Studierenden sind wir der Leitung dankbar. Denn es ist angesichts des „aufgeladenen“ Klimas gegenüber Muslim*innen nicht selbstverständlich.
Bei den Darstellungen der Vorgänge bzgl. der Muslim*innen an der Universität wird die Grenze zwischen Meinungsäußerung und falscher Tatsachenbehauptung überschritten.
Die geschilderten Probleme, etwa der Radikalisierung und Diskriminierung von Andersgläubigen, entsprechen nicht der Realität (AStA-Stellungnahme 12.02.2016). Scheinbar haben die vereinzelten Berichte das Ziel, das positive Miteinander und Klima zwischen der Universität und den muslimischen Studierenden zu stören. Falsche Tatsachenbehauptungen im Gewand der Meinungsäußerung gefährden den sozialen Frieden. Dadurch werden Vorurteile und Stereotypen nicht nur geschaffen, sondern auch gestärkt – Muslim*innen werden als Bedrohung wahrgenommen. Dabei gilt es gerade ein solches Klima zu vermeiden. Vor diesem Hintergrund möchten wir mit den Worten des ESG-Pfarrers Max Strecker abschließen: Gerade wenn Religion auf dem Campus friedlich und dialoghaft gelebt wird, kann dies ein Lernfeld sein, das positiv ausstrahlt in die Gesellschaft. Daran möchte ich gerne weiter mitarbeiten. – wir alle wollen gemeinsam daran arbeiten.