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Hanau: Muslime erinnern an die Opfer

Foto: Burhan Kesici, Facebook

Hanau/Berlin (KNA/dpa/iz). Zum Jahrestag des Attentats von Hanau mit neun Toten haben muslimische Vertreter an die Opfer und deren Angehörige erinnert. Zugleich warnten sie am Freitag vor Spaltung und Rassismus in der Gesellschaft.

Zusammen mit Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), dem Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) sowie Überlebenden und Hinterbliebenen nimmt Steinmeier an einer Gedenkveranstaltung Hanau teil. Am gestrigen Abend hatten knapp 3.000 Menschen mit einer Demonstration durch die Frankfurter Innenstadt an die Opfer des Anschlags erinnert. In Sprechchören riefen Demonstranten immer wieder „Hanau war kein Einzelfall“.

Für die beiden Amtssitze des Bundespräsidenten – Schloss Bellevue in Berlin und die Villa Hammerschmidt in Bonn – wurde für diesen Freitag Trauerbeflaggung angeordnet. Im Gedenken an die bei dem Anschlag Verstorbenen sollen die Flaggen auf halbmast gesetzt werden. Nach Angaben des Bundespräsidialamts hat Steinmeier zudem an die Familien der Opfer Anfang dieser Woche persönliche Briefe geschrieben.

Der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland betonte, Anschläge wie der von Hanau richteten sich nicht nur gegen Einwanderer und Minderheiten. Sie seien zugleich Anschläge auf die gesellschaftliche und politische Ordnung des Landes, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung.

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Diese Angriffe geschähen „nicht im luftleeren Raum, sondern sind vielmehr Resultate unsäglicher Debatten und gezielter Spaltungen, durch die sich die Täter nicht nur in ihrem Hass und ihrer Affinität zu Gewalt gerechtfertigt fühlen, sondern ihrem Verständnis nach sogar aufgefordert werden zu handeln“. Hoffnung mache eine „wachsende Sensibilität der politischen Entscheidungsträger für die zunehmende Fremdenfeindlichkeit und Islamfeindlichkeit in unserem Land“.

Initiiert wurde der KRM-Aufruf von seinen sechs Mitgliedsverbänden. Zu den Unterstützern gehören 17 bundesweite sowie 18 regionale Verbände. Unterzeichnet haben muslimische, aber auch einige nichtmuslimische Einrichtungen.

Vertreter des Zentralrats der Muslime (ZMD) nehmen gemeinsam mit Angehörigen der Opfer, Bundestagsabgeordneten und Kirchenvertretern am 10.00 an einer Gedenkveranstaltung auf dem Hauptfriedhof von Hanau teil. Zum Abschluss sind einige Wortbeiträge geplant.

Die SCHURA Hamburg, ein Zusammenschluss muslimischer Gemeinschaften der Hansestadt rief am heutigen Freitag um 17.00 zu drei dezentralen Solidaritätsveranstaltungen auf. (Informationen unter https://hamburgnachhanau.noblogs.org)

„Der Terroranschlag machte uns wütend, traurig und ließ uns alle fassungslos zurück. Gökhan – Ferhat – Mercedes – Sedat – Hamza – Kalojan – Bilal – Fatih – Said. Ihre Namen dürfen nicht vergessen werden! Ihre Namen sollen daran erinnern, dass Rassismus tötet und die Gefahr nicht gebannt, sondern gegenwärtig ist“, so der stellvertretende SCHURA-Vorsitzende Fatih Yildiz. „Geistige Brandstifter schüren weiterhin bewusst das Klima der Angst, des Hasses und der Ausgrenzung, die von gewaltbereiten Extremisten aufgegriffen wird und in verbalen Angriffen und Terroranschlägen mündet.“